
Angefangen hat die "Schreiberei" von Altbürgermeister Walter Vey vor zirka 20 Jahren, als er gemeinsam mit dem Schönauer Chronisten Eduard Krammer die umfangreiche Chronik der Gemeinde Schönau erstellte. Seit dieser Zeit hat Walter Vey zehn weitere Bücher über Schönau und Burgwallbach geschrieben, die viele teils tragische, aber auch amüsante Geschichten aus der Vergangenheit des Dorfes erzählen.
Pünktlich zur Weihnachtszeit kann er jetzt den Dorfbewohnern ein neues Exemplar auf den Gabentisch legen. Diesmal beschreibt Walter Vey die Berufe und die Handwerkskünste aus vergangenen zwei Jahrhunderten, verdeutlicht die großen Veränderungen in seinem Heimatort von der früheren zur heutigen Zeit. Dazu kommt eine umfangreiche Darstellung über die Auswanderung zweier Brüder nach Amerika in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Das neue Werk trägt den Titel "Schönauer Handwerker, Geschäfte, Auswanderer".
Früher gab es 75 bäuerliche Betriebe
Wer kennt wohl noch die Berufe der Büttner, der Sattler, Wagner oder Weber. Bis in die Mitte des letzten Jahrhunderts waren diese Berufe äußerst notwendig für das Funktionieren einer Dorfgemeinschaft, die in ihrer Gesamtheit bäuerlich geprägt war. Schließlich gab es Anfang der 50er Jahre des letzten Jahrhunderts noch 75 bäuerliche Betriebe, heute ist es lediglich noch eine Handvoll, nur ein einziger Betrieb wird als Vollerwerb betrieben. Dass es zwei Mühlen im Dorf gab, wissen inzwischen auch nur noch wenige, das Schneider- und Schusterhandwerk ist längst aus dem dörflichen Leben verschwunden. Dafür haben sich andere Betriebe angesiedelt, welche die Bedürfnisse der Bevölkerung heutzutage bedienen, das Kfz-Handwerk und verschiedenen Industriebetriebe.
Einen wesentlichen Teil des Buches hat Walter Vey einem Brüderpaar gewidmet, das in der Mitte des 19. Jahrhunderts unter wohl abenteuerlichen Umständen nach Amerika auswanderte. Die Brüder Johann und Michael Weishan verließen ihre Heimat im Jahre 1847, als in der Rhön eine große Hungersnot herrschte. Nach vielen Wochen erreichten sie mit dem Segelschiff New York, gingen dann als Siedler in den heutigen Bundesstaat Wisconsin im Norden der Vereinigten Staaten und erwarben dort schließlich Grund und Boden zur Errichtung einer Farm.
Schicksal wurde ausführlich dokumentiert
Das Schicksal der beiden Brüder wurde ausführlich dokumentiert von Kenneth L. Kraemer, welcher bei seiner eigenen Ahnenforschung auf die Brüder Weishan stieß und über einen Archivar aus Schweinfurt mit Walter Vey Kontakt aufnehmen konnte. Anhand des Buches von Kenneth Kraemer konnte Walter Vey ein detailliertes Bild über die Lebensumstände der Auswanderer erstellen, konnte anhand seiner eigenen Recherchen dann auch deren Elternhaus ausfindig machen, nämlich das Haus Rhönstraße 43, das sogenannte "Zehshaus".
Das Buch ist nach den Worten des Autors ein weiteres Zeugnis dafür, wie entbehrungsreich und aufopferungsvoll die Dorfbewohner in den letzten Jahrhunderten lebten, dass sich die Schicksale der damaligen Auswanderer mit der heutigen Flüchtlingsbewegung aus anderen Erdteilen doch vergleichen lassen.
Das Buch ist erhältlich ab sofort bei Walter Vey und im Igros-Dorfladen in Schönau zum Selbstkostenpreis von 18 Euro. Es eignet sich bestens dafür, einmal mehr in die schicksalhafte Vergangenheit der Rhöner Bevölkerung zurückzublicken.