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Bischofsheim
Bischofsheim: Ein Schmuckstück nahe der Innenstadt
Wenn sich das Ehepaar Gores nicht dem Haus angenommen hätte, wäre es wohl früher oder später verfallen. Dafür gab es jetzt von der Stadt Bischofsheim einen Sanierungspreis.
Foto: Marion Eckert | Wenn sich das Ehepaar Gores nicht dem Haus angenommen hätte, wäre es wohl früher oder später verfallen. Dafür gab es jetzt von der Stadt Bischofsheim einen Sanierungspreis.
Marion Eckert
 |  aktualisiert: 09.02.2024 09:24 Uhr

Seit 2016 zeichnet die Kreuzbergallianz in ihren Gemeinden gelungene Sanierungsobjekte aus. Eines der Preisträger in diesem Jahr ist das Anwesen in der Hofstraße 18. Viele Jahre stand es leer. 2001 hat es Martin Gores gekauft. Ein ehemaliger Kollege, der mit ihm an der Holzbildhauerschule in Bischofsheim unterrichtete, hatte ihn auf das Schmuckstück aufmerksam gemacht. "Das Haus hat mir gleich gefallen", erinnert sich Gores an die erste Besichtigung.

Der gelernte Schreinermeister machte sich sogleich ans Werk und renoviert das Haus im Inneren. "Ich habe es zuerst einmal bewohnbar gemacht", berichtet er von den vielen Jahren, in denen er im Haus tätig war. "Ein wenig unterschätzt habe ich das schon." Dass alle Stromleitungen komplett erneuert werden mussten, damit habe er zunächst nicht gerechnet. Gores kann sich noch gut erinnern, dass der Elektriker von "höchster Brandgefahr" sprach. Nach und haben sich Martin und seine Frau Erika in liebevoller Detailarbeit ein Domizil inmitten der Bischofsheimer Innenstadt geschaffen, auf das sie heute mit Recht stolz sind.

Mit den Tapeten kam gleich der ganze Putz von der Wand

An noch eine Überraschung können sie sich gut erinnern. Als sie die alten Tapeten abziehen wollten, kam der Putz gleich mit. "Wir haben vieles neu machen müssen." Erhalten werden konnten Teile des alten Holzfußbodens, die ehemals verputzten Balken wurden freigelegt und geben den Räumen heute ihr besonders Flair. Vor allem die alten Dielenböden haben es ihnen angetan. "Die waren mit Teppich und Spannbrettern zugedeckt. Wir haben alles freigelegt, abgeschliffen und geölt."

Am Raumzuschnitt haben Gores nicht viel verändert. Sie schätzen die Kleinteiligkeit in dem Gebäude. "Wir haben den Charakter des Gebäude wieder herstellen und herausstellen wollen." Lediglich ein größeres Badezimmer haben sie im Erdgeschoss eingebaut und das Bad im erste Stock zu einer Wellnessoase ausgebaut. Eine Toilette wurde im Haus eingebaut, denn die Zeiten über den Hof ins "Häuschen" zu gehen, sind eindeutig vorbei.

Zu einem Schmuckstück haben Erika und Martin Gores ihr Anwesen in der Hofstraße in Bischofsheim gemacht.
Foto: Marion Eckert | Zu einem Schmuckstück haben Erika und Martin Gores ihr Anwesen in der Hofstraße in Bischofsheim gemacht.

Martin Gores war 25 Jahre als Fachlehrer an der Holzbildhauerschule tätig. Die Arbeit am Haus war für ihn Ausgleich zur Lehrtätigkeit. Seiner Kreativität und künstlerischen Ader konnte er bei der Sanierung und Gestaltung freien Lauf lassen. Zu den schönsten Räumen zählt das Dachgeschoss mit Blick über Bischofsheim und zum Kreuzberg. Einige Deckenbalken habe er erneuern müssen, da während des Leerstandes Feuchtigkeit ins Gebäude eingedrungen war und Schäden verursacht hatte. Dachflächenfenster wurden aus Denkmalschutzgründen in der Innenstadt nicht genehmigt, aber mit der Gaube als Alternative sind Gores sehr zufrieden. Die Dachstuhlrenovierung, Erneuerung von Balken, der Einbau einer Wärmedämmung und die Sichtverbretterung innen, das alles hat einiges an Zeit in Anspruch genommen.

"Wer Liebe für ein altes Haus hat und handwerkliches Geschick mitbringt, der kann sich getrost an eine solche Sanierung wagen", ist Gores überzeugt. Allerdings müsse man Zeit und Geduld mitbringen, bis alles so hergerichtet ist, wie man sich das vorstelle. "Die Kosten sind wie bei einem Neubau, aber man bekommt etwas Individuelles." Lob hat Martin Gores für die Abstimmung mit der Stadt Bischofsheim und dem Stadtplaner. "Wir waren uns einig, wie wir es umsetzen wollen."

Die Ursprünge des Hauses liegen wohl um 1700

Natürlich interessieren sich Martin und Erika Gores auch für die Geschichte ihres Hauses. Der Ursprung liege wohl um 1700. Zumindest der Gewölbekeller sei wohl noch aus dieser Zeit. Um 1870 sei da Gebäude neu aufgebaut worden – möglicherweise nach einem Brand. Denn Martin Gores fand angekohlte Balken bei der Sanierung. Dafür spreche auch, dass an einigen Balken Zapfenlöcher sind, die überhaupt keinen Sinn ergeben. "Ich gehe davon aus, dass diese Balken früher woanders eingebaut waren und beim Neuaufbau hier verwendet wurden."

Erika und Martin Gores schätzen die Nähe zur Innenstadt. "Wir können alles was nötig ist, zu Fuß erreichen. Es ist ein idealer Standort, mit kleinem Garten, Garage und Stellplatz. Das ist mit Geld gar nicht aufzuwerten." Hingucker sind die beiden Blumenbretter. Eines der Bretter hatte er nach dem Kauf des Hauses auf dem Speicher entdeckt. Das zweite Blumenbrett ließ er im gleichen Stil von einer Bischofsheimer Holzbildhauerin anfertigen. Es zeigt die beiden Bewohner des Hauses. Erika Gores, die ehemalige Wirtin der Tuchterstube und Martin Gores, als ehemaligen Lehrer der Holzbildhauerschule.

 
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