Zum Artikel „Ein Problem-Biber“ vom 21. Januar erreichte die Redaktion folgende Zuschrift:
Die Berichterstattung über Biber erfolgt in den Medien aus meiner Sicht häufig zu "biberfreundlich". Auch biberkritische Leserbriefe erscheinen nur selten, finde ich. Schon die Überschrift des Artikels vom Dienstag sagt etwas aus: "Ein Problem-Biber". Gibt es wirklich nur einen? Handelt es sich nicht längst um ein Massenphänomen? Durch Biberaktivitäten "können Schäden an der Kreisstraße entstehen", war darunter zu lesen. Sind sie nicht schon entstanden? Muss die Ursache des abgesoffenen Durchlasses nicht behoben werden, entstehen dadurch keine Kosten? Von den zahlreichen Schälschäden an den Bäumen gar nicht zu reden.
Laut Bericht beschäftigt der beschriebene Bagatell-Vorgang die Untere Naturschutzbehörde, das Wasserwirtschaftsamt, das Straßenbauamt, den Abwasserverband Saale-Lauer, die Bauhofgemeinschaft Brend-Saale, den Kreisbauhof Bad Neustadt. Und zwei Bürgermeister. Haben die sonst nichts zu tun? Was für ein bürokratischer Irrsinn!
"Darüber freuen sich einige Leute nicht", heißt es weiter. Andersherum: Wer freut sich denn über Biber? Landwirte? Mitarbeiter des Wasserwirtschaftsamts? Spaziergänger? Oder sind es nicht nur "einige Leute", die den Verursacher der immer offensichtlicheren Schäden als "natürlichen Landschaftsarchitekten" verharmlosen? Hing das Paddelverbot auf der Saale bei Bad Kissingen nicht auch irgendwie mit dem "putzigen Nager" zusammen, auch wenn es keiner ausspricht?
Wer wissen will, was Biber anrichten, braucht bloß auf der Promenadenstraße von Herschfeld nach Bad Neuhaus zu laufen. Ein Reporter könnte tolle Fotos schießen: Fast alle Bäume an der Saale sind angenagt, sogar die großen. Man wird sie fällen. Und wachsen neue nach, wenn die "vergrämten" Biber nachrücken? Sollen unsere Flussufer baumlos werden? Ich finde, Biber schaffen keine neuen Lebensräume, sondern zerstören vorhandene und sind zu Schädlingen geworden. Außerhalb von Nationalparks sollte man sie bejagen, weil es in unserer dichtbesiedelten Industrie- und Agrarlandschaft nicht genug Platz für ihre Art der "Landschaftsgestaltung" gibt. Um nicht falsch verstanden zu werden: Naturschutz ist kein Luxus, sondern überlebenswichtig. Aber falsche Naturromantik sollte nicht über gesundem Menschenverstand stehen. Es gibt genug Tierarten, die tatsächlich bedroht sind.
Andreas Müller
97616 Bad Neustadt