
Der erste Award der Lebenshilfe Rhön-Grabfeld geht an den Stammtisch „Brave Jungs“ aus Ober- und Unterebersbach. Mit der Auszeichnung würdigte Brunhilde Hergenhan, Vorsitzende der Lebenshilfe Rhön Grabfeld, das jahrzehntelange Engagement der Stammtisch-Mitglieder für die Lebenshilfe.
Der von der Bischofsheimer Holzschnitzerin Johanna Helle geschaffene Awardwurde auf Initiative des 2. Vorsitzenden der Lebenshilfe Rhön Grabfeld, Andre Hahn, ins Leben gerufen und heuer erstmals verliehen. Auf der einen Seite ist „Für besondere Verdienste - Lebenshilfe Rhön Grabfeld“ eingraviert, auf der anderen Seite der Spruch „Es ist normal, verschieden zu sein!“.
27 Mal unterstützten die Braven Jungs bereits die Lebenshilfe
„Er soll eine ganz besondere Ehre, eine Auszeichnung sein für jene, die sich im Sinne der Lebenshilfe engagieren und sie unterstützen“, informierte Hergenhan und wies darauf hin, dass jedes Jahr nur ein Award verliehen wird. Die Höhe der gewährten Unterstützung hat keinen Einfluss auf die Verleihung des Award.
Die ersten Award-Preisträger sind somit die Braven Jungs aus Ebersbach, ohne Zweifel ein würdiger Preisträger. Schon 27 mal bedachten die Stammtischbrüder und -schwester die Lebenshilfe, speziell die Lebenshilfe in Hohenroth. Getreu ihrer Maxime, sich für ein soziales Projekt in der näheren Umgebung einzusetzen, spendeten die Braven Jungs auch heuer den Erlös ihres traditionellen Preisschafkops an die Lebenshilfe.
Drei Gründungsmitglieder sind noch dabei
Der Stammtisch der Braven Jungs wurde 1970 gegründet. Von den Gründungsmitgliedern sind heute noch der Vorsitzende Hans Pal aus Nüdlingen, Josef Schmitt aus Unterebersbach und Robert Meder aus Oberebersbach dabei. Treffpunkt ist heute wie auch bei der Gründung das Oberebersbacher Gasthaus Voll.
Die Wirtstochter Hedi, damals Voll, heute Straub, wurde als einziges weibliches Mitglied in den an sich reinen Männerstammtisch aufgenommen. „Manchmal waren zwei, manchmal drei Leute in der Wirtschaft, da war es oft eher langweilig als prickelnd“, blickt Gründungsmitglied Heinz Pal auf die Gründungszeit zurück. Somit wurde die Idee, einen Stammtisch ins Leben zu rufen, geboren.
Brave Jungs plagen Nachwuchssorgen
Eine Woche wird über die Politik in der Gemeinde diskutiert, eine Woche wird gekartelt. Aktuell gibt es im Bereich Politik genügend Gesprächsstoff, da die Ortsdurchfahrt saniert wird, was sich auch noch längere Zeit hinziehen wird. Die Richtigkeit der Gemeindepolitik kann Holger Schmitt, der für das Amt des Bürgermeisters in der Gemeinde Niederlauer kandidiert, seinen Stammtischbrüdern schlüssig erläutern.
Zu Spitzenzeiten zählte der Stammtisch 29 Mitglieder, heute sind es noch sieben. „Der Nachwuchs fehlt“, sieht sich Hans Pal, der aktuelle Vorsitzende, der nun in Nüdlingen wohnt, mit vielen Vereinen und Gruppierungen in einem Boot. Auch der Wandel im Berufsleben ist ein weiterer Grund. Waren zur Winterzeit doch etliche Männer wegen Schlechtwetter zu Hause, sind heute die meisten auswärts oder sogar die ganze Woche beruflich unterwegs.
Hedi Straub und Doris Pal sind die Frauen bei den Braven Jungs
Doch von einem „normalen“ Stammtisch, an dem ein oder mehrere Bierchen getrunken werden und die Diskussionen, gerade aktuell über die Gemeindepolitik, dann intensiver werden, sind die Braven Jungs ein ganzes Stück entfernt.
Als wirklich „Brave Jungs“ wird jedes Jahr eine zweitägige Radtour nach Vierzehnheiligen unternommen, wobei die Radtour „über Stock und Stein, durch Wald und Feld“ doch eher vom männlichen Geschlecht dominiert wird. Die „Frauenquote“ stellen Hedi Straub und Doris Pal sicher, die mit den männlichen Radlern problemlos mithalten.
Auszeichnung erfüllt die Stammtisch-Mitglieder mit Stolz
Traditionell mittlerweile auch das zünftige Zeltwochenende mit Familien, Kindern und Enkeln am Kinderspielplatz und der regelmäßig veranstaltete Preisschafkopf, aus dessen Erlös soziale Projekte unterstützt werden. „Vor etlichen Jahren veranstalteten wir noch Stammtischfeste und Gauditurniere für das ganze Dorf, personell müssen wir hier jetzt aber kürzer treten“, sagte Pal und meinte, dass sich die gesamte Ortsbevölkerung über den engagierten Stammtisch freue.
Auf die Einhaltung der Pflichten der Stammtischbrüder achtet Kassier Robert Meder. Erscheinen ist jeweils Mittwoch Pflicht, zu spät kommen kostet einen Euro, bis mindestens 23 Uhr herrscht für den „Braven Jungen“ Anwesenheitspflicht. Als Wirtin kann Hedi Straub natürlich ihren Heimvorteil nutzen. „23 Uhr ist für die meisten kein Problem, gerade im Winter wird es meist zwischen ein und drei Uhr des nächsten Tages“ erzählt Hedi Straub, die aber keine Anekdoten über die Zeit „nach eins“ preisgeben will.
„Brave Jungs“ ist ja ein Name, der bei einem Männerstammtisch eher ungewöhnlich scheint. „Nennt euch doch einfach „Brave Jungs“, hatte Martha Lippert, auch eine Tochter des Wirtsehepaars Anton und Imelda Voll, seinerzeit den Stammtischbrüdern, die schon länger über einen passenden Namen brüteten, geraten. Der erste Preisträger des Lebenshilfe-Awards zu sein macht den Ebersbacher Stammtisch stolz, ist er doch ein sichtbares Zeichen, dass ihr soziales Engagement auch gewürdigt wird. Seinen Ehrenplatz in der Wirtsstube des Gasthauses Voll hat er bereits gefunden.