
Sein neuestes künstlerisches Projekt hat der Berliner Aktionskünstler Jimmy Fell Mellrichstadts Bürgermeister Michael Kraus und Revierförster Michael Merkel am ehemaligen Grenzübergang Eußenhausen-Henneberg vorgestellt: den blauen Wald. Was es damit auf sich hat, zeigt sich bei einem Blick auf ein nicht genutztes Waldstück auf Mellrichstädter Gemarkung. Da sieht man kleine Bäume mit Zitronen und Apfelsinen, die aus einem toten, quer liegenden Baumstamm herauszuwachsen scheinen. Im Sonnenlicht leuchten blaue Blätter, und auf dem Stamm sitzt die Skulptur eines Vogels. Schnell erkennt man, dass es hier um das Thema Klimawandel geht. "Deshalb die beiden Bäumchen und deshalb die blauen Blätter", erklärt der Künstler.

Die Zitronen- und Apfelsinenbäumchen sollen verdeutlichen, dass, bedingt durch die hohen Temperaturen in den Sommermonaten, künftig durchaus solche Früchte in Deutschland geerntet werden könnten. Die blauen Blätter wiederum verweisen auf die Blätter eines Baumes oder Strauches, die Sonnenlicht in Energie umwandeln. Der Künstler zieht damit den Vergleich zur Solarenergie.
Laut Bürgermeister Michael Kraus und Revierförster Michael Merkel wird das Gelände nicht mehr regelmäßig bewirtschaftet, aber forstwirtschaftlich noch genutzt. Etwa 80 Meter stehen damit Jimmy Fell für seine Kunstobjekte zur Verfügung. Abgesprochen ist diese Aktion auch mit dem Pächter, der versicherte, dass, bedingt durch die vielen Besucher des nahegelegenen Skulpturenparks, kein Wild vorhanden ist.
Aus einem alten Baum erwächst eine neue Idee
Zum umgestürzten, künstlerisch gestalteten Baum erläutert Jimmy Fell, dass dies ein Hinweis darauf sei, wie aus einem alten Baum eine neue Idee erwächst, eben durch diese Skulptur der blauen Blätter. "Waldwirtschaft und Kunst werden damit hier eine Einheit." Die blauen Segmente sind an und im Umfeld der "Waldskulptur" immer wieder präsent. Jimmy Fell zeigt auf eine große alte Eiche. "Das ist mein Franziskusbaum", sagt er und erklärt, dass hier auf einem Baumstamm die Skulptur des Franziskus zu sehen sein wird. Dieser hat Überlieferungen zufolge mit den Tieren gesprochen. Neben ihm wird die Skulptur der heiligen Franziska zu sehen sein. "Sie hört den Vögeln zu." Auch die Eiche hat für den Künstler eine Bedeutung. Sie verweist auf den heiligen Bonifatius. "Die Eiche, damals eines der wichtigsten germanischen Heiligtümer, ließ er fällen, um damit die Ohnmacht der altgermanischen Götter zu beweisen", wusste der Künstler.

Wer Jimmy Fell kennt, der weiß, dass er noch eine Besonderheit in der Tasche hat. Direkt neben der Goldenen Brücke auf bayerischem Gebiet findet man drei Baumstämme. "Hier werden die Skulpturen der Regenmacher stehen", sagt der Berliner Aktionskünstler und hat als Beispiel schon einmal ein Modell dort platziert. Natürlich wird es entsprechende Informationstafeln geben, die den Besuchern den Hintergrund von "Blue Forest" erläutern. Bürgermeister Michael Kraus nennt dies alles eine gute Idee und eine Fortführung der Themen des Skulpturenparks in die heutige Zeit. Gerne habe man deshalb das Gelände zur Verfügung gestellt.
Das Grundgesetz wird neu gestaltet
Der Bürgermeister wirft dann einen Blick auf die Skulptur "Stehen auf dem Grundgesetz". Von ihr ist, bedingt durch die Witterung, nichts mehr zu erkennen. Für Jimmy Fell kein Problem: "Ich kehre das Grundgesetz zusammen und gestalte es neu." Auf weißem Grund wird man in Kürze ein aufgeschlagenes Buch erkennen und darin den Artikel 1 "Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlicher Gewalt" lesen. Die Besonderheit: Man kann auf diesem Grundgesetz von Jimmy Fell stehen.