Zum Artikel "Der Problem-Biber" vom 21. Januar erreichte die Redaktion folgende Zuschrift:
Mehrere Biber haben sich am Solzbach angesiedelt. Eine erfreuliche Nachricht, denn es zeigt, dass unsere Natur in der Rhön, insbesondere im Raum Rhön-Grabfeld, scheinbar noch intakt ist. Doch diese Freude währte nur kurz. Mit Entsetzen musste ich feststellen, dass der Lebensraum dieser streng geschützten Tiere durch menschliche Eingriffe massiv gestört wurde. Offenbar passt der Biber nicht so recht in unsere Region – oder zumindest nicht in die Vorstellung einiger.
Stetige Besichtigungen des Biberdamms am Solzbach, das Abtransportieren von Biberreisig mit einem Traktor und schließlich das Einschreiten des Straßenbauamts ließen Schlimmes erahnen. Mir wurde berichtet, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis der Biber verschwunden sei. Ein Tier, das unter Naturschutz steht, wird hier also offenbar als Störfaktor angesehen und mit rabiaten Mitteln aus seinem natürlichen Lebensraum verdrängt. Ein Tier, das unter Naturschutz steht, ist nur dann gewollt, wenn es sich reibungslos in menschliche Interessen einfügt. Und das in einer Region, die an das Biosphärenreservat Rhön grenzt. Untere Naturschutzbehörde, Wasserwirtschaftsamt, Abwasserverband Saale-Lauer, Kreisbauhof Bad Neustadt , Kreisbauhof Brend-Saale und die Bürgermeister von Hohenroth haben sich gemeinsam beraten. Keiner ist auf eine naturkonforme Lösung gekommen.
In der Zeitung wurde der Biber als "Problembiber" bezeichnet. Sicherlich kann ein Biberdamm zu Herausforderungen führen, aber warum wurde mit einer derart rigorosen und wenig durchdachten Methode vorgegangen? Naturschutz sieht anders aus! Die Biberburg wurde zerstört. Dem Biber wird zu Unrecht immer nachgesagt, dass er alles kaputt machen würde. Ich denke die Menge an Holz, die der kleine Kerl verspeist, kommt bei weitem nicht an die Menge heran, die nun abgeholzt wurde. Der Biber darf in keine Weide beißen, scheint mir. Sicherlich ist es wichtig, Bäume an der Straße abzuholzen, damit kein Mensch zu Schaden kommt. Aber sollten wir nicht versuchen, mit allen Tieren gemeinsam zu leben? Die Tötung der Tiere durch Erfrierung bei Minusgraden, wurde bei dieser Maßnahme offenbar billigend in Kauf genommen.
Statt den Biber gezielt zu vergrämen und seinen Lebensraum mutwillig zu zerstören, hätte es mildere, umweltfreundliche Lösungen geben müssen. Warum wurde nicht versucht, den Damm behutsam zu lockern, um den Wasserstand zu regulieren? Ein Bagger war ja offensichtlich vor Ort – aber wahrscheinlich ist die Bedienung eines Baggers zum sanften Wasserabfluss schwieriger als zur kompletten Demolierung eines Lebensraums. Oder hätte eine Drainage ins angrenzende Feld nicht das Hochwasserproblem entschärfen können? Doch natürlich geht es viel einfacher: Das Tier und der Damm müssen weg!
Der Biber hat auch seine Daseinsberechtigung. Wir müssen alle erkennen, wie sehr unsere Natur leidet. Der drastische Rückgang von Insekten hat direkte Folgen für die Vogelwelt, die ihre Brut nicht mehr ausreichend ernähren kann. Der Igel findet kaum noch Käfer und kann sich keine ausreichenden Fettreserven für den Winterschlaf anfressen. Das Bienensterben schreitet unaufhaltsam voran, bunte Blumenwiesen weichen monotonen Agrarlandschaften. Schmetterlinge, einst allgegenwärtig, sind kaum noch zu sehen. Doch wer braucht schon Artenvielfalt, wenn man stattdessen Flächen planiert und Probleme "löst", indem man sie ausradiert?
Der Biber wird zu Unrecht als Schädling dargestellt. Die Natur ist kein Störfaktor, sondern unser aller Lebensgrundlage. Der Schutz und Erhalt dieser wertvollen Ökosysteme müssen endlich Priorität haben!
Doris Bühner
97618 Leutershausen