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MELLRICHSTADT
Café Bohne serviert die letzten Kuchen
Sahnehäubchen Selbstständigkeit: Eigentlich hatte sich Barbara Kraft gefreut, mit dem Café Bohne in Mellrichstadt den Schritt in die berufliche Freiheit gewagt zu haben. Doch aus familiären Gründen muss die Kleineibstädterin nach einem Jahr schon wieder die Türen schließen.
Foto: Gerhard Fischer | Sahnehäubchen Selbstständigkeit: Eigentlich hatte sich Barbara Kraft gefreut, mit dem Café Bohne in Mellrichstadt den Schritt in die berufliche Freiheit gewagt zu haben.
FG
 |  aktualisiert: 03.12.2019 08:40 Uhr

Cafés öffnen und Cafés schließen. Journalisten interessiert das in der Regel nicht die Bohne, um es mal salopp auszudrücken. Aber eine Ausnahme muss dieser Tage sein. Denn wenn Ende Juli das „Café Bohne“ in der Mozartstraße nach nur einem Jahr schließt, dann schließt mit dem Betrieb immerhin eine Fernsehberühmtheit.

Am 1. Juni 2014 hatte Barbara Kraft ihr Café am südlichen Stadteingang eröffnet. Als noch nicht einmal die erste Torte gebacken war, hatte die Jungunternehmerin schon das Bayerische Fernsehen auf sich aufmerksam gemacht, und zwar mit ihrem Facebook-Eintrag zur bevorstehenden Café-Eröffnung.

Justament zu dieser Zeit waren Volontäre des Bayerischen Fernsehens nämlich in Rhön-Grabfeld unterwegs, um für eine Folge der Reihe „Ausgerechnet“ Filmmaterial zu sammeln. Die Jung-Journalisten wollten die trockene Statistik, wonach Rhön-Grabfeld mit die größte Abwanderungsbewegung zu ertragen habe, mit Reportagen von Menschen bebildern, die mehr oder weniger erfolgreich versuchen, unternehmerisch in Rhön-Grabfeld erfolgreich zu sein.

Die Volontäre kamen seinerzeit ihren Porträtierten durchaus nahe. Allerdings musste das fertige Fernsehprodukt gewaltig Prügel einstecken, weil der Landkreis völlig ohne industrielle Kerne vorgestellt wurde und viele der handelnden Personen als – mit Verlaub – ein wenig unbedarfte oder blauäugige Unternehmer dargestellt wurden.

Ein wenig war das auch bei Barbara Kraft so. In dem Film sah man sie auf einem eher unbelebten Mellrichstädter Marktplatz Flyer verteilen. „Nun, in dem Fernsehbericht bin ich noch mit am besten weggekommen, und der Mellrichstädter Marktplatz war nun mal leer“, erinnert sie sich. Auf der anderen Seite hatte der Filmbeitrag durchaus seine positive Wirkung. „Da haben auch viele aufgrund des Fernsehberichtes einfach mal hereingeschnuppert“, sagt Kraft.

„Mich mit einem Café selbstständig zu machen, hatte ich schon 20 Jahre im Kopf.“
Barbara Kraft über ihren Unternehmergeist

Eine einjährige Erfolgsgeschichte hat sich aus ihrem ersten unternehmerischen Projekt doch ergeben. „Die Mund-zu-Mund-Propaganda hat ausgereicht, um ein Publikum zu gewinnen“, erzählt die Café-Besitzerin.

Das Café Bohne war das erste gastronomische Projekt der 43-Jährigen, die aus Kleineibstadt kommt und dort auch wohnt. Sie hatte sich einmal mit einer Kollegin in Mellrichstadt in einem Café treffen wollen. Als diese geantwortet hatte, dass es so etwas in Mellrichstadt derzeit nicht gebe, war ihre Idee für einen gastronomischen Betrieb im Streustädtchen geboren, und das ehemalige Café Klatsch, zuletzt El Greco, wurde übernommen und umgebaut.

Schon bald nach der Eröffnung zeichnete sich ab, dass das Café ein Erfolg werden würde. Barbara Kraft buk fleißig Torten, für die sich viele Liebhaber fanden. „Die sind alle selbst gemacht, und ich verwende nur Butter, niemals Margarine“, schwört die Inhaberin. „Mich mit einem Café selbstständig zu machen, hatte ich schon 20 Jahre im Kopf“, sagt Kraft.

In den Tagen der Eröffnung ihres Cafés kam schnell die Idee auf, Frühstück anzubieten, entsprechende Szenen sind auch in dem BR-Beitrag zu sehen. Dieses Angebot gehört bis heute zu den Rennern im Café Bohne. „Es wird von vielen Stammgästen bedauert, dass es das nicht mehr lange gibt“, erzählt die Unternehmerin.

Aber schon nach einem Jahr muss die Grabfelderin wieder schließen. Der Grund: Mutter Brigitte Tomenendal, die ihr als Mitarbeiterin zur Hand gegangen war, muss aus gesundheitlichen Gründen kürzer treten und kann ihrer Tochter nicht mehr helfen. Ohne sie kann Barbara Kraft das Café Bohne nicht weiterführen. Ihre beliebten Schwarzwälder Torten, Goldtröpfchen-Torten oder Mohnschnecken wird es also nur bis Ende des Monats geben. Mit den süßen Leckereien verschwinden auch die Tagesangebote mit warmer Küche.

Ein Trost: Stammgäste haben ja jetzt durchaus Auswahl in Mellrichstadt, nicht zuletzt mit dem Bahnhofscafé.

Im Herbst, das weiß Barbara Kraft, will dann die Döner-Oase die Räumlichkeiten des Cafés übernehmen, um näher an die Stadt zu rücken.

 
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