Zum Artikel „Befürworter gehen in die Offensive“ (vom 1. März) erreichte die Redaktion folgende Zuschrift.
Es ist nur verständlich, wenn Bürgermeister Michael Werner jetzt in Sachen Fronhofumbau den "Wahlkampf eröffnet". Im Wahlkampf werden Gefühle angesprochen. Und mit Sachargumenten kann man bei dem umstrittenen Prestigeprojekt nicht punkten.
Warum zum Beispiel sollte die Zahl der Nutzer unserer Stadtbücherei steigen, wenn enge Gassen den neuen Standort einpferchen und Parkplätze fehlen? Und zieht die eiserne Schuppe eines mittelalterlichen Kettenhemdes tatsächlich dauerhaft Scharen von Besuchern an? Gab es bei uns überhaupt eine Kaiserpfalz?
Perfekt animierte Dokus zum Thema "Mittelalter" gibt es wirklich. Man findet sie massenhaft im Netz. Und Wechselausstellungen, in denen Stadtrat Bastian Steinbach ein "großes Potential"“ sieht, könnten schon seit vielen Jahren im Alten Amtshaus stattfinden, das die meiste Zeit leer steht.
Und natürlich hat das Triamare mit dem Fronhof zu tun. Denn die Stadt ist finanztechnisch mit den Stadtwerken "verbandelt". Wenn sich die jährlichen Unterhaltskosten der Stadt durch den unsinnigen Fronhofumbau um mindestens weitere 450.000 Euro erhöhen, müssen die Bürgerinnen und Bürger das finanzieren. Durch steigende Grundsteuern zum Beispiel. Oder eben durch höhere Eintrittspreise im Triamare. Schon jetzt kostet eine Stunde Schwimmen dort satte 6,- Euro. Viel Geld für eine Rentnerin. Und natürlich muss das Triamare mittelfristig renoviert werden.
Auch die maroden Straßen im Stadtgebiet, die Defizite bei der Jugendarbeit oder das kommunale Wärmekonzept kann man nicht ewig vor sich herschieben. Es gibt so viel Wichtigeres als den Fronhof. Das einzige Argument, das für den Umbau spricht: Die Stadt könnte über Fördermittel die vermeintlich "billige" Sanierung einer Altlast vorantreiben, die sie vor Jahren ohne Not einem Investor abgekauft hat.
Aber auch geförderter Unsinn bleibt Unsinn. Und auch Fördergelder werden aus Steuermitteln finanziert. Die Zeichen stehen auf Sturm. Leistet sich eine Familie, deren Einkommen wegzubrechen droht, einen Porsche?
Wie gesagt: Es ist nur allzu verständlich, wenn der Neuschter Bürgermeister jetzt zum Wahlkampf bläst. Von einer "Lokomotive für den Landkreis" ist da die Rede, von einem "Meilenstein, einem "Highlight für die Region". Fehlt bloß noch der "Leuchtturm". Und der grüne Stadtrat Karl Breitenbücher wirft den Fronhofgegnern "Stimmungsmache" vor.
Andreas Müller
97616 Bad Neustadt