Für den Sport als größte Freizeitbewegung ist es gut, dass er fest etablierte Verbandsstrukturen hat. So kann der Bayerische Landessportverband (BLSV) als Lobbyist für die Sportvereine vor Ort auch in Krisenzeiten viel erreichen, um den organisierten Breitensport am Leben zu erhalten, und weil er für die Ehrenamtlichen vor Ort ein modern aufgestellter Dienstleister ist. Das wurde sehr deutlich auf dem Kreistag des BLSV Rhön-Grabfeld im Gemeindezentrum in Salz, sowohl im Fünfjahresbericht des BLSV-Kreisvorsitzenden Klaus Greier als auch im Impulsvortrag des BLSV-Präsidenten Jörg Ammon.
Dabei drehte sich viel um die Bewältigung der Weltkrisen, mit denen auch der Breitensport zu kämpfen hat. Ammon sagte: "Wir werden um jedes Kind kämpfen müssen, um es für den Sport zu gewinnen." Denn die aufgezwängten Sportstättenschließungen führten 2020/21 bei den Kindern im Grundschulalter zu einem 25-prozentigen Rückgang; in allen Altersklassen waren es knapp vier Prozent. Durch die Energiekostensteigerungen drohe eine erneute Sportstättenschließung in der kalten Jahreszeit, "was mithilfe der Politik unbedingt verhindert werden muss". Seit 2020 habe der BLSV in Zusammenarbeit mit den Regierenden viel abmildern können (Verdoppelung der Vereinspauschale, Mitgliedsbeitrags-Gutscheine für Grundschulkinder, Gesundheitskonzept), aber der Kampf um Fördermittel geht wegen der Kostenexplosionen weiter, um die Mitglieder im Sport halten zu können. "Dafür müssen wir auch im Winter wieder alle zusammenhalten", so Ammon.
Rückblick 2017 bis 2021
BLSV-Kreistage finden einschließlich Neuwahlen nur alle fünf Jahre statt. Dementsprechend lang fallen dann Rechenschaftsbericht und Rückblick aus. Greier beschränkte sich darauf, nur die wichtigsten Punkte anzusprechen. Zu den Erfolgen zählen die Innovationen im Bereich der IT-Technik, die mit ihren Entwicklungen neuer Programme und mit Serviceangeboten für modern aufgestellte Vereine ein Riesenfortschritt sind und viele Arbeitserleichterungen gebracht haben.
Zu den BLSV-Kernaufgaben zählen weiterhin die Qualifizierungsangebote für Übungsleiter/innen (ÜL) und Vereinsmanager/innen. Jedes Jahr wurden mit Bezirksunterstützung im Landkreis wieder mehrere attraktive ÜL-Fortbildungen durchgeführt für die Bereiche Jugend-, Erwachsenensport und Sport der Älteren, sowie eine ÜL-Ausbildung im Jahre 2019. Besondere Höhepunkte waren die Sportlerehrung 2018, die Ehrung langjähriger Übungsleiter im Mai 2022 und das grandiose Erlebnis des am 22. Juli in Mellrichstadt durchgeführten ganztägigen Sportabzeichen-Tourstopps mit mehr als 1.200 Teilnehmern und drei Spitzenathleten als Sportbotschafter.
Greier lobte auch die Zusammenarbeit mit dem Landkreis in vier Einzelprojekten und dessen finanzielle Unterstützung mit der Sportförderung. So gelang es in den Jahren 2020 und 2021, in Korrelation zu der staatlichen Sportförderung bei der Vereinspauschale auch eine Verdoppelung der Kreisfördermittel zu erreichen, weil den Sportvereinen durch die corona-bedingten Ausfälle von Sportveranstaltungen wichtige Einnahmen weggebrochen waren - und durch Mitgliederverluste.
In diesem Jahr sind zwar Einschränkungen im Sportbetrieb weggefallen und damit auch die doppelte Pauschalförderung. Aber durch die hohe Inflation haben viele Sportvereine neue finanzielle Probleme bekommen. Wie die Vereine dabei unterstützt werden können, ist derzeit noch offen, trotz intensiver Interventionen durch den BLSV und die anderen Landessportbünde. Alle warten noch auf Signale aus Berlin, informierte Greier.
Zufriedenheit besteht bei der Sportstättenförderung, für die die Wartezeiten beim Mittelzufluss im letzten Jahrzehnt erheblich kürzer geworden sind. Dafür gelangten rund 750.000 Euro in den Landkreis Rhön-Grabfeld. Unzufriedene Äußerungen gab es aber über die bestehenden ortsbezogenen abgestuften Förderquoten. Der Finanzbericht des BLSV-Kreises zu den Jahren 2017 bis 2021 hatte insgesamt eine ausgeglichene Bilanz, Verluste und Überschüsse in den fünf Jahren glichen sich in der Summe aus. Er wurde im Bericht der Revisoren als ordnungsgemäß bezeichnet.
Sportgespräch
Vereinsvertreter kamen auch zu Wort beim Sportgespräch mit Repräsentanten aus Sport und Politik, das Wolfgang Max Schmitt moderierte. Jürgen Maul, Vorsitzender des TSV Brendlorenzen, stellte zu Beginn gleich die Frage an MdL Steffen Vogel und den stellvertretenden Bürgermeister von Salz, Markus Gessner, mit welchen Förderungen die Vereine demnächst rechnen dürfen. Die Antworten konnten noch nicht konkret ausfallen, weil weitere politische Entscheidungen abgewartet werden müssen. Maul kritisierte auch, dass die Bürokratie bei Förderanträgen zu groß sei.
Vogel verwies auf den guten Willen der Staatsregierung, die in den letzten Jahren für den bayerischen Sportbetrieb schon zusätzliche Mittel im Umfang von 70 Millionen Euro bereitgestellt habe und an einer Lösung arbeite. Denn die Gaspreisbremse gelte momentan noch nicht für Freizeitanlagen, sondern nur für Privathaushalte und Gewerbe. Gessner bekräftigte das Bestreben der Gemeinde zu helfen, verwies aber auf die begrenzten finanziellen Mittel der Kommune, und zählt auf die gegenseitige Unterstützung der Ehrenamtlichen im Ort. Für den RSV Wollbach schilderte Michaela Greier das Problem, dass die Mehrzweckhalle hohe Heizkosten habe und sanierungsbedürftig sei, die Gemeinde dieses Vorhaben aber nicht allein stemmen könne. Sie hofft, dass der Sportbetrieb trotzdem weitergeführt werden kann.
Fördermöglichkeiten für Sportvereine
Christina Leutbecher vom Regionalmanagement des Landratsamts informierte die Delegierten über die Sportfördermöglichkeiten in Bezug auf die Vereinspauschale und die Verfahrensänderungen für die benötigten Nachweise der ehrenamtlichen Lizenzinhaber sowie die Antragsfrist 1. März. Der Antragsvordruck steht ab Dezember online auf der Homepage des Landkreises zur Verfügung und erleichtert die Antragstellung. Zu beachten sei, dass einige pandemiebedingte Sonderregelungen bezüglich der Lizenzgültigkeit zum Jahresende entfallen werden. Das heißt, dass Lizenzinhaber die Gültigkeit ihrer Lizenzen durch Teilnahme an Fortbildungen rechtzeitig verlängern müssen. Für Sportvereine stehen 2022 rund 142.000 Euro staatliche Fördermittel zur Verfügung. Daran ist auch die Landkreisförderung gekoppelt. Hinzu kommen noch Landkreismittel aus den Aktionen Sport nach 1, Sportgeräteanschaffung, Förderung von Spitzensportlern und Bauprojekte sowie die Kleinprojekteförderung. Auskunft darüber erteilen Christina Leutbecher und Elisabeth Glückert vom Landratsamt. Ab 2023 wird es Änderungen geben, denn die Förderrichtlinien werden aktuell gerade überarbeitet, sowohl bei der Landkreisförderung als auch bei der Staatsförderung.
Neuer BLSV-Digitalservice "Verein360 Manager"
Arik Reiter aus der BLSV-Zentrale in München stellte den Delegierten den neuen BLSV-Digitalservice "Verein360 Manager – erweitere Deinen Spielraum" vor. Diese neue Vereinsmanagement-Software ist eine Weiterentwicklung des Programms "BLSVdigital". Mit diesem Vereinsmanagementsystem kann man papierlos und schnell seine Mitglieder verwalten, die jährlichen Mitgliedermeldungen an den BLSV machen, die Adressdaten der Vereinsvorstandschaft pflegen, Verbandsinformationen einholen, und man hat die Möglichkeit, darüber die Anträge für den Sportstättenbau abzuwickeln. Zuletzt wurde das System noch erweitert um die (Unfall-)Meldungen an die Sportversicherung ARAG. Und weitere Funktionalitäten werden folgen. Es bietet viele Arbeitserleichterungen für die Vereine. Zur Einarbeitung gibt es auch Webinare im Angebot. Reiter bot sich an, interessierten Nutzern auch direkt zu helfen. Zu erreichen ist er unter der Telefonnummer 0162-6262444 und per Mail: arik.reiter@blsv.de
BLSV-Ehrungen
Der Kreistag wurde auch genutzt, um einige Persönlichkeiten zu ehren, die keine Sportvereinsfunktionäre sind, sich aber durch häufige finanzielle Unterstützung von Sportveranstaltungen und -vereinen und als Kommunalpolitiker durch besondere Leistungen hervorgetan hatten. Die Verdienstplakette des BLSV mit Ehrenurkunde überreichten Kreisvorsitzender Klaus Greier und Zweiter BLSV-Bezirksvorsitzender Karl-Heinz Hübner an Markus Merz von der VR-Bank Main-Rhön, an Georg Straub von der Sparkasse. Der dritte Geehrte, Altbürgermeister Bruno Altrichter, konnte nicht anwesend sein. Im Auftrag des BLSV-Bezirks Schwaben wurde außerdem die BLSV-Ehrenurkunde "für hervorragende Verdienste" in mehreren Sportvereinen an Wolfgang Max Schmitt überreicht, der heuer in seine Heimatstadt Bad Neustadt zurückkehrte.
Weil Johann Giglhuber und Lothar Schulz nach mehreren Jahrzehnten für eine Wiederwahl in die BLSV-Kreisvorstandschaft nicht mehr zur Verfügung standen, wurden sie für ihre mehrere Jahrzehnte währende Ehrenamtsarbeit im BLSV-Kreis verabschiedet.
Die Berichte kann man unter www.blsv.de/bezirk-unterfranken herunterladen.