Die Luft nach oben wird dünner. Nachdem Kabarettist Fredi Breunig schon eine recht illustre Prominenz in den vergangenen Jahren auf der Bühne des Gästehauses von Wargolshausen (Lkr. Rhön-Grabfeld) begrüßt hatte, erschien bei der jüngsten Ausgabe seines Kabarettistischen Frühschoppens „Breezel, Bier und domms Gebabbel“ am Sonntag ein amtierender Ministerpräsident als Überraschungsgast: Thüringens Oberhaupt Bodo Ramelow war der Ladung gefolgt und später – quasi als Faschingsvorbote – auch noch der Kommandant der Altneihauser Feuerwehrkapell'n, Norbert Neugirg.
Als erster Ministerpräsident der Linken trat der Politiker Ramelow den Gang in die Höhle der Löwen an, da er sich nicht nur in der Hochburg, sondern gar der „Höchstburg“ der CSU befinde, warnte Fredi Breunig. „Die sind so schwarz, die werfen sogar im Keller Schatten.“ Doch der Politiker hat da offensichtlich keine Berührungsängste und erwiderte trocken, „zwischen mir und Horst geht kein Blatt“. Schon war der Bann gebrochen. In Jeans und Norwegerpullover wirkte Ramelow kaum wie eine politische Größe, sondern eher wie der Dorfschullehrer aus Unterwaldbehrungen.
Was folgte, war der Auftritt eines Gastes, von dem man meinen könnte, er wäre auf Kabarettbühnen zu Hause.
Der erfahrene Moderator ist ja inzwischen auf alles eingestellt. Spätestens seit dem Auftritt des eher wortkargen bayerischen Justizministers Winfried Bausback. Doch dieses Mal musste Breunig aufpassen, dass ihm nicht die Schau gestohlen wurde. Denn Ramelow gab sich nicht nur leutselig, sondern versprühte einen Humor, dass das Publikum Tränen vergoss. Darüber hinaus wartete er mit Statements auf, die ganz und gar nicht in das Bild eines Linken passen.
Als Ramelow dann auch noch seinen „Großen Frankenplan“ präsentierte und von der Wiedergeburt des Fränkischen Reiches über alle Ländergrenzen hinweg sprach, war kein Halten mehr. Selbst Landrat Thomas Habermann meldete sich zu Wort und gab einen Vorschlag seines Amtskollegen aus Schmalkalden/Meiningen wider, Ramelow möge sich doch bei der CSU anmelden. Eine solche Fraternisierung ging dem Ministerpräsidenten dann aber doch zu weit. Schließlich gebe es in ihren politischen Ansichten schon noch einige Differenzen.
Neugirgs Zungenküsse
Das war es aber auch schon fast mit politischen Äußerungen. Vielmehr zeigte sich Ramelow volkstümlich. Erst trug er ein Gedicht im hessischen Dialekt vor, um daraufhin in norddeutsches Platt zu verfallen. Er verkündete, dass er jedes Wildtier weidgerecht zerlegen kann. Und am Ende stimmte er lauthals mit Fredi Breunig ins Rennsteiglied ein. Beim anschließenden Applaus fehlten nur noch die Zugaberufe.
Das Dakapo gab es dann nach der Pause in Form des Chefs der Oberpfälzer Feuerwehrkapelle Norbert Neugirg. Nun fiel auch die letzte Zurückhaltung. Das Gästehaus tobte und Fredi Breunig war schon ganz verzweifelt, weil der Gast für einen Brüller nach dem anderen sorgte und er selbst fast etwas zu kurz komme. Sollte jemand annehmen, der Witz der obskuren Löschtruppe sei nur einstudiertes Programm, sah sich durch deren Chef eines anderen belehrt. Zwar zitierte der oberpfälzer Floriansjünger mehrfach vorgefertigte Pointen, doch schlagfertig und witzig reagierte er auf die unterschiedlichsten Bemerkungen des Moderators, der gar nicht viel Regie führen musste, um das Gespräch im Fluss zu halten.
Auch der zweite Teil mündete in stürmischen Ovationen und dem Angebot einer Autogrammstunde mit dem Gast aus der Oberpfalz. Der erklärte sich bereitwillig einverstanden, alle Wünsche zu erfüllen. „Schließlich ersetzt ein Zungenkuss von mir acht halbe Bier“, meinte Neugirg. Fredi Breunig war angesichts der beiden furiosen Auftritte selig, fragte sich aber, „was soll jetzt noch kommen?“