Es war eine Premiere in der Stadthalle von Bad Neustadt. Zum ersten Mal stieg das Blues- & Swingfestival. Renommierte Bands mit internationaler Besetzung waren angereist, um die Zuhörer in die Welt dieser faszinierenden Musikrichtungen zu entführen.
Los ging es am Freitag Abend mit der Blues Company, die mit Unterstützung der Kombo „The Fabulous B C Horns“ den Saal mit ihrem legendären Chicago-Blues rockte, wobei sie dem ganzen viel Soul einhauchten und auch mit ihren wiegenden Jazz-Grooves auf ganzer Linie zu überzeugen wussten. Die Musiker rissen das Publikum regelrecht mit.
Blues seit 42 Jahren
Auch wenn die Blues Company bereits seit 42 Jahren Musik macht, dabei schon über 4000 Auftritte in 14 Ländern hatte und mittlerweile 31 Alben veröffentlicht hat: die Liebe zum Blues ist geblieben und dass ihr diese Stilrichtung eine Herzensangelegenheit ist, merkte man an der beeindruckenden Performance, die die Band in Bad Neustadt bot. „Geht's Euch gut, habt ihr Lust auf Blues?“ Diese Frage von Bandleader Todor „Toscho“ Todorovic konnten die Zuhörer gar nicht anders als mit einem lauthals gerufenen „Ja“ beantworten. Gleich zu Beginn ging es musikalisch in die Vollen, die Grooves auf der Gitarre von Toscho flogen nur so dahin und die soulig-groovige Untermalung der „Fabulous Horns“ tat ihr übriges, dass der Sound sofort ins Blut ging.
„Wisst ihr was: es macht immer noch Spaß“, verkündete der Bandleader als er darauf aufmerksam machte, dass die Band jüngst ihren 42. Geburtstag gefeiert hat. Alterserscheinungen? Fehlanzeige. Vielmehr war es offensichtlich so, dass der Blues jung hält oder, wie es die Band mit einer Eigenkomposition ausdrückte: „The Blues been good to you“ – der Blues ist gut zu dir gewesen. Mit griffigen Riffs brachte Toscho seine Gitarre zum Singen. Das sehr fröhliche Stück zeigte, dass der Blues für die Jungs noch immer nichts von seiner Faszination verloren hat.
Bluesige Weihnacht im Sommer
Doch auch leisere, verträumtere Klänge kredenzte die Blues-Company. Ein witziger Einfall war das bluesige Weihnachtslied „Silent Night“, das Weihnachten dieses Mal in den Sommer vorverlegte. Gefühlvoll, ohne dabei sentimental zu werden, präsentierte sich dieses Stück und die Jungs schafften es, bluesige Weihnachtsstimmung zu verbreiten. Mitreißend war das „Let's stick together“ von Wilbert Harrison, besser bekannt in der Coverversion als „Let's work together“ von Canned Heat. Mike Titré glänzte dabei an der Bluesharp, der er in einem beeindruckenden Solo wahrhaft Seele verlieht. Dem Publikum gefiel es ausgezeichnet, wie der tosende Applaus bewies. Mit einer Tanznummer schaffte es die Band sogar die Zuschauer von den Stühlen holen.
In „Move to groove“ verarbeiteten die Fabulous Horns nach der Pause sogar exotische Klänge, wobei sie es verstanden, diese ganz ins Bluesschema einzuordnen. Auch nachdenkliche Weisen wurden geboten, so das „Red blood“, das vom Bürgerkrieg in der Heimat von Todorovic, nämlich Jugoslawien, handelte und ein beeindruckender Aufruf zur Völkerverständigung war. Ganz im Stil des „King of Delta Blues“, Robert Johnson, massierte Mike Titré in schönster Bottleneck-Technik seine Gitarre, wobei das Publikum ausgelassen mitklatschte.
Die Performance der Jungs beeindruckte und die Bezeichnung „Blues at its best“ war tatsächlich keine Übertreibung, sondern charakterisierte den Abend sehr treffend. Groß war der Applaus des Publikums, dem die Musik außerordentlich gut gefiel.
80 Jahre nach dem Carnegie-Konzert
Am Samstag ging es dann mit etwas anderer Musik weiter, das „Power Swing Quartett“ widmete sich dem namengebenden Swing. Die Veranstaltung fand in der „hörbar“ statt. Mit ihrem Tribut an Benny Goodman und seinem bahnbrechenden Konzert in der Carnegie-Hall im Jahr 1938 gedachte das Quartett genau 80 Jahre später diesem legendären Ereignis. Bad Neustadt ist für das Quartett kein neues Pflaster, bereits im vergangenen Jahr hatten sie hier einen Auftritt und es scheint ihnen gefallen zu haben. Jedenfalls kamen Gitarrist Jörg Seidel, Bassist Martin Pizzarelli, der Benny Goodman noch persönlich kannte, Linus Wyrsch (Starsolist an Klarinette und Saxophon), sowie Larry Fuller (Piano) gern zurück.
Locker-swingende Klassiker wie das „a smooth one“ oder das „slipped disc“ standen ganz im Mittelpunkt des Abends. Wyrsch verstand es dabei hervorragend, auch die schnellen Themen virtuos und sehr sauber auf Klarinette und Saxophon zu interpretieren. Die Band zeigte bei den anspruchsvollen Klassikern, die sie mit geradezu traumwandlerischer Leichtigkeit interpretierte, ihr ganzes Können. So wurde es ein angenehm lauschiger Abend in der „hörbar“, zu der die Musik im Stile Benny Goodmans wunderbar passte.
Das erste Blues- & Swing-Festival war in seiner ersten Auflage musikalisch ein voller Erfolg. Als Fan dieser Richtung darf man hoffen, dass es im nächsten Jahr wiederholt wird. Die Mischung war heuer auf jeden Fall sehr gelungen und es war für jeden etwas dabei.