Emerson, Warum, Mac Frank, Mirama und Walbeck sowie auf die Kuh Koala besonders stolz ist.
"Davon habe ich immer geträumt, von diesem Anspruch wurde ich angetrieben." Jetzt hat sich dieser Traum für Frank Johannes aus Brendlorenzen erfüllt. Beim Wettbewerb "Züchter des Jahres 2020" des Spezialmagazins "Rinderzucht Fleckvieh" schaffte der Rinderzüchter mit Platz sieben zum ersten Mal den Sprung in die Top 10. Ermerson, Warum, Mac Frank, Mirama und Walbeck: So heißen die fünf Jungbullen, deren vorzügliches Erbgut dem Landwirt mit viel Herzblut zu diesem Erfolg verhalf. "Das ist die Champions-League. Da bist du angekommen, wo du zählbaren betrieblichen Erfolg hast", sagt er und strahlt. Die fünf Bullen gingen als genomische Jungvererber in die aktuelle Auswertung ein.
Nicht nur das Bullen-Quintett, das er für 50 000 Euro verkaufte, auch die Kuh Koala erhielt aufgrund ihrer Qualitäten so viele Punkte, dass der Johannes-Betrieb so weit vorne gelandet ist. Den Zucht- und Betriebserfolg machte somit die genomisch ausgerichtete Zuchtstrategie möglich, bei der umfangreiche Typisierungen, eine frühe Selektion und eine starke Nutzung über Embryotransfer umgesetzt werden.
Genomische Selektion entscheidet über den weiteren Weg
Wenn die Kälber (so werden die Rinder im Alter bis zu fünf Monaten unabhängig ihres Geschlechts genannt) vier Wochen alt sind, ist ihr weiterer Weg bei Frank Johannes bereits vorgezeichnet. Da erhält er die Ergebnisse der genomischen Selektion, die es seit 2011 gibt. "Jeden ersten Dienstag im Monat ist Weihnachten im Betrieb Johannes", sagt er lächelnd.
Vor allem, wenn gute Ergebnisse eintreffen. Jedem Kalb wird nämlich wenige Tage nach der Geburt "aus dem Ohr ein Stück Haut herausgezwickt". Das wird einer genomischen Selektion, sprich einer Zuchtwertschätzung, unterzogen. Dabei werden neben den bisher verwendeten Leistungs- und Abstammungsinformationen der Eltern der Kälber die Ergebnisse dieser genetischen Untersuchung miteinbezogen, die Aussagen zur Vererbungsleistung der Kälber macht.
Und dann erfolgt die Auslese: Die Tiere mit guten Genen "wandern" in die Zucht, "zu meinem Partnerbetrieb Patrick Obermeier aus Arnhofen (Niederbayern), mit dem ich seit August 2013 erfolgreich zusammenarbeite". Die schlechten werden in die Mast gegeben. Die prächtigen Jungbullen bleiben dann noch gut zwölf Monate im Betrieb, wo auch die Aufzucht passen muss. Dann sind sie geschlechtsreif und werden in die künstliche Besamung verkauft – zum Beispiel an die Besamungsvereine Neustadt a. d. Aisch, Nordschwaben (Höchstädt) oder die Besamungsstation Greifenberg.
Koala ist die "Grande Dame"
Und die weiblichen Kälber? Die werden zunächst einmal, je nach Alter, zum Fresser (zwischen sechs Monate und einem Jahr alt), dann zum Jungrind (ein Jahr bis etwa 15 bis 18 Monate) und schließlich, wenn sie das erste Mal gekalbt haben, zur Kuh. Eine ganz besondere hat Frank Johannes unter seinen insgesamt 125 Milchkühen in seinem Stall stehen: Koala, geboren am 11. Dezember 2015. "Sie hat einen der höchsten Zuchtwerte in ganz Bayern und ist momentan die erfolgreichste Kuh", stellt Frank Johannes fest. "Koala ist meine Grande Dame", schwärmt er. Die hohe Qualität resultiert unter anderem aus ihrer Milchleistung, ihrem Aussehen und dem Charakter.
Obwohl Koala erst zwei Kälber zur Welt gebracht hat, ist sie schon viel häufiger Mutter. Denn Koalas Qualitäten wurden, insgesamt bereits fünf Mal, über Embryotransfer genutzt. So wurden ihr bislang insgesamt 91 Embryonen entnommen. Embryonen, die anderen Kühen, den Ammentieren, in seinem eigenen Betrieb eingesetzt werden. "Ich arbeite aber auch mit anderen Betrieben zusammen", so Johannes. Wobei dort viele Kühe quasi als "Leihmutter" fungieren und Johannes das Kalb nach seiner Geburt dem "Leih-Betrieb" wieder abkauft. Nicht jeder Embryo wird zum Kalb, "eine Anwachsquote von 60, 70 Prozent ist schon sehr gut", weiß Johannes.
Für den Bullen Hubraum 83 000 Euro erzielt
Als Züchter hat sich Frank Johannes längst einen Namen gemacht. Das bisherige Highlight: Sein Fleckviehbulle mit Namen "Hubraum" wurde 2014 beim Viehmarkt des Rinderzuchtverbandes Franken in Dettelbach für den Sensationserlös von 83 000 Euro versteigert. Vor dem Viehmarkt hatten sich seinerzeit die Vertreter von verschiedenen Besamungsorganisationen auf seinem Hof eingefunden, um sich die Mutter von Hubraum genau anzuschauen. Das Aussehen der Mutter bildet eine der Voraussetzungen für einen guten Erlös. Sie machte ihrem Namen "Königin" alle Ehre und "ist heute noch bei uns im Stall". Der Vater heißt Hutera.
Das Vertrauen zahlt sich aus
Frank Johannes war als Landwirt ein "Spätberufener", wie er selbst sagt. Nach der Schule absolvierte er zunächst eine Ausbildung zum Industriemechaniker. Seine Eltern Albert und Gerlinde Johannes betrieben bereits eine Landwirtschaft. "Aber auch mein Onkel Rudolf Schmitt hat mich sehr geprägt, schon als kleiner Bub. Mit dem Bau des neuen Hofes meines Vaters in der Sandheide im Jahr 1999 war klar, dass ich mit einsteigen werde". So verließ er 2001, im Alter von 23 Jahren, die Industrie. Es folgten die landwirtschaftliche Ausbildung und im Jahr 2007 die Meisterprüfung. Am 1. Juli 2018 hat er den Betrieb von seinem Vater Albert übernommen.
"Die Zucht war immer meins", spricht er voller Begeisterung von seiner Leidenschaft. Und lobt seinen Vater. "Er hat mir nie Steine in den Weg gelegt, mich züchterisch zu verwirklichen. Er hat mir immer vertraut, das hat sich ausgezahlt und spiegelt sich in den züchterischen Erfolgen wider", stellt Frank Johannes fest, der sich mit seinem gesamten Team freut.