Früh aufstehen heißt es alle zwei Wochen im Sulzdorfer Ortsteil Schwanhausen. Dann nämlich wird schon kurz nach 6 Uhr der Backofen am Ortsrand des 47 Einwohner zählenden Dorfes angeschürt. Gegen Mittag hat der dann die gewünschte Temperatur von 350 Grad erreicht und dann kann die Pizza in den Ofen, sagt Gemeinderatsmitglied Werner Schleicher. Wenn der Backofen schon einmal angeheizt ist, werden natürlich auch nach Hausrezepten Brot oder Brötchen gebacken. Dann sitzen die Schwanhäuser im überdachten Dorfmittelpunkt zusammen. "Da freuen wir uns schon immer darauf, man erfährt einiges und wir tauschen vor allem Rezepte aus."
Die Idee, einen Backofen im eigenen Ort zu haben und selbst zu backen, wie es vor Jahrhunderten Brauch war, hatte man schon vor einigen Jahren. Ein Dorfbackhaus dürfte es gegeben haben, sagt Kreisheimat- und Archivpfleger Reinhold Albert. "So etwas hatte jedes Dorf und vermutlich könnte der Schwanhäuser Backofen im damaligen Gemeindehaus gewesen sein." Als schließlich anstelle des abgerissenen Feuerwehrhauses der neue Dorfplatz entstand und später in Eigenleistung noch eine Überdachung dazu kam, diskutierte man im 47-Seelen-Dorf erneut über einen Backofen.
Eigenleistung statt hoher Kosten durch Hersteller
Im nahegelegen Rügheim bekam Werner Schleicher Kontakt zu einer Firma, die historische Dorfbacköfen herstellt. Der Einbau hätte jedoch wieder hohe Kosten verursacht. Deshalb entschied man, lediglich den Backofen zu kaufen, aber alles andere, wie den Einbau, selbst in die Hand zu nehmen. Zuschüsse gab es von der Jagdgenossenschaft Schwanhausen, der Allianz Grabfeldgau und der Gemeinde Sulzdorf.
Die Euphorie im Dorf war groß, alle waren begeistert und packten mit an. Über einige Wochen hinweg wurde im vergangenen Jahr gemauert und schließlich konnte der Ofen in diesem Jahr erstmals angeheizt werden. Doch damit war es nicht getan, denn niemand im Dorf hatte je einen Backofen dieser Größenordnung betrieben. So galt es sich über das korrekte Anheizen mit Holz und vor allem die Temperatur bei Fachleuten zu informieren. "Keiner von uns wusste ja, wie lange ein Brot, Brötchen oder eine Pizza im Ofen sein sollten", werfen Jacqueline George und ihr Mann Thorsten ein.
Bis die Glut ausreicht, muss bis zu drei Stunden geheizt werden
Schnell war klar, dass der Ofen gut mit Holz gefüllt werden musste, damit die nötige Glut vorhanden war. Das dauerte bis zu drei Stunden. Zurück bleibt eine Glutschicht, die die Wärme ergibt, um eine Pizza backen zu können. "Zurzeit sind wir noch am Üben für unser Backofenfest am 23. Juli, denn da soll es dann Pizza und Zwiebelplootz aus dem Backofen geben." Für das Fest soll natürlich auch das Brot für Bratwürste und Steaks aus dem Schwanhäuser Backofen kommen, sagt Heike Hilkel. Das Interesse der Dorfgemeinschaft ist groß. Das zeigt sich jedes Mal, wenn der Backofen angeschürt und so ist man sich sicher, dass man beim Fest im Juli genügend Helferinnen und Helfer haben wird.
Bis dahin wird weiter geübt und alle 14 Tage der Backofen angeheizt. Bei einer Temperatur von 220 Grad werden durchschnittlich bis zu 20 Brote gebacken. Diese reichen von Sauerteigbrot, Misch- und Dinkelbrot bis zu den eigenen Kreationen, erläutert Jacqueline George. Der Teig wird zu Hause gemacht, in Behältnisse gefüllt, die dann in den Backofen gestellt werden. Dann heißt es warten. Dazu ist am großen Tisch mit der Holzbank im überdachten Dorfmittelpunkt genügend Platz zum Zusammensitzen und erzählen.