Zum Artikel "Auf den Spuren der Biber" vom 1. Dezember 2023 erreichte die Redaktion folgende Zuschrift.
Welche Wertstellung hat mein Einsatz für eine intakte Natur?
Ich lebe in dem kleinen, idyllischen Ort Sondheim im Grabfeld, ein schönes Dörfchen, in dem sich gut leben lässt. Seit einigen Wochen haben wir einen neuen Mitbewohner – der Biber ist da! Nicht alle sind gleichermaßen begeistert. Hier liegen, ich wage das einfach mal zu behaupten, die Schwerpunkte eines Lebens im Einklang mit der Natur eher im eigenen Gemüsegarten, bei den vorhandenen Obstbäumen oder auch dem Fortbestehen des Waldes.
In dem kleinen Bach, Fliessgewässer dritter Ordnung, hat sich der Biber ein Plätzchen ausgesucht, unmittelbar im Bereich von Sportplatz, Kinderspielplatz und den Randgrundstücken des Dorfes. Gut gewählt, Baumaterialien und bevorzugte Nahrung in Reichweite.
Dieser kleine Bach wurde vor einigen Jahrzehnten im Rahmen der Dorferneuerung renaturiert, eine Maßnahme, die sehr gelungen ist, wertet sie doch das Ortsbild ungemein auf. Man findet am Bachufer alte Weiden, Schwarzerlen und Traubenkirschen, die mit ihrer schönen weißen Blüte weithin duftend den Frühling einläuten. Nicht mehr lange, denn schon nagt der Zahn des Bibers am Bewuchs des Gewässerstreifens.
Nicht mehr lange, und der erste größere Baum wird auf dem Spielplatz oder auf der Straße liegen. Eine finanzielle Entschädigung durch den Biberfonds, sollte jemand dadurch gefährdet werden, wird nicht trösten.
Im Bestreben um eine gute Ökobilanz hat meine Familie um die 300 Vogelnährgehölze und vor zwölf Jahren 40 neue Obstbäume gepflanzt, zusätzlich zum Bestand einer Streuobstwiese mit 80 Hochstämmen. Mit dem Pflanzen allein ist es nicht getan, Zäunung gegen Wildverbiß, Wässern in Trockenperioden, Pflegeschnitt; Mähen der Flächen und vieles mehr.
Leider befinden sich diese Pflanzungen auch in unmittelbarer Nähe des Bachlaufs, getrennt nur durch einen Wiesenweg. Geduldig haben wir gewartet auf den ersten Ertrag der Hochstämme, die erst nach vielen Jahren Behang haben. Fallobst ist gern gesehene Nahrung für den Biber, hoffentlich merkt er, dass unsere Äpfel biozertifiziert sind.
Was werden wir tun? Wir decken uns ein mit Draht und Teeranstrich, damit die Bäume nicht angeknabbert werden, packen unser Werkzeug, ziehen los und retten unser Werk.
Auch die Biberfreunde sind unterwegs! Sie erkunden, ausgerüstet mit Bleistift und Papier, wo die Biberburgen und Dämme sind. Dann wird dokumentiert und dann stehen sie entzückt vor dem Durcheinander, das der Biber angerichtet hat. Gibt es bei der Unteren Naturschutzbehörde neben dem Biberbeauftragten auch noch einen „Baumschutzbeauftragten“?
Ich frage mich, ist mein Einsatz für die Natur nichts wert, weil, wenn wir unser Werk nicht schützen, es dem Biber zum Opfer fällt? Kartiert haben wir auch, jede Apfel- oder Birnensorte, jede Hecke. Kann sein, dass diese Kartierung unsere Nachkommen erinnert, was hier mal gestanden hat.
Was ihr macht, ist ungeheuer wichtig, das Gesetz gibt euch recht. Was wir machen, ist unser Hobby, wir können es ja auch sein lassen.
Jutta Eckardt
97638 Sondheim/Grabfeld