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Bad Neustadt
Blumen, Gemüse, Kräuter: In der Stadtbibliothek startet ein innovatives Projekt zur Erhaltung alter Pflanzensorten
Die Leiterin der Stadtbibliothek Bad Neustadt, Claudia Scheler, vor den noch ungefüllten Kästen, in denen in Kürze das Saatgut zur Ausleihe bereitgestellt wird.
Foto: Brigitte Schmidt | Die Leiterin der Stadtbibliothek Bad Neustadt, Claudia Scheler, vor den noch ungefüllten Kästen, in denen in Kürze das Saatgut zur Ausleihe bereitgestellt wird.
Brigitte Schmidt
 |  aktualisiert: 16.03.2024 02:43 Uhr

Nicht nur Bücher kann man demnächst in der Stadtbibliothek Bad Neustadt ausleihen, sondern auch regionales Saatgut, bevorzugt alte Sorten von Blumen, Gemüse und Kräutern.

Ziel des Projekts ist der langfristige Erhalt und vielleicht sogar die Rettung von regionalen Pflanzensorten, die aus dem gängigen Sortiment längst verschwunden sind. Im privaten Bereich sind diese aussterbenden Sorten aber durchaus noch zu finden.

Alte Sorten vor dem Aussterben bewahren

Sie schlummern in heimischen Gärten, Balkonen und Wohnräumen und die Gefahr ist groß, dass manches regionale Gewächs bald einfach verschwinden könnte. Verhindern kann man das, indem man der Pflanze Samen entnimmt, trocknet und entweder daraus selbst neue Pflanzen zieht oder sie an andere Gartenliebhaber weitergibt. Unterstützen soll das der Aufbau einer Saatgutbibliothek.

"Es ist ein Herzensprojekt" berichtet die Leiterin der Stadtbibliothek Bad Neustadt, Claudia Scheler, die selbst eine leidenschaftliche Gärtnerin ist. Sie kann sich noch an Zeiten erinnern, in denen es allein 200 Sorten Kopfsalat gab. Für die Massenproduktion hat sich das Angebot inzwischen auf wenige Sorten reduziert, die bequem anzubauen sind und weniger individuell im Geschmack.

"Der große Vorteil der alten Sorten", berichtet sie, "liegt darin, dass sie resistenter und wohlschmeckender sind". Davon abgesehen enthalten sie oft auch mehr Nährstoffe als die industriell produzierten.

Kindergärten und Schulen machen mit

Holunderbüsche, Quittenbäume, alte Apfelsorten, all das und vieles mehr gilt es zu erhalten. Auch die Natur freut es, wenn sich dadurch das Nahrungsangebot für Insekten und Vögel vergrößert. Ein weiterer Vorteil ist, dass regionale Sorten natürlich besser mit dem Rhöner Klima und den Böden zurechtkommen.

"Bei uns blüht mehr als Fantasie" ist der Untertitel des Projekts, das von den Zielen der Agenda 2030 beeinflusst wurde. In diesem internationalen Abkommen von 2015 soll unter anderem weltweit das Prinzip der Nachhaltigkeit die Grundlage für eine bessere Zukunft bilden.

Deshalb werden auch der Bund Naturschutz und andere Umweltorganisationen in das Vorhaben eingebunden. Weiterhin ist geplant, Kinder und Jugendliche dafür zu begeistern. In Kindergärten und Schulen sollen hierzu Veranstaltungen durchgeführt werden.

Wie funktioniert die Saatgutbibliothek?

Ab sofort können von jedermann Samen in der Bibliothek abgegeben werden, die dann von anderen "ausgeliehen" werden können. Erwünscht ist vor allem regionales Saatgut. Nicht angenommen werden Hybridsamen sowie Zucchini- oder Kürbissamen, da hier bei älterem Saatgut die Gefahr von giftigen Substanzen im geernteten Gemüse besteht.

Damit alle etwas bekommen können, stellt die Bibliothek den Entleihern maximal drei Sorten Samen zur Verfügung. Diese werden dann im heimischen Garten, Balkon oder Kübel angesät. Im besten Fall erfreut man sich dann einige Wochen später an einer schönen Pflanze oder darf ein Obst oder Gemüse verzehren, das ein besonderes Geschmackserlebnis bietet.

Zur Ausleihe gehört wie bei den Büchern auch eine Rückgabe. Diese erfolgt, indem man aus den gezogenen Pflanzen wiederum Samen entnimmt, trocknet und im Herbst an die Bibliothek zurückgibt. So soll ein nachhaltiger Kreislauf entstehen.

Im Rahmen der "Gartenwochen der Stadtbibliothek" findet am 19. März um 19.30 Uhr eine Einführungsveranstaltung im Saal der VHS statt, in der Claudia Scheler einen Vortrag zum Thema "Saatgutbibliothek" hält.

Alle Interessierten sind eingeladen, sich an der Aktion zu beteiligen und einen Beitrag dazu zu leisten, den Reichtum der heimischen Pflanzenwelt zu bewahren.

 
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