
Bei seiner zweiten Station durch die Gemeindeteile erlebte Bürgermeister Reimund Voß in Filke eine deutlich entspanntere Bürgerversammlung als in Willmars. Zwar nahm auch im Dorfgemeinschaftshaus das Ergebnis der Landtagswahl einen breiten Raum ein, doch waren die Äußerungen sachlich und ohne Schuldzuweisungen.
Zunächst hatte in gewohnter Manier der Bürgermeister seinen Bericht über die wichtigsten Aktivitäten innerhalb der Gemeinde gehalten. Danach werden in Filke gerade vier Bauplätze ausgewiesen. Im Genehmigungsverfahren hat das Denkmalamt auf keltische Funde in der Nähe hingewiesen, sodass Probebohrungen vorgenommen werden müssten, die das Vorhaben vielleicht verzögern, aber auf jeden Fall verteuern. Die Kosten werden auf die Grundstückspreise umgelegt.
Voß wies im weiteren Verlauf auf die Ausweisung eines Wanderwegs rund um Willmars hin, der auch am "Mauerschädel" vorbeiführt. Gerhard Schätzlein regte in diesem Zusammenhang an, im Rahmen des Straßensanierungsprogramms eine bessere Zufahrt ab der Verbindungsstraße nach Willmars zur Ruine zu schaffen.
Hoher Sanierungsstau
Voß machte darauf aufmerksam, dass der Vorschlag mit dem Austausch der Wasserleitungen in Filke verknüpft werden könnte. Die Leitungen seien inzwischen 70 Jahre alt und müssten dringend ausgewechselt werden. Eine Planung wird bereits angefertigt und demnächst in einer Versammlung vorgestellt. Die Kosten werden auf die Haushalte in allen drei Dörfern umgelegt. Nach Abschluss der Arbeiten könnte dann auch die Kreisstraße hergerichtet werden. Voß berichtete auch, dass die Zollhäuser verkauft werden, was bei der Bürgerversammlung in Willmars für erhebliche Unruhe gesorgt habe. Der Gemeinderat hatte im Juni diese Vorgehensweise beschlossen.
Helga Barthemes-Seidel warnte vor einem Verkauf, da leicht die Situation eintreten könnte, dass ein Investor die beiden Gebäude als Gemeinschaftsunterkunft herrichtet. Sie glaube aber nicht, dass eine hohe Zahl von Asylbewerbern für ein kleines Dorf wie Willmars verträglich sei. Gemeinderat Christian Lörzer machte dagegen auf einen hohen Sanierungsstau aufmerksam, den die Gemeinde nicht finanzieren könnte, da ein Betrag von etwa 300.000 Euro bereitgestellt werden müsse. "Die Bereitstellung von Wohnraum gehört außerdem nicht zu den Pflichtaufgaben einer Gemeinde", wandte Voß ein.
Gerhard Schätzlein stellte dann Mutmaßungen zum Wahlergebnis und dem hohen AfD-Stimmenanteil in Willmars an, "wie kann das passieren". Er habe sich umgehört und festgestellt, dass junge Leute pauschal mit der Politik unzufrieden seien und fürchten, dass weniger gut gestellte Menschen noch mehr belastet werden. Ihre Meinungen bilden sich junge Leute in den sozialen Medien, die die AfD skrupellos zur Verbreitung ihrer Propaganda nutze.
Über politische Inhalte informieren
Ein Mann der nach eigenen Worten erst vor sechs Jahren in die Gemeinde gezogen ist, wunderte sich über das Wahlverhalten, denn er habe die Bevölkerung als hilfsbereit und aufgeschlossen ganz anders kennengelernt. Ein weiterer Zuhörer warnte vor einer Überwertung und empfahl mehr Gelassenheit, "das kann morgen schon wieder anders sein". Doch weitere Teilnehmer befürchteten eine Stigmatisierung der Bevölkerung aus der Gemeinde. Schon jetzt werden danach Einheimische mit Bemerkungen Auswärtiger konfrontiert, die vom "braunen" Dorf reden, wie ein weiterer Teilnehmer schilderte.
Voß versicherte, dass in der Gemeinde vor der Wahl nirgendwo Werbeplakate, egal welcher Partei, zu sehen gewesen seien. Er werde aber bei der nächsten Wahl Stimmkreisabgeordnete einladen, damit sich die Bevölkerung über politische Inhalte informieren kann.