Erdrutsche, Hochwasser, Hagel, sintflutartiger Platzregen - extreme Wetterereignisse kommen in Bayern immer häufiger vor. Um künftig bei solchen Naturkatastrophen gezielter helfen und retten zu können, hat das Bayerische Rote Kreuz (BRK) eine neue Piloteinheit auf die Beine gestellt. «Wir stehen vor völlig neuen Herausforderungen. Tornados waren beispielsweise noch vor zehn Jahren in Bayern undenkbar», sagte Projektleiter Uwe Kippnich der Deutschen Presse-Agentur. Vor mehr als einem Jahr hatte bei Würzburg ein solcher Wirbelsturm eine Schneise der Verwüstung hinterlassen.
Die neue sogenannte Schnell-Einsatz-Gruppe G.I.L.T. (Gelände, Infrastruktur, Logistik, Transport) soll unter anderem sicherstellen, dass die Rettungskräfte schneller wichtige Informationen über ihren Einsatzort erhalten und diesen auch erreichen können. Am Donnerstag wurde das Projekt im unterfränkischen Hohenroth (Landkreis Rhön-Grabfeld) vorgestellt.
Auch ein Amphibienfahrzeug vor Ort
Zur in Unterfranken stationierten Piloteinheit gehören deshalb auch ein Amphibienfahrzeug, ein Gelände-Krankenwagen, zwei geländegängige Lastwagen, ein Quad und Drohnen. «So können wir im Gelände arbeiten, ohne die bereits vor Ort eingebundenen Kräfte zu blockieren oder zu binden», sagte Kippnich weiter. Dem BRK entstehen zunächst keine zusätzlichen Anschaffungskosten. «Es ist ein taktisches Zusammenführen von bestehenden Fahrzeugen.»
Die Spezialisten-Einheit soll zudem keine Konkurrenz zum Technischen Hilfswerk oder der Feuerwehr sein. «Das wäre ja ein Schuss nach hinten». Vielmehr gehe es darum, sich beispielsweise auf dem Weg zu einer hilflosen Person und zum Erkunden des überschwemmten Geländes unkompliziert selbst den Weg dorthin frei machen zu können.
Zusammenarbeit mit Raumfahrt-Zentrum
Besonders hilfreich im Einsatz nach Extremwetter soll die erstmalige Zusammenarbeit mit Experten des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) sein. DLR-Wissenschaftler sollen gezielt mit satelliten- und luftgestützten Informationen helfen. Damit kann dem BRK zufolge beispielsweise der Verkehrsfluss im Katastrophengebiet effektiver geleitet werden, damit alle Rettungskräfte schneller an ihren Einsatzort kommen können und sich nicht gegenseitig im Weg stehen.
Die Arbeit der unterfränkischen Piloteinheit soll in den kommenden eineinhalb Jahren unter anderem vom DLR wissenschaftlich begleitet werden. Geplant ist, dass Schnell-Einsatz-Gruppen für Naturkatastrophen künftig in allen Regierungsbezirken Bayerns aufgestellt werden können.