Was genau macht ein Bürgermeister und wozu braucht man einen Gemeinderat? Diese sowie weitere spannende Fragen beantwortete Stefan Kießner im Rahmen der erstmals einberufenen Kinderbürgerversammlung für die Ortsteile Oberstreu und Mittelstreu. Anschließend stand er allen Bürgerinnen und Bürgern öffentlich Rede und Antwort. Bei der gemeinsamen Bürgerversammlung für beide Dörfer gab es wenig Kritik.
Zur Statistik: Im Zeitraum vom 1. Oktober 2023 bis 30. September 2024 lebten 936 Menschen mit Hauptwohnsitz in Oberstreu und 520 in Mittelstreu. Den größten Anteil daran machen die 41- bis 65-Jährigen aus (knapp 40 Prozent), gefolgt von den 19- bis 40-Jährigen (knapp 24 Prozent). Diese Altersstruktur sei sehr ausgewogen, viele junge Leute kämen nach ihrer Ausbildung zurück in die Heimat, meinte der Bürgermeister zufrieden. Erklärtes Ziel sollte nun sein, Mittelstreu attraktiv zu gestalten, um Wegzüge einzudämmen.
Vorausschauend gewirtschaftet
Die allgemeine Rücklage weist Anfang 2024 einen Stand von 3,6 Millionen Euro auf. Zum Haushaltsausgleich müssen voraussichtlich 1,9 Millionen entnommen werden; Zinsen aus dem Bausparvertrag (5500 Euro) werden der allgemeinen Rücklage zugeführt. Die allgemeine Rücklage weist Ende 2024 voraussichtlich einen Stand von 1,4 Millionen Euro auf. Der größte Betrag hieraus soll in die Dorferneuerungsmaßnahmen fließen. Hohe Posten auf der Einnahmenseite sind unter anderem der Anteil an der Einkommen- und Lohnsteuer (960.000 Euro), die Schlüsselzuweisung (695.600 Euro) und die Gewerbesteuer (380.000 Euro). Auf der Ausgabenseite schlagen die Kreisumlage (787.700 Euro), die Verwaltungs- und Betriebsausgaben (1,3 Millionen Euro) sowie die Kindergartenzuschüsse (683.700 Euro) zu Buche. Die Verwaltungsumlage an die VG beläuft sich auf 328.400 Euro. "Tendenz steigend, was aber nicht am Anschluss der Gemeinde Bastheim liegt", strich Kießner heraus. Die Gemeinde Oberstreu hat vorausschauend gewirtschaftet ist schuldenfrei.
Zur Dorferneuerung Oberstreu meinte er, das Ganze käme einem Marathon gleich. Die Pläne seien seit rund zwei Jahren fertig, in einem 80 Seiten umfassenden Erläuterungsbericht müsse nun gegenüber Ämtern und Geldgebern detailliert ausgeführt werden, wie die Maßnahme auf 40 Jahre im Voraus betrachtet aussehen solle. Wenn nichts dazwischenkommt, geht es Mitte 2025 mit der Ausschreibungsplanung los. Mittelstreu ist diesbezüglich weiter. Hier wurde fast alles abgeschlossen, lediglich Kleinigkeiten warten noch auf Ausführung. Der neugestaltete Dorfplatz "Plue" kann sich sehen lassen.
Als größte Überweisung, die er jemals getätigt habe, bezeichnete der Gemeindechef seine Zahlung für den Breitbandausbau in Höhe von 2,1 Millionen Euro. Unterdessen kam die Rücküberweisung abzüglich des Eigenanteils.
Das Thema Glasfaserausbau rege jeden auf, bekannte Kießner offen. Ende November sollte Mittelstreu planmäßig fertiggestellt sein, in Oberstreu dauert es rund sieben Monate länger. Für defekte Hauswände, angebohrte Leitungen und weitere Ärgernisse bat er Betroffene um Entschuldigung. Ein Bürger monierte den "Flickenteppich" bei verschiedenen Gehsteigen. Der Bürgermeister rechnete ihm vor, dass ein Quadratmeter Asphaltierung rund 2000 Euro koste. Auf das ganze Gemeindegebiet gesehen, kämen somit 23 Millionen Euro on Top. "Gerne hätten wir sämtliche Bürgersteige saniert, aber das war finanziell unmöglich."
Mit der Installation von Solar- und Dachflächenphotovoltaikanlagen (unter anderem auf der Mehrzweckhalle Oberstreu und dem Bauhof Mittelstreu) hat die Kommune ein neues wirtschaftliches Standbein geschaffen. So werden langfristig gesehen Einnahmen durch Einspeisung generiert. Stefan Kießner stellte Ausgaben und voraussichtliche Einnahmen gegenüber. Klares Fazit: "Es rechnet sich". Lob und Dank ging an den Öko-Beauftragten und Dritten Bürgermeister Holger Erhard für sein Engagement in dieser Sache.
23 neue Bauplätze
"Am Weinberg" sollen 23 neue Bauplätze entstehen. Die meisten davon wurden bereits durch Einheimische reserviert. "Im Baubauungsplan sind ausschließlich ganz normale Einfamilienhäuser vorgesehen", dementierte der Gemeindechef anderslautende Gerüchte. Nach den Kosten gefragt, versprach er, man wolle unter 100 Euro bleiben. Stand jetzt: 75 Euro pro Quadratmeter.
Selbst zum brandaktuellen Thema Grundsteuerhebesätze gab es kaum Redebedarf. Bürgermeister und Ratsgremium waren zu dem Schluss gekommen, das Ganze so sozialverträglich wie möglich zu gestalten. "Wir wollen unsere Bürgerinnen und Bürger nicht zusätzlich belasten, deshalb verzichten wir auf große Mehreinnahmen", versicherte Kießner und erhielt Applaus. Allerdings gelte der Beschluss nur bis 2027, danach sei eine Erhöhung geplant.