Als auf der Veste Heldburg im September vergangenen Jahres das Deutsche Burgenmuseum eröffnet wurde, setzte nicht nur der Ideengeber Ulrich Großmann große Erwartungen in die neue Einrichtung. Auch bei vielen Bewohnern Bad Colberg-Heldburgs und der Umgebung war die Erwartung groß, dass das Burgenmuseum den Tourismus in der Region kräftig ankurbeln würde.
Die hohen Erwartungen haben sich indes nicht erfüllt: 35 000 bis 40 000 Besucher waren für die ersten zwölf Monate anvisiert worden, was ausgereicht hätte, die laufenden Kosten für Personal und Gebäudeunterhalt zum allergrößten Teil decken zu können. Dass es binnen eines Jahres nur 30 000 Museumsgäste geworden sind, darüber ist der Generaldirektor des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg denn auch „nicht ganz glücklich“, wie er gegenüber der Redaktion einräumt. „Ich hätte mir schon mehr Besucher gewünscht.“
Gänzlich unzufrieden ist er alles in allem gesehen aber auch wieder nicht, was er zum einen mit den vielen positiven Rückmeldungen im Gästebuch begründet. „Unser Konzept wird von den allermeisten Besuchern positiv wahrgenommen“, so Großmann. Zum anderen könne man vom Fazit der ersten zwölf Monate nicht auf die Zukunft schließen. „Beim Deutschen Burgenmuseum handelt es sich schließlich um ein auf Landfristigkeit ausgelegtes Projekt“, so der 63-jährige Kunsthistoriker, der seit 1994 das Nationalmuseum in Nürnberg leitet. „Ich bin deshalb zuversichtlich, dass Besserung in Sicht ist, was die Besucherzahlen betrifft.“
Defizit von 100 000 Euro
Das in den ersten zwölf Monaten aufgelaufene Defizit beziffert Ulrich Großmann auf rund 100 000 Euro. „Dass sich eine kulturelle Einrichtung wie das Deutsche Burgenmuseum nicht allein durch Eintrittsgelder finanzieren kann, ist nicht ungewöhnlich“, meint Großmann, der in den 1970er-Jahren in Würzburg und Marburg Kunstgeschichte und christliche Archäologie studierte. Momentan liefen Verhandlungen mit dem Freistaat Thüringen über die Bewilligung eines Landeszuschusses. Er gehe fest davon aus, dass der Fehlbetrag ausgeglichen wird. „Dass man uns nicht hängenlässt, wurde uns schon signalisiert.“
Möglicherweise ist die immer noch fehlende Gastronomie auf Heldburg mitverantwortlich dafür, dass die Besucherzahlen seit Eröffnung des Deutschen Burgenmuseums hinter den Erwartungen zurückbleiben. „Das ist ein Problem, das wir auch nicht so schnell lösen können“, macht Großmann wenig Hoffnung, dass ein schon länger auf der Veste geplantes Restaurant in absehbarer Zeit realisiert werden kann. Immerhin gibt es im Oktober an schönen Tagen im Burghof noch einen Verköstigungsstand, außerdem werden im Museumsshop das ganze Jahr über Getränke und kleine Snacks angeboten.
Mehr Busse als früher
Immerhin: Wegen des fehlenden Restaurants auf der Heldburg profitieren die unterhalb im Ort ansässigen Gastronomiebetriebe. „Zu uns kommen jetzt vor allem mehr Reisegruppen zum Essen als früher“, meint etwa Andreas Rohrmann, seit Jahrzehnten Betreiber der Torschänke. Allerdings: Kaum zugenommen habe bei ihm dagegen die Zahl der Übernachtungen.
„Die Heldburg ist trotz des Burgenmuseums wohl nach wie vor ein Ziel für Tagesausflügler“, mutmaßt der Gastwirt, der den mit Fördergeldern in Millionenhöhe bewerkstelligten Ausbau der Veste zu einem Deutschen Burgenmuseum trotzdem für richtig hält. „Es ist eine gute Sache, dass die Burg wieder sinnvoll genutzt wird.“ Und vielleicht braucht es ja einige Zeit, bis das Museum richtig bekannt wird.