Die schwarz gekleideten jungen Damen und Herren am Kirchenaufgang ließen erahnen, dass in St. Kilian Mellrichstadt etwas Außerordentliches stattfinden sollte. Und so war es auch. Cantare e sonare – singen und spielen: Das war das Motto des späten Nachmittags, den der Jugend-Konzertchor der Chorakademie am Konzerthaus Dortmund und das Ensemble der Berufsfachschule für Musik in Bad Königshofen gestalteten.
Die Turmuhr schlug fünf Mal; dann eröffneten fünf Blechbläser mit „Trumpet Tune and Ayre“ von Henry Purcell das Konzert. Diese fünf jungen Männer mit Trompeten, Tuba, Waldhorn und Posaune hatten sich mit dem neuen Schuljahr an der Berufsfachschule unter Leitung von Udo Schneider gerade erst formiert, so Schulleiter Ernst Oestreicher in seiner Begrüßung.
Und dann legte das Bläser-Quintett mit „Rondeau“ von Jean-Joseph Mouret nach, es kam ohne Dirigenten aus, der es aber vorbereitet hatte.
Zart und einfühlsam führte sich der Chor mit drei Elizabethan Part Songs (Shakespeare) von Ralph Vaughan-Williams ein. Etwas kräftiger erklangen dann zwei Stücke von Felix Mendelssohn-Bartholdy. Ein gelungener Einstand. Dirigent Felix Heitmann strahlte übers Gesicht.
Mit dem eher getragenen „Largo“ aus „Xerxes“ von Georg Friedrich Händel war die Reihe wieder an den Bläsern. Freudig dagegen Händels Hallelujah aus „Messiah“. Dieser wechselseitige Auftritt von Chor und Bläserensemble tat dem Ablauf gut. Kräftige Knaben- und Männerstimmen wechselten sich ab mit den zarten Frauenstimmen, die scheinbar das Echo bildeten, um dann zusammenzufinden bei „Richte mich, Gott, op. 78“ von Mendelssohn-Bartholdy.
Großen Applaus gab es dafür. Gut abgestimmt – eine Trompete gab im Vordergrund den Ton an, begleitet von den vier anderen Spielern – erklang „Trumpet Voluntary“ von John Stanley. Um die Befreiung Jerusalems ging es im „Kreuzfahrerlied op. 138 nr. 5“ von Max Reger. Fein nuanciert, zart, dann kräftig das „Nachtlied op. 138 nr. 3“.
„Wie liegt die Stadt so wüst“ – diese Trauermotette komponierte Kreuzkantor Rudolf Mauersberger unter den Eindrücken der Zerstörung Dresdens im Zweiten Weltkrieg nach Texten aus den Klageliedern Jeremias für den Dresdner Kreuzchor. Leise, langsam, sacht, anschwellend, wieder leise. Ist das die Stadt, von der man sagt, sie sei die allerschönste, fragt der Texter.
Blickverständigung. Zeitgleich hoben die Bläser ihre Instrumente an und ließen „Impressions“ von Michael Schütz ertönen. Später ein weiteres Stück von ihm und „All meine Herzgedanken“ von Johannes Brahms. Ein gekonnter Wechsel zwischen zart und kräftig.
Dann – fast wie bestellt – das 6-Uhr-Läuten der Turmuhr für das „Abendständchen op. 41 Nr. 1“. Den lautstarken und flotten Kontrast dazu bildete das Bläserensemble mit einem Stück von George Bizet. Dann wurde es skandinavisch.
Beim letzten Stück nahmen die jungen Damen Platz, „Loch Lomond“ von Ralph Vaughan-Williams war nur für den Männerchor und für den Solisten Cedric Bayard bestimmt. Eine tolle Stimme. Ganz unaufgeregt und ohne Allüren.
Auch die Zugabe teilten sich Chor und Blechbläser gleichermaßen mit ihren Stücken.
Der Auftritt in Mellrichstadt kam zustande, weil Chorleiter Felix Heitmann ein ehemaliger Schüler der Berufsfachschule ist und den Jugend-Konzertchor in Dortmund leitet. Die Akademie ist eine Singschule mit etwa 1000 Sängern, im Alter von fünf Jahren beginnend bis zu einem großen Konzertchor. An diesem Nachmittag waren 14- bis 18-Jährige vertreten.