Zu einer Informationsveranstaltung hatte die Interessengemeinschaft (BI) „Mobilfunk - nicht um jeden Preis“ am Samstagabend zwei Referenten in die Milzgrundhalle nach Irmelshausen eingeladen. Die Bürgerinitiative in Höchheim will vorrangig die Aufstellung von Funkmasten in Gollmuthhausen und Irmelshausen verhindern. Jörn Gutbier, Baubiologe und Vorsitzender der Organisation „Diagnose Funk e. V.“, sowie die Ärztin Cornelia Waldmann-Selsam sprachen in ihrem Auftrag über Auswirkungen von Mobilfunkstrahlen auf Menschen, Tiere und Pflanzen.
Im gut besuchten Vortrag, den wegen der begrenzten Plätze auch eine Gruppe von Interessenten draußen vor der Tür verfolgte, erklärte Jörn Gutbier zunächst, dass die flächendeckende Mobilfunkversorgung eine politische Entscheidung gewesen sei. Es gab eine Musterbausatzung, nach der Mobilfunkanlagen, die niedriger als zehn Meter sind, genehmigungfrei sind, erklärte Gutbier. Die Gemeinden sollten Standorte benennen, möglichst auf geeigneten, gemeindeeigenen Gebäuden. „Weiße Flecken“ sollten möglichst eliminiert werden. Es habe keiner Entscheidung seitens der Gemeinde bedurft, sondern nur einer Anhörung, dann konnten die Anlagen laut Gutbier gebaut werden. Das sei einer Entrechtung der Kommunen gleichgekommen, so Gutbier. Inzwischen, nach einem exemplarischen Gerichtsurteil 2007, dürfe eine Kommune mitbestimmen und einen Standort bestimmen, der möglichst imissionsarm ist.
Standort von Mobilfunkmasten über das Baurecht steuern
In der Praxis gebe die ausführende Firma einen Suchkreis vor, in dem die Gemeinde einen geeigneten Standort auswählt, meinte der Referent. Dass dieser im Innenort liege, habe finanzielle Gründe, denn hier sei die Infrastruktur bereits vorhanden. „Das Steuerungselement der Gemeinden ist das Baurecht“, sagte er dazu. Er nannte Beispiele, wo ein außerhalb des Ortes liegender Standort die Gemeinde mit Mobilfunk ausreichend versorgen würde, aber die Immissionen viel geringer seien.
"Wer heute befürchtet, G4 werde irgendwann zu G5 aufgerüstet, sollte wissen, das auch G6 und G7 schon im Gespräch sind", erklärte Gutbier. Man bleibe im Moment unterhalb der vom Bundesamt für Strahlenschutz für unbedenklich erklärten Grenzwerte, die sich seiner Aussage nach aber nur auf die Erwärmung eines Körpers beziehen würden. Damit liege Deutschland um ein Vielfaches höher als die Grenzwerte der WHO und vieler anderer Länder, so der Referent. Natürlich hätten die Mobiltelefone die größte Strahlung, aber man könne sie vermindern, indem man sie nur kurz benutzt und per Freisprechmodus vom Ohr weghält. Ein Funkmast dagegen strahle 24 Stunden.
Hinweis auf Studien über die Folgen der Dauerbestrahlung
Die Lösung wäre seiner Meinung nach: Trennung von Indoor- und Outdoor-Verwendung, ein Netz für alle (nicht mehrere Anbieter mit jeweils anderer Frequenz), den Schutz der Wohnung erst nehmen (Glasfaser ins Haus), die neue Technik „Visible Light Kommunikation“ anwenden (Datenübertragung im Lichtkreis). Er wandte sich gegen einen Dauereinsatz durch W-LAN in den Schulen und wies auf die, wie er behauptete, durch Studien belegten Folgen einer Dauerbestrahlung wie Kopfschmerzen, Bluthochdruck, Krebs, Schlaflosigkeit und Antriebslosigkeit hin.
Hier hakte Dr. Cornelia Waldmann-Selsam ein, eine Ärztin, die sich mit den Folgen der Mobilfunksender befasst, dazu Messungen durchgeführt und gemeinsam mit Wissenschaftlern eine Studie verfasst hat. Ihr Ausgangspunkt waren Erkrankungen von Menschen, deren Ursache zunächst nicht zu erklären gewesen wäre. Schließlich habe man als Ursache den Sendestrahl einer Mobilfunkanlage ausmachen können, behauptete sie. „Wenn man den Menschen nicht glaubt, den Bäumen muss man glauben“, davon ist sie überzeugt und zeigte Anomalien und absterbende Bäume auf, die mitten in einem Sendestrahl stehen. Mehrere Jahre lang hat sie bestimmte Bäume beobachtet und die Strahlungsintensität gemessen, darunter auch in Bad Königshofen, zeigte sie auf. Die Stadt werde stark durch mehrere Mobilfunkstationen bestrahlt, so die Referentin.
Bürger sind besorgt über die Auswirkungen der Strahlen
In der Diskussion zeigte sich die Besorgnis von Zuhörern, auch aus anderen Gemeinden. Es wurde angesprochen, ob es sinnvoll sei, in jedem Dorf einen Mast zu errichten. Besonders mit der Haftungsfrage befassten sich die Anwesenden. Da es keine Versicherung gibt, die das Risiko übernimmt, zum Beispiel wenn doch einmal der Zusammenhang zwischen einer Erkrankung und Mobilfunkstrahlen bewiesen werden könnte, hafte letztendlich die Gemeinde.
Die Interessengemeinschaft „Mobilfunk - nicht um jeden Preis“ will nicht aufgeben und sich mit anderen Gemeinden zusammenschließen. Die Diskussion soll aber sachlich bleiben, hieß es, denn man sei nicht grundsätzlich gegen Mobilfunk, "aber eben nicht um jeden Preis“.
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