Im vergangenen Jahr verzeichneten die Stadtwerke hohe Verluste in allen Bereichen. Die Schuldigen hierfür sind mit dem Coronavirus und den monatelangen Lockdowns schnell gefunden. Auf knapp 1,6 Millionen Euro beläuft sich das Minus. Der Werkausschuss hat dem Jahresergebnis nun zugestimmt und wird es dem Stadtrat vorlegen. Dazu gehört ebenfalls eine Anhebung der Gebühren im nächsten Jahr für das Fahren mit der Stadtbuslinie Nessi wie für den Schwimmbadbesuch im Triamare. Diese Gebühren sind allerdings, wie die Geschäftsleitung der Stadtwerke betont, seit etlichen Jahren nicht mehr angepasst worden.
Selbst die positiven Ergebnisse im Absatz von Strom und Wasser blieben 2020 deutlich hinter den Erwartungen zurück. Das besondere Coronajahr hat ein herbes Minus in der Kasse der Stadtwerke verursacht. "Es ist ein Rückgang in allen Geschäftsbereichen zu verzeichnen", sagte Geschäftsführer Ulrich Leber im Werkausschuss. Am deutlichsten hat es das lange geschlossene Triamare mit einem Defizit von 1,2 Millionen Euro getroffen. Verursacht vor allem durch die wenigen Besuche von Badegästen, die 2020 überhaupt möglich waren. Im Vergleich zum Vorjahr 2019 mit knapp 160 000 Besuchern fehlten den Stadtwerken 2020 nicht weniger als 91 000 Badegäste.
Weniger Wasser, weniger Strom
Auch die zu Lockdownzeiten oft verwaiste Stadtbuslinie Nessi musste mit 478 785 Euro ein deutliches Minus hinnehmen. Die Stromabgabe der Stadtwerke sank auf 15,4 Millionen Kilowattstunden um rund eine halbe Million Kilowattstunden im Vergleich zum Vorjahr. Auch der Wasserverbrauch mit 1,37 Millionen Kubikmeter fiel um rund 33 000 Kubikmeter niedriger aus als 2019.
Insgesamt summiert sich das coronabedingte Defizit der Stadtwerke im vergangenen Jahr auf 1,6 Millionen Euro. Ohne eine weitere Darlehensaufnahme in Höhe von 1,8 Millionen Euro sind das Defizit sowie die weiterhin hohen Investitionskosten der Stadtwerke nicht zu bewältigen. Der Schuldenstand der Stadtwerke erhöht sich dadurch auf insgesamt 10,5 Millionen Euro.
Gebühren werden angehoben
Die Gebühren für Strom und Wasser wurden bereits in den vergangenen Jahren vor Corona angepasst und bleiben bis auf Weiteres konstant. Steigen werden die Preise aber für die Benutzung der Stadtbuslinie Nessi sowie für den Besuch im Sport- und Freizeitbad Triamare. Erwachsene Badegäste müssen fürs Schwimmen künftig einen Euro mehr zahlen, gestaffelt durch alle Zeittarife.
Der Besuch für eine Stunde im Triamare kostet für Erwachsene künftig 5 Euro statt bislang 4 Euro. Für Kinder und Jugendliche erhöhen sich die Gebühren äquivalent um 0,50 Euro von 2,50 Euro für eine Stunde auf 3 Euro. Die Tageskarte kostet für Kinder und Jugendliche dann 5,50 Euro, für Erwachsene 10 Euro. Der Besuch der Sauna wird für alle Besucher um 2 Euro über alle Zeittarife teurer. "Mit diesen Preisen müssen wir uns im Vergleich zu anderen Bädern der Region nicht verstecken", sagte Bürgermeister Michael Werner. Die Gebühren im Triamare wurden zuletzt im Jahr 2015 angehoben.
Triamare und Nessi mehr ins Bewusstsein der Bürger rücken
Noch älter sind die Beförderungstarife der Stadtbuslinie Nessi. Diese wurden zuletzt 2012 angepasst. Aus diesem Grund stimmte der Werkausschuss der moderaten Gebührenerhöhung von 1,80 Euro für die Zweierkarte auf 2 Euro zu. Das bedeutet eine Verteuerung um 0,10 Euro je Fahrt mit der Nessi. Als Gründe hierfür nannte der kaufmännische Leiter Christian Rutter die Erweiterung der Fahrpläne der Nessi 1 sowie der Nessi 4 und zudem eine Ermahnung der Regierung von Unterfranken, "auskömmliche Fahrpreise" von den Fahrgästen zu erbeten.
Eine Tageskarte kostet künftig 2,80 Euro (bislang 2,50 Euro), eine 10er-Karte 8 Euro statt bislang 7, eine Halbjahreskarte 80 Euro statt bislang 70 Euro und die Jahreskarte 125 Euro statt bislang 115 Euro. Die erste Kinderjahreskarte verteuert sich um 5 Euro auf 50 Euro, die zweite Kinderjahreskarte kostet künftig mit 30 Euro zwei Euro mehr. Die Gebührenanhebung für die Stadtbuslinie sowie das Triamare tritt am 1. Januar des kommenden Jahres in Kraft. Die Stadträte Gudrun Hellmuth und Johannes Benkert forderten eine Ausweitung der Marketingaktivitäten sowie neue Angebote, um Nessi wie Triamare wieder mehr ins Bewusstsein der Bevölkerung zu bringen.
Nessi 4 mit erweitertem Fahrplan
Probeweise für ein halbes Jahr wird ab Januar der Fahrplan der Nessi 4 nach Herschfeld und zum Rhön-Klinikum erweitert. Wenn die Fahrgastzahlen stimmen, könnte der erweiterte Fahrplan dauerhaft angeboten werden. Zusätzliche Fahrten werden ab 1. Januar montags bis freitags am Vormittag ab 7.25 Uhr sowie um die Mittagszeit ab 12.25 Uhr angeboten.
Auf dem Parkplatz neben dem Busbahnhof könnte schon bald eine weitere, hochmoderne und bis 150 Kilowattstunden starke Schnellladesäule für Elektroautos stehen. Das Bundesverkehrsministerium bietet hierfür eine Förderung von 40 bis 60 Prozent der Kosten an. Ulrich Leber bezifferte die Kosten für den Bau einer solchen Hochleistungsladesäule inklusive Batteriepufferspeicher auf rund 160 000 Euro. Der Förderantrag soll gestellt werden. In der Modellstadt für Elektromobilität müsse die Ladeinfrastruktur stetig erweitert werden, betonte Michael Werner.
Im Dezember des Jahres 1923 wurden erstmals Stromrechnungen durch die Stadt eingefordert. Dies gilt als Geburtsstunde der "Stadtwerke". In zwei Jahren wollen die Stadtwerke nun das 100-jährige Bestehen feiern. Nächstes Jahr sollen die Planungen hierfür losgehen. Die Stätten der Stadtwerke könnten beispielsweise Ziele von Wanderungen oder Radtouren sein.