Dass die Corona-Pandemie mit all ihren Anforderungen für Schulen und Kindertagesstätten eine große Herausforderung ist, ist weithin bekannt. Eine grundlegende Regel ist das regelmäßige Lüften, um eine Ansteckung mit dem Coronavirus über Aerosole zu verringern. Nur wann ist Zeit zu lüften? Nach zehn Minuten? Oder nach 20 Minuten?
Bisher wurden an Bischofsheims Grund- und Mittelschulen die Fenster mehr oder weniger oft nach Gefühl geöffnet. Niemand konnte wissen, ob schon zu viele Aerosole in der Raumluft waren oder nicht. Damit nun etwas mehr Sicherheit und Kontrolle möglich ist, hat der Schulverband Bischofsheim für die Schulen und die Stadt Bischofsheim für die Kindergärten CO2 Messgeräte anschafft, die in den Klassenzimmern, der Verwaltung, im Lehrerzimmer sowie den Kindergartenräumen aufgestellt sind. Sie zeigen die Konzentration von CO2 (Kohlendioxid) in der Raumluft an. Wird der Wert von 1000 ppm (parts per million, Anteile pro Million) überschritten, ist es Zeit für das nächste Lüften.
CO2 Konzentration und Coronavirus
Was hat die CO2 Konzentration mit dem Coronavirus zu tun? Wenn sich viele Menschen in einem Raum aufhalten wird auch viel ausgeatmet. In der Atemluft enthalten sind CO2 und auch Aerosole. Aerosole sind kleinste Teilchen, an die sich auch Covid 19-Viren aus den Atemwegen infizierter Personen anheften können. Diese Aerosole schweben in der Raumluft und können sich über mehrere Meter verbreiten. Je höher die Konzentration von Aerosolen ist, desto höher das Risiko für andere Personen, die sich ebenfalls im Raum befinden, sich anzustecken. Durch regelmäßiges Lüften kann die Raumluft erneuert und die Aerosolemenge reduziert werden.
Die CO2 Messgeräte verhindern also keine Ansteckung mit dem Coronavirus, sie vernichten auch keine Aerosole und Viren, aber sie weißen auf die Konzentration von CO2 in der Raumluft hin. Sie zeigen an, wann es dringend angeraten ist, zu lüften.
Als bekannt wurde, dass es für CO2 Messgeräte ein Förderprogramm gibt, waren die Schulleiterinnen Stefanie Mott und Claudia Zimmermann sowie die geschäftsführende Beamtin der Stadt Bischofsheim Ulla Sippach gleich auf Zack. Die Entscheidung, Geräte zu bestellen, wurde sofort gefällt. Bürgermeister Georg Seiffert, der auch Schulverbandsvorsitzender ist, ist froh über die schnelle Reaktion. Denn mittlerweile gebe es lange Lieferfristen für diese Geräte und auch die Preise seien gestiegen.
Querlüften ist wichtig
Wie sieht der Einsatz nun ganz praktisch aus? "In jedem Klassenzimmer steht ein solches Gerät. Die Lehrer und die Schüler, die vorne sitzen, haben es im Blick und geben Bescheid, wenn es den Wert von 1000 überschreitet. Dann wird gelüftet", fasst Schulleiterin Mott zusammen. Das kann je nach Klassenstärke alle zehn Minuten der Fall sein. "Wir haben Glück. An unserer Schule können wir nahezu in jedem Raum Querlüften."
Natürlich bringt das Lüften immer wieder Unruhe in den Unterricht, das müsse aber ebenso hingenommen werden, wie die niedrigen Temperaturen im Klassenzimmer. Die Schüler haben Jacken und Schals an, manche auch noch Mützen. Decken haben die Schüler an ihren Plätzen deponiert. Sie können sich notfalls einwickeln, wenn es gar zu kalt wird. "Alle machen toll mit. Lehrer und Schüler sind motiviert, dass wir das gemeinsam bewältigen", ist Mott auf ihr Team stolz. "Mancher Lehrer zieht mittlerweile Skiunterwäsche an", schmunzelt sie und gesteht, dass sie extra in dicker Daunenjacke vor der Klasse steht. Erstaunlich sei, dass in diesem Jahr sich viel weniger Lehrer und Schüler mit Erkältung krank melden. "Das könnte am Abstandhalten und der Hygiene liegen", vermutet Seiffert.
So gut wie möglich schützen
"Es ist einfach wichtig, dass wir uns alle so gut wie möglich schützen. Dazu gehört nun mal das Lüften und das Tragen von Masken", betont Mott. Mund- und Nasenmasken werden im Unterricht und auf dem Schulgelände von Schülern und Lehrern getragen. "Wir stoßen bei den Eltern auf großes Verständnis" , dankt Mott für die gute Zusammenarbeit auf allen Ebenen. Dass es auch Ausnahmen und Einzelfälle gebe, in denen weitere Gespräche nötig seien, gehöre zum demokratischen Prozess und Miteinander dazu.
Bürgermeister Georg Seiffert ist ebenfalls sehr froh über die gute Kommunikation mit der Bischofsheimer Schulleitung. Vieles könne unkompliziert auch außerhalb der Bürozeiten erledigt werden. Der berühmte "kleine Dienstweg" sei hier ein großer Vorteil für beide Seiten. Der Bürgermeister möchte den Schülern, Lehrern, Eltern und der ganzen Bischofsheimer Bevölkerung für die Vernunft und das Verständnis danken. "Wichtig ist die Einsicht und dass wir Verantwortung füreinander übernehmen. Es kann sich niemand wünschen, dass wir Schulen und Kindergärten wieder schließen müssen." Dem schließt sich Mott an: "Die Schüler wollen in die Schule. Sie sagen 'Bitte nicht wieder zu Hause', wenn die Diskussion um Homeschooling laut wird."