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Bad Neustadt
Briefe an die Redaktion: Auch in der Rhön sind die Kirchen am Sonntag leer
Bearbeitet von Franziska Schmitt
 |  aktualisiert: 08.02.2024 17:37 Uhr

Zum Artikel "Zeichen einer intakten Glaubensgemeinschaft" vom 19. September erreichte die Redaktion folgende Zuschrift:

Wenn Bischof Franz Jung das gutbesuchte Pontifikalamt auf dem Kreuzberg als "Zeichen einer intakten Glaubensgemeinschaft" deutet, redet er sich die Welt schön. Oder er lebt in seiner eigenen. Daran ändern auch indische Folklore und prächtige Inszenierung nichts.

Zwar veranschaulichte der Bischof in seiner Predigt zum Thema "Leid" eine zeitlose Wahrheit, aber ansonsten lag er daneben. Denn auch in der schönen heilen Rhön sind die Kirchen an Sonntagen leer; auch in der Rhön treten immer mehr Menschen aus der Kirche aus. Nur noch wenige seiner Rhöner "Schäfchen" wissen überhaupt, dass es ein Fest der "Kreuzerhöhung" gibt und noch viel weniger, was es bedeutet. Die meisten Kinder können das Vaterunser nicht mehr beten. So sieht die Realität aus.

Woran liegt das? Ein Grund könnte das überkomme Erscheinungsbild der Kirche sein. Was würde der heilige Franziskus, ein Bettelmönch, von all dem Protz und Gepränge jenes Pontifikalamts halten? Und wie stünde er zum "Päpstlichen Orden der Ritter vom Heiligen Grab zu Jerusalem", eines elitären Zirkels, der eine Abordnung, zu der auch unser Landrat gehörte, auf den Kreuzberg geschickt hatte? Was hielte der bescheidene Bruder Franz von den schwarzen Samtbaretts dieser Ritter und ihren weißen Mänteln, auf denen rote Insignien prangen? Das Leitmotiv jenes Ritterordens lautet übrigens "Gott will es", ein Spruch, mit dem im Mittelalter zum Ersten Kreuzzug aufgerufen wurde. Die Missionierung zum "einzig wahren Glauben" und die damit einhergehende "Bekämpfung des Heidentums" zählen – wie die Missbrauchsfälle unserer Zeit – wohl zu den dunkelsten Kapiteln der Kirchengeschichte.

Den Heiligen Franziskus begeisterte die Natur. Wenn er heute leben würde, wäre er sicher ein radikaler Klimaschützer. Er würde zu Fuß auf den heiligen Berg der Franken pilgern und weder einen protzigen SUV-Panzer, noch eine Luxuslimousine benutzen. Und er würde sich bestimmt darüber ärgern, dass es dort oben zwar ein Bruder-Franz-Haus gibt, aber eben keine umweltfreundliche Möglichkeit zur Heimreise. Denn der Kreuzbergbus verkehrt ja nur am Wochenende. Deshalb meine Bitte an Ritter Thomas Habermann: Verbessern Sie den öffentlichen Personennahverkehr der Heimat! Gott will es. Als bekennender Christ könnten Sie so dazu beitragen, der Kirche wieder ein modernes, positives Image zu verleihen. Durch altertümlichen Mummenschanz sicher nicht.

Andreas Müller
97616 Bad Neustadt

 
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