
Eine gute Wahlbeteiligung konnten die Auszähler des Bürgerentscheids in Saal am Sonntagabend registrieren. 75,3 Prozent der wahlberechtigten Bürger, das sind 938 von insgesamt 1245, hatten sich auf den Weg zu den Wahlurnen gemacht.
Kurz vor 19 Uhr war die Auszählung der Wahlzettel und der Briefwahlen fertig und es zeichnete sich mit 58,2 Prozent (539) der abgegebenen Stimmen eine Mehrheit für die Umgehungsstraße in Saal ab, 41,8 Prozent (387) votierten dagegen, 12 Stimmen waren ungültig.
Bürgermeister Georg Böhm ist froh, jetzt Klarheit zu haben für die zukünftige Marschrichtung, weil die Bürger ein eindeutiges Ergebnis produziert haben. „Im Projektplan sind wir vorsichtshalber schon drin, darin sind alle möglichen Projekte der nächsten 15 Jahre“, berichtete Böhm. Diese Liste wurde vom Staatsministerium angelegt, um Vorgänge wie bei Stuttgart 21 zu vermeiden. Der Bürgermeister wird sich zunächst mit der VG abstimmen und dann mit Manfred Rott vom staatlichen Bauamt Schweinfurt sprechen, um den offiziellen Antrag auf Aufnahme in den Bedarfsplan stellen und zu schauen, wie man die Vorgänge beschleunigen kann.
Wenn alle Projekte vom Projektplan verwirklicht werden, brauche man 13 Milliarden Euro, es stehen aber nur rund 450 Millionen jedes Jahr zur Verfügung, gab Böhm zu bedenken. Im Gemeinderat sei man sich einig gewesen, wenn die Mehrheit für die Umgehung ist, setze man sich auch mit voller Kraft dafür ein.
Uwe Beyer, der in Saal eine Tankstelle mit Werkstatt betreibt, ist froh, dass immerhin mehr als 40 Prozent der Bürger gegen die Umgehung sind, dann könne niemand behaupten, die Gegner seien nur die Saaler Geschäftsleute, die um ihren Umsatz besorgt sind. Das gute Ergebnis in Waltershausen, wo 68 Befürworter und 139 Gegner gezählt wurden, zeige, dass die gute Infrastruktur in der Nähe mit vielen Einkaufsmöglichkeiten von den Waltershäusern geschätzt werde und sie Für und Wider genau abgewägt haben, obwohl die Gegner dort keine Infoveranstaltung abgehalten, sondern nur einen Flyer verteilt hatten. „Es ist wichtig, dass es jetzt vorbei ist“, so das Fazit von Uwe Beyer. „Es darf keine Gräben und keine persönlichen Differenzen geben, alle sollten zu normalen Drehzahlen zurückkehren.“ Kurzfristige Maßnahmen werde man trotzdem ergreifen müssen, wie Flüsterasphalt und erst mal eine Querungshilfe. Wenn sie sich bewährt, könne man mehrere einbauen, so Beyer.
Eberhard Dietz von der Bürgerinitiative (BIOS) spricht von einem eindeutigen Ergebnis, bei dem die hohe Wahlbeteiligung gezeigt hat, wie sehr das Thema die Bevölkerung bewegt hat. Man habe sich zwar am Abend, nach Bekanntgabe des Ergebnisses zusammengesetzt, aber nicht groß gefeiert.
Eberhard Dietz von der Bürgerinitiative
„Triumphieren ist nicht angebracht“, so Dietz, denn immerhin haben die gegensätzlichen Meinungen tiefe Gräben gezogen, die jetzt wieder zugeschüttet werden müssen. Ruhig bleiben und die Meinung des anderen akzeptieren, sei wichtig. Das aus Sicht der BIOS negative Ergebnis in Waltershausen führt er auf Befürchtungen der Bevölkerung zurück, eine Umgehung würde der Geschäftswelt schaden. Außerdem ist Waltershausen von den Belästigungen des Straßenverkehrs nicht betroffen. Vielleicht haben sie auch Bedenken wegen eventueller Folgekosten für die Gemeinde, sollte die Hauptstraße in Saal nach dem Bau einer Umgehungsstraße herabgestuft werden. Jetzt koste die Straße aber auch Geld, gab er zu bedenken, bestes Beispiel ist die Schallschutzwand am Kindergarten. „Das Leben geht weiter“, so Dietz. Wenn die Umgehungsstraße dann wirklich kommt, müsse man die Belange der Geschäftsleute berücksichtigen. Der Bürgerentscheid war für ihn der erste Schritt in die richtige Richtung. Die BIOS trifft sich aber weiterhin an jedem ersten Donnerstag im Monat.