Bis vor kurzem hatte Rainer Bötsch noch allen Grund, rundum zufrieden zu sein. Die Geschäfte liefen gut für den BSH-Geschäftsführer, zudem nahm die neue Lagerhalle, die in wenigen Wochen eingeweiht werden soll, langsam aber sicher Gestalt an, so dass einer unbeschwerten Zukunft des „Zentrums für erneuerbare Energien“ eigentlich nichts im Wege stehen sollte.
Doch dann kam der 22. Februar. Praktisch ohne Vorwarnung wurde publik gemacht, dass die Reduzierung der Einspeisevergütung für Strom aus Photovoltaikanlagen nicht wie geplant am 1. Juli dieses Jahres, sondern bereits am 9. März in Kraft treten sollte.
Auch wenn dieser Termin wenig später auf den 1. April verschoben wurde, war die Ankündigung ein Schlag ins Gesicht von Rainer Bötsch, dessen Kerngeschäft die Konzipierung Installation von Photovoltaikanlagen ist. Der Unternehmer, der auch Vorsitzender der Energieinitiative Rhön-Grabfeld ist, setzte sich an den Schreibtisch und schrieb einen zweiseitigen offenen Brief an Umweltminister Norbert Röttgen, den er auch an einige weitere Mandatsträger verschickte, um seinen Unmut über die Entscheidung auszudrücken.
Was Bötsch auch ärgerte, war die Tatsache, dass nicht nur seine Kunden verunsichert wurden, sondern auch er selbst von der so kurzfristig beschlossenen Kürzung der Einspeisevergütung betroffen war, denn er wollte damals auf seiner neuen Lagerhalle eine große Photovoltaikanlage montieren. „Eine Fertigstellung unserer Halle ist bis zum 1. April nicht möglich“, schrieb Bötsch an Röttgen und forderte ihn auf, die Kürzung der Solarförderung zu diesem Termin zurückzunehmen. „Wir fordern sie ganz konkret in unserem Fall auf, die Frist bis zum 1. Juli zu verlängern. Auch für das ganz normale Geschäft ist die Frist viel zu kurz.“ Der Brief des Solarunternehmers an Röttgen endet mit dem Satz: „Sorgen Sie für Planungssicherheit.“
Umweltminister Röttgen hat auf den Brief von Rainer Bötsch bislang noch nicht geantwortet. Dafür kam vor wenigen Tagen ein Brief von MdB Horst Meierhofer (FDP) bei ihm an, in dem über die aktuellen Änderungen des EEG (Erneuerbare Energien Gesetz) informiert und der Forderung von Rainer Bötsch prinzipiell nachgekommen wird. Wörtlich heißt es: „Betreiber von Dachanlagen die vor dem 24. Februar ein Netzanschlussbegehren mit Standort und Leistungsinformation an den Netzbetreiber gerichtet haben, haben bis zum 30. Juni Zeit, ihr Projekt zu den alten Konditionen fertigzustellen.“
Hätte Rainer Bötsch dies früher gewusst, hätte er sich mit der Montage seiner 118 KWp-Anlage auf dem Dach seiner neuen Montagehalle mehr Zeit gelassen. „Wir hatten die Anlage tatsächlich bis zum 1. April installiert“, erzählt er.
Die Verärgerung über das Hin und Her bei der jüngsten Kürzung der Einspeisevergütung hat sich bei Rainer Bötsch, seiner Ehefrau Michaela und dem zweiten BSH-Geschäftsführer Christian Müller mittlerweile wieder etwas gelegt, so dass er sich wieder auf die Einweihung der neuen Lagerhalle vom 11. bis 13. Mai konzentrieren kann. Mit Franz Alt und MdB Hans-Josef Fell haben zwei namhafte Referenten ihr Kommen zugesagt. „Eines ist Fakt“, so Bötsch: „Von der Regierung lassen wir uns nicht aufhalten, denn die Sonne wird auch morgen noch scheinen.“
Alt kommt zur Einweihung
Die Firma BSH –Zentrum für erneuerbare Energien wurde im Jahr 2004 gegründet und ist seit 2009 im Gewerbegebiet an der Bamberger Straße angesiedelt. Die Firma, die sich auf die Konzeption von Photovoltaikanlagen sowie die Montage von Mini-BHKs und kleinen Windrädern spezialisiert hat, hat heute 25 Mitarbeiter und wird von den beiden Geschäftsführern Rainer Bötsch (zuständig für den Verkauf und Vertrieb) und Christian Müller (zuständig für die Technik) geführt. Vom 11. bis 13. Mai wird die neue 650 Quadratmeter große Lagerhalle eingeweiht. Als Gäste werden neben Bürgermeister Thomas Helbling, Landrat Thomas Habermann und MdB Hans-Josef Fell (Grüne/Bündnis 90) auch der Politikwissenschaftler und Journalist Franz Alt, Träger des Deutschen Solarpreises, erwartet.