
Die Anbindung der Walddörfer an den Öffentlichen Personennahverkehr ist nicht zufriedenstellend. Übereinstimmend haben die Bürger in einer Umfrage die schlechte Busanbindung, die hohen Kosten und die unübersichtlichen Fahrpläne kritisiert. Sabine Nasner (Fachkraft für die Walddörfer Senioren) stellte die Umfrageergebnisse zum Schwerpunkt Mobilität sowie die Planung zur Anschaffung eines Bürgerbusses vor. Unter einem Bürgerbus sei ein "Kleinbus" mit bis zu neun Sitzen und einem barrierefrei zugänglichem Rollstuhlplatz zu verstehen, der von ehrenamtlichen Fahrern, die allerdings einen Personenbeförderungsschein besitzen müssen, gefahren werde. Bisher haben sich in der Gemeinde Sandberg 14 Bürger als ehrenamtliche Fahrer gemeldet.
"Solch ein Bürgerbus ist keine Konkurrenz sondern eine sinnvolle und notwendige Ergänzung zum bestehenden Kreuzbergbus", betonten Bürgermeisterin Sonja Reubelt und Sabine Nasner mehrfach. "Der bestehende ÖPNV soll lediglich ergänzt und Lücken im Verkehrsnetz sollen durch den Bürgerbus geschlossen werden", so Reubelt.
Wichtiger Baustein im Mobilitätskonzept
So sei neben dem Bürgerbus der Kreuzbergbus ein zweiter wichtiger Baustein im Mobilitätskonzept der Gemeinde Sandberg. Der Kreuzbergbus soll auch weiterhin die Fahrten aus den Walddörfern nach Bischofsheim, Oberelsbach und Schönau abdecken. Zwischen Kreuzbergbus und Bürgerbus solle eine Allianz gebildet werden, um möglichst breit und flexibel die Mobilität sicher zu stellen, erläuterte Nasner. Wie der Kreuzbergbus soll auch der Bürgerbus ein Rufbus sein, der telefonisch angefordert werden könne.
Die Umfrage ergab, dass ein Bürgerbus für Fahrten zum Arzt (24 Prozent), zu Veranstaltungen (23 Prozent), zum Einkaufen (22 Prozent), nach Bischofsheim (17 Prozent) und zu Gottesdienstbesuchen (14 Prozent) benötigt werde. Ebenfalls gewünscht wurde eine Verbindung nach Bad Kissingen und nach Bad Neustadt direkt zum Campus, denn der Kreuzbergbus decke lediglich Fahrten nach Bischofsheim ab.
Bus zum Campus recht umständlich
Mit dem Bus zum Campus sei gerade für ältere Menschen mit Rollator recht umständlich. Nasner rechnete vor, das mit Umsteigen anderthalb Stunden benötigt werden und dann müsse man sich am Campus auch noch zurecht finden. Nach Bad Kissingen zu fahren sei noch viel umständlicher und dauere mit mehrfachem Umsteigen zweieinhalb Stunden. Wer zur Kissalis möchte, müsse noch mehr Zeit einkalkulieren.
Bisher werde der Kreuzbergbus von den Walddörfern aus nach Bischofsheim kaum bis gar nicht in Anspruch genommen. Im Jahr 2019 wurde er nur zweimal von Bürgern der Walddörfer geordert. Gründe für die geringe Nutzung könnte die fehlende Bekanntheit, die Rufnummer sowie die hohen Fahrpreise sein. Darauf lassen zumindest die Ergebnisse der Bürgerbefragung schließen.
Reubelt und Nasner erhoffen sich eine größere Akzeptanz, wenn ein Bürgerbus mit dem Kreuzbergbus gekoppelt werde. Derzeit werden zudem verschiedene Flyer erstellt, um auf humorvolle und vor allem übersichtliche Art die Nutzungsmöglichkeiten des Kreuzbergbusses und eines Bürgerbusses zu erklären. "Der jetzige Flyer ist nicht praktikabel", so Nasner. Aus den neuen, für die Walddörfer zugeschnitten Flyern sollen die Busverbindungen und Preise besser hervorgehen. Auch sei eine einheitliche Rufnummer geplant, bei der Rufbusbuchungen von Montag bis Freitag direkt vorgenommen werden können.
Gemeinde plant die Hälfte der Fahrpreise zu übernehmen
Außerdem plane die Gemeinde Sandberg die Hälfte der Fahrpreise des Kreuzbergbusses für einen Zeitraum von zunächst einem Jahr zu übernehmen. Danach soll eine Evaluierung stattfinden. Ab 1. Juni gilt die Regelung für Fahrten mit dem Kreuzbergbus, der im übrigen seit November 2019 auch für Fahrten innerhalb der Walddörfer und nicht ausschließlich nach Bischofsheim genutzt werden könne.
Die Gemeinderäte fassten den Grundsatzbeschluss zur Anschaffung eines Bürgerbusses. Im Haushalt sind für das Vorhaben 60 000 Euro eingestellt. Ob eine Förderung in Anspruch genommen werden könne, sei noch abzuklären. Die Bürgermeisterin wurde ermächtigt, nach Abstimmung der Fördervoraussetzungen einen entsprechenden Antrag zu stellen.
Lara Albert bedauerte, dass die Gemeinde die Kosten und eine solche Anschaffung übernehmen müsse. "Das ist ein Armutszeugnis, das sollte von höherer Stelle getragen werden."