Wodurch wird Musik „geistlich“? Für Pfarrer Oliver Englert ist die Trennlinie nicht so einfach zu ziehen. Oft war es nur der Titel, den man dem Musikstück gab, der zwischen weltlicher und geistlicher Musik unterschied. Darum war für den Pfarrer (er füllt momentan die Vakanz in Ostheim aus) auch das Konzert des Dezetts „Blech 10“ in St. Michael passend für das Gotteshaus, trotz seiner eindeutig weltlichen Musikstücke.
Auch wenn einige Stücke verswingt und verjazzt waren, so war die Musik, die „Blech 10“ bot, doch gepflegt, sehr musikalisch und konnte somit dem Anspruch jederzeit gerecht werden. Und wie Englert sagte: „Musik ist auch ein Abglanz der göttlichen Musik!“ Dem konnten gewiss die Zuhörer in der Kirche zustimmen. Denn mit ihrem Applaus zwischendurch und besonders am Ende des Konzerts zeigten sie, dass die recht unterschiedlichen Blasorchester-Stücke voll ankamen.
Zum dritten Mal in Ostheim
Durch das Programm führten Peter Schwaninger und Torsten Beckhaus, beide auch Mitspieler im Orchester. In Ostheim waren sie schon 2009 und 2011 gewesen, im Vier-Jahresrhythmus. Beckhaus und seinen Freunden schwebte vor, die Blechbläsermusik aus ihrer oft nur dienenden Funktion im Symphonieorchester zu entführen und ihr eine eigene konzertante Bedeutung zu geben. „Blech 10“ ist darum mit vier Trompeten, zwei Hörnern, drei Posaunen und einer Tuba besetzt, zehn Instrumenten eben. Für moderne Stücke kommt das Schlagzeug dazu. Mit dieser Instrumentierung erreicht die Band ein Klangvolumen, das sich mit einem Symphonieorchester oder einer großen Brassband vergleichen kann, zumal, wenn es in einem Konzertsaal mit einer so herrlichen Akustik spielt wie in der Kirche St. Michael in Ostheim.
Das erste, gleich mächtig aufspielende Stück „La Péri“ von Paul Dukas ist die von Fanfarenklängen getragene Ouvertüre zu einem Ballett. Mit Johann Hermann Schein präsentierte die Bläsergruppe sodann einen Barockkomponisten, von dem sie fünf sehr tänzerische und gefällige Stücke mit dem Titel „Partita“ spielten.
Drei Katzen zu Besuch
Mit „Mal Sims“ von Giles Farnaby sprang das Orchester weit zurück in die Renaissance, Musik, die auch für geistlich hätte gelten können und die besonders durch die hellen Trompeten gekennzeichnet war. Noch vor der Pause besuchten drei Katzen musikalisch die Zuhörer. Denn Chris Hazell hatte drei Sätze seinen Hauskatzen gewidmet, mit den lustigen Titeln Flora (also Blume), Tubby Mousetrouser (Tubby Mäusehose) und Homepride (Stolz des Heims). Das müssen ganz unterschiedliche Katzenviecher gewesen sein, denn die erste tollte im Haus herum, die zweite döste auf dem Schoß ihres Herrn und ließ sich kraulen, und die dritte jagte und spielte mit einem Mäuschen – das alles in Musik umgesetzt.
Die Stücke nach der Pause waren fast alle dem 20. Jahrhundert entnommen. Den Auftakt machte „Blues March“ von Raymond Premru, gefolgt von „A Song for Japan“ von Steven Verheist (in Erinnerung an die Tsunami-Katastrophe) und der Titelmusik zur TV-Serie „Hawaii Five-O“. Nach „Alma Llanera, dem südamerikanischen, aber aufgearbeiteten Volkslied schloss der offizielle Teil mit dem Tango „Jealousy“ des dänischen Komponisten Jacob Gade. Zwei Zugaben waren eingeplant, beide sehr melodiös. Bei „I'm singing in the rain“ überwogen Arrangements mit Swing- und Jazz-Charakter, und dabei brauchte das Ensemble auch seinen Schlagzeuger Tobias Schmitt, der beim südamerikanischen Volkslied auch die Holztrommel des Cajon schlug.
Am Schluss wünschte Pfarrer Englert sich und dem Publikum, dass „Blech 10“ spätestens wieder in vier Jahren zu einem Konzert komme.