Der Wahlkampf in Bad Neustadt gewinnt nach den Nominierungen der beiden Bürgermeisterkandidaten Christiane Hanshans (CSU) und Michael Werner (Freie Wähler) an Fahrt. Die jüngst gegründete "Neuschter Liste"hat bei ihrer Nominierungsveranstaltung am Donnerstagabend einen Kandidaten für das Bürgermeisteramt und eine Liste mit 14 Bewerbern für den Stadtrat aufgestellt. Die 26 Stimmberechtigten votierten einstimmig für Johannes Benkert als Kandidaten für die Bürgermeisterwahl am 15. März. Auch die Bewerber für die Stadtratswahl erhielten eine hundertprozentige Rückendeckung.
"Das war die erste Hürde", sagte Benkert, der den Anwesenden für das Vertrauen dankte. Es folge jedoch eine weitere Hürde. "Wir müssen nun 180 Bürger überzeugen, dass wir es wert sind, bei der Kommunalwahl anzutreten." Das ist die Zahl der Unterstützungsunterschriften, die die "Neuschter Liste" benötigt, um zur Wahl zugelassen zu werden.
48 Jahre alt und Lehrer an der FOS
Johannes Benkert ist 48 Jahre alt, verheiratet und Lehrer an der Fachoberschule in Bad Neustadt. Sein Vater Dr. Ludwig Benkert war unter anderem als Stadtarchivar tätig und verfasste die Stadtchronik, stellte er sich vor. Etliche Jahre sei er als Lokalreporter in Sachen Sport und Politik unterwegs gewesen. Durch seine journalistische Tätigkeit und sein langjähriges Engagement in der Jungen Union habe er viel mit Lokalpolitik zu tun gehabt.
Benkert ließ die vergangenen Wochen und Monate Revue passieren. Eigentlich sei für ihn das Thema Bürgermeister im Sommer letzten Jahres vorbei gewesen. Zur Erinnerung: Johannes Benkert war im Juli von seinem Posten als Vorsitzender des CSU-Ortsverbandes Bad Neustadt zurückgetreten, nachdem sich die CSU für Christiane Hanshans als Bürgermeister-Kandidatin entschieden hatte. Er selbst hatte ebenfalls Interesse daran gezeigt, sich für das Amt des Stadtoberhauptes zu bewerben.
Viele positive Rückmeldungen
Der 48-Jährige schilderte weiter, dass er jedoch nicht damit gerechnet habe, wie viele Menschen ihn im Nachgang ansprechen würden. Stück für Stück habe der Gedanke Formen angenommen, bei der Kommunalwahl ins Rennen zu gehen. Von vielen Seiten habe er positive Rückmeldungen erhalten. Mehrmals habe man sich in einer stetig wachsenden Gruppe getroffen und schließlich die "Neuschter Liste" gegründet. "Wir wollen gegen die etablierten Parteien antreten und den Bad Neustädtern ein zusätzliches Angebot machen." Die Stadt scheine gut dazustehen. "Wenn man aber hinter die Fassade schaut, merkt man, dass sich viele Bürger nicht mitgenommen fühlen. Das soll anders werden", erklärte Johannes Benkert. "Wir wollen ein Ohr für die Bürger haben, ein Sprachrohr der Bürger sein, mit ihnen ins Gespräch kommen und ihre Meinungen anhören."
Diese ranken sich derzeit um mehrere große Themen. Dazu gehört das geplante Wohnprojekt in Herschfeld. Offen sagte Benkert, dass es dazu in seiner Gruppe unterschiedliche Meinungen gebe. Einerseits benötige die Stadt Wohnraum, andererseits sei es auch verständlich, dass viele Herschfelder diesem Vorhaben kritisch gegenüberstehen. "Jeder hat bei uns seine eigene Stimme. Wir haben keinen Parteizwang." Auch eine Seilbahn zum Rhön-Klinikum könne man kontrovers betrachten. Hohe Kosten stünden hier einem nicht zu leugnenden großen Attraktions-Faktor gegenüber.
Weitere Punkte seien das Museum im ehemaligen Gefängnis, der ÖPNV oder Kindergarten- und Hortplätze. Diese Themen wolle er mit der Liste und den Bürgern besprechen und Ergebnisse bekommen, die Bad Neustadt weiterbringen. "Ich bin ein Bad Neustädter aus Überzeugung", betonte Benkert, "und will ein Bürgermeister aus Überzeugung sein".
Keine Gebundenheit an eine Partei
Nach dem einstimmigen Votum für Johannes Benkert führte Wolfgang Benkert als Leiter des Wahlausschusses zur Wahl der Kandidaten für den Stadtrat über. Aus diesen ragt Petra Bieber heraus, die 18 Jahre lang die CSU im Stadtrat vertrat. Auch sie geht kurz auf die Vorkommnisse im Sommer ein. "Ich hatte nicht das Gefühl, dass ich mit Herzblut auf die CSU-Liste möchte", sagte sie. An der "Neuschter Liste" gefalle ihr insbesondere die Partei-Ungebundenheit.
Wie schwer fiel es zwei langjährigen CSU-Mitgliedern, eine eigene Liste aufzustellen? Diese Frage stellte diese Zeitung Johannes Benkert und Petra Bieber. "Es hat mich fast zerrissen", antwortete Benkert, der 1986 der Jungen Union beigetreten ist. "Ich habe lange Magenschmerzen gehabt." Der Kontakt mit den Bürgern habe schließlich den Ausschlag gegeben. "Viele sind auf mich zugegangen. Das hat mich motiviert." Und Bieber? "Ich habe lange gedacht, gar nicht mehr für den Stadtrat zu kandidieren. Die Gruppe hat mich jedoch stark umworben. Das hat mir sehr gut getan. Mir wurde gespiegelt, dass ich eine gute Arbeit mache", meinte sie. Beide wollen weiterhin CSU-Mitglieder bleiben.
Die "Neuschter Liste" benötigt nun noch, um zur Wahl zugelassen zu werden, 180 Unterschriften. Diese können Bürger ab Montag, 20. Januar, bis zum 3. Februar im Einwohnermeldeamt im Rathaus leisten. Dazu ist ein Personalausweis nötig, das Ganze erfolgt anonym.