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Bischofsheim
Bischofsheim: Ein Waldstück mit Namen "Türmchen"
Die vermuteten Mauerreste des Türmchens oberhalb von Bischofsheim.
Foto: Manfred Markert | Die vermuteten Mauerreste des Türmchens oberhalb von Bischofsheim.
Marion Eckert
 |  aktualisiert: 26.02.2021 02:13 Uhr

Warum heißt ein kleines Waldstück oberhalb Bischofsheims "Türmchen"? Manfred Markert ist dieser Frage in den vergangenen Monaten nachgegangen. "Mein Urgroßvater Anton Markert hat im Jahr 1909 die unterhalb liegende Wiese gekauft." Im Katasterauszug heißt der Bereich "Thürmlein". In neueren Karten steht "Türmchen". "Ich wurde neugierig und wollte wissen, warum das Türmchen "Türmchen" heißt."

Offensichtlich gab es in früherer Zeit einen Landturm an dieser Stelle.  Unter dem Punkt "Denkmäler" auf der Internetseite der Stadt Bischofsheim ist zu lesen: "Vermutlich spätmittelalterlicher/frühneuzeitlicher Landturm. 2200 m nnw (Meter Nordnordwestlich, Anmerkung der Redaktion) der Kirche von Bischofsheim. Flur "Türmchen"." Auch auf der Liste der Bodendenkmäler des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege ist das "Türmchen" als "Spätmittelalterliche bis frühneuzeitliche Warte" verzeichnet.

Nachforschungen brachten interessante Details zutage

Die Flurabteilung trug schon in früherer Zeit den Namen "Thürmchen" beziehungsweise "Thürmlein". Auf einer historischen Karte aus dem Jahr 1890 heißt es "Thürmlein" und daneben ist skizzenhaft ein Turm eingetragen. Die Karte von 1936 und heutige Karten bezeichnen den Bereich als "Thürmchen". Eigentümer des Geländes ist die Stadt Bischofsheim.

Manfred Markert stöberte weiter und fand mit Hilfe des Geländerelief im Bayernatlas die Grundmauern. Er war überrascht, denn bei Recherchen im Internet stieß er auf einen Artikel, der besagt, dass dort nichts mehr zu sehen sei. "Das stimmt aber nicht, ich war auch mal oben, man kann die Grundmauern sehen. Allerdings ist alles überwachsen."

Für was wurde der Turm oberhalb Bischofsheims verwendet? Stand er eventuell im Zusammenhang mit der Osterburg? Oder hatte er in der Zeit des Dreißigjährigen Kriegs eine Bedeutung, als Bischofsheim unter schwedische Herrschaft geriet?

Informationen müssen erst noch recherchiert werden

Eine historische belegte und wissenschaftlich nachgewiesene Erklärung gibt es derzeit nicht. Anton Enders, der sich intensiv mit der Bischofsheimer Geschichte und dem Stadtarchiv befasst, hat keine näheren Informationen zum "Türmchen" finden können. Er und Markert gehen davon aus, dass der Turm möglicherweise Wachturm an der alten Handelsstraße, am Ortesweg, gedient haben könnte. Der Weg führte in früherer Zeit über Bischofsheim und die Gibitzenhöhe nach Gersfeld. In unmittelbarer Nähe ist der Standort eines Türmchen verzeichnet. Die Straße nach Wüstensachsen, am Rhönhäuschen vorbei, das Grenz- und Zollstation war, wurde erst 1834 gebaut. War das Türmlein also eine Grenzstation? Oder ein Wachturm?

Die Karte von 1890 im Bayern-Atlas zeigt den Begriff "Thürmlein" oberhalb von Bischofsheim.
Foto: Marion Eckert | Die Karte von 1890 im Bayern-Atlas zeigt den Begriff "Thürmlein" oberhalb von Bischofsheim.

Auf der Internetseite "Rhönline" wird über Warten und Türme unter der Überschrift "Wie man auf Warttürmen das Warten und als Türmer das Türmen lernte" berichtet. Dort heißt es: "Gerade in der südwestlichen Rhön trifft man bisweilen auf einzeln stehende Türme, die den Anschein erwecken, als zierten sie die Hügel und Hochflächen ohne jeglichen Grund." Doch sie seien meist Warttürme gewesen, die in erster Linie militärischen Charakter hatten. Zeitlich werden die Türme dem 13. bis 14. Jahrhundert zugeordnet. "Auffallend bei allen Türmen ist, dass neben der direkten Sichtverbindung der Eingang immer in Richtung einer Ortschaft zeigt und man somit einen Zusammenhang vermuten kann. Sicher dürfte sein, dass die Ortschaften,  zu denen der Turm gehörte, für den Unterhalt und die Besatzung – die Türmer – aufkommen musste." Wobei der Eingang meist einige Meter über dem Erdboden lag und nur über eine Leiter erreichbar war.

Warten dienten als Signalstation, um herannahende Gegner anzukündigen

"Hauptsächlich dienten Warten als Signalstation, um einen herannahenden Gegner anzukündigen. Selbst die Bauern auf den umliegenden Feldern konnten somit frühzeitig die Flucht ergreifen und sich in ihren Ortschaften verschanzen und es ist auch anzunehmen, dass die Türmer nicht bis zum letzten Mann aushielten, sondern es vorzogen zu türmen, um sich den Bewohnern anzuschließen. Denn oft war die verbleibende Zeit nur kurz, um sein Hab und Gut in Sicherheit zu bringen und eine Ortschaft verteidigungsbereit zu machen."

Neben sehr gut erhaltenen Türmen in Mellrichstadt und Ostheim ist auch das Bischofsheimer "Türmlein" erwähnt, auf das zumindest der Flurname und Hügel noch hindeutet.

Anton Enders recherchierte im Archiv der Stadt Bischofsheim, doch eine historisch belegte Quelle fand er nicht. "Mit dem Namen Türmlein vermutet man einen Turm an dieser Stelle, es ist eine mündliche Überlieferung, zu belegen ist es nicht. Suchen wir weiter."

Manfred Markert freute sich über dieses Relikt vergangener Zeiten oberhalb von Bischofsheim. Auch wenn derzeit keine weiteren historischen Details belegbar sind, sei es doch ein interessanter Teil von Bischofsheim Geschichte.

1936 ist aus dem "Thürmlein" ein "Türmchen" geworden.
Foto: Marion Eckert | 1936 ist aus dem "Thürmlein" ein "Türmchen" geworden.
 
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