„Wir haben damals Farbstudien gemacht, um die passende Farbe herauszufinden“, erzählt Jörg Franke dem kleinen Kreis von Interessierten am Busbahnhof in Bad Neustadt. „Das war dann blau – technisch und kühl und nachts wunderbar leuchtend.“ Jörg Franke und Michaela Messmer sind die beiden Architekten, die den neuen Bad Neustädter Busbahnhof geplant haben und jetzt im Rahmen der Architektouren die Bürger umher führten, Erklärungen abgaben und Fragen beantworteten.
Auch wenn keine Sonne scheine, wichtig sei Licht für das Glasdach des Busbahnhofs, erklärten die Architekten. Denn darin ist die Fotovoltaikanlage integriert. Die erzeugt Strom, der dann über einen Spannungswandler des einen Gebäudes geleitet und von dort ins Stromnetz eingespeist wird.
An diesem Gebäude gibt es Steckdosen für E-Bikes. Kostenlos für die Bürger. Das sei auch der Hauptsinn für das Dach gewesen, so Franke, „Strom produzieren, Strom verbrauchen“.
Der Architekt erzählte vom Beginn der Planung. 2010 habe es einen Workshop für einen neuen Altstadtzugang in Bad Neustadt gegeben. Die Arbeit, die er mit seiner Kollegin Michaela Messmer eingereicht hatte, sei ausgezeichnet worden. So bekamen sie von der Stadt den Planungsauftrag. Das große Problem: Genau zu dieser Zeit wurde die Förderung von Fotovoltaikdächern vom Staat reduziert, so Franke.
Doch mit viel Glück habe man eine Firma gefunden, die das Dach genauso herstellte, wie es von der Stadt gewünscht wurde – und das auch noch ökonomisch sinnvoll funktionierte. Das Dach besteht aus Glas mit kleinen Fotovoltaik-Paneelen. Die seien so angeordnet, dass genug Licht auf die Bus-Steige fällt. Für acht Bushaltestellen ist der Busbahnhof ausgelegt, erklärte Franke weiter. Er sei jedoch ausbaufähig, man könne ihn auch mit Doppeldeckern und Gelenkbussen nutzen.
Vom Ingenieurbüro Helfrich aus Bad Kissingen war Günter Schmitt vor Ort, der für die Fotovoltaik und die Elektrik beim Bau zuständig war. Auf dem Dach wurde nach seinen Worten eine Anlage mit einer Leistung von 91 Kilowatt installiert. Im vergangenen Jahr habe sie 92 000 Kilowattstunden Strom erzeugt. „Das ist sehr viel“, urteilte Schmitt. „Wir sind sehr zufrieden.“ Das Dach des Busbahnhofes habe die optimale Ausrichtung mit einer Sieben-Grad- Neigung.
Die Fragen der Teilnehmer spannten einen Bogen vom Widerstand der Stahlträger bei Sturm, über das Gewicht mit Schneelast bis hin zu der Frage: „Hätte man auch grün nehmen können“. Sie wurden alle zur Zufriedenheit von den Fachleuten beantwortet.
Jährlich am letzten Wochenende im Juli finden bayernweit die Architektouren statt. Sie werden von der Architektenkammer veranstaltet und sind eine Leistungsschau bayerischer Architektur.