
Tags zuvor noch im Dom zu Passau, am Sonntagabend im Kirchlein auf dem Großenberg – größer könnte der Unterschied nicht sein. Aber auch in Mellrichstadt wurde Bischof Friedhelm Hofmann als Gastprediger bei Zeit für Maria von einer großen Besucherschar herzlich begrüßt.
„Wer glaubt, ist nie allein“, mit diesem Wort von Papst Benedikt XVI. freute sich Bischof Friedhelm über die vielen Besucher auf den Großenberg. Um Freude und Begegnung ging es an diesem Abend in der Predigt von Bischof Friedhelm. Am Großenberg werde normalerweise zur Pieta, der Schmerzensreichen, gebetet, weil in diesem Vesperbild die ganze Not und die Leiderfahrung unseres Lebens Ausdruck fänden. Menschen hätten mit dem Aufblick zur schmerzhaften Mutter Kraft und Hilfe gefunden, weil auch sie das Tal der Tränen in einem Maße durchschritten hat, wie wir es uns alle nicht wünschen.
Auch die sieben Freuden
Hofmann freute sich aber, dass auch die sieben Freuden Mariens – an diesem Abend der Weg Marias zu Elisabeth – betrachtet werden. Jeder einzelne müssten sich fragen, ob er den Mut hätte, demütig zu sein vor Gott und in seinem Sinn auch dessen Wort zu akzeptieren, wie Maria es tat. Die Frage sei, warum beim Umbruch in der Gesellschaft so wenige Menschen Mut finden, ja zu Gott zu sagen in Situationen, in denen sie sein Handeln nicht verstehen. Maria begriff dies nicht und hat doch ja gesagt. Das sei Voraussetzung, die Freuden zu erleben, die im Glauben grundgelegt sind.
Bis heute bietet das Geheimnis, dass Gott in ihr Fleisch annimmt, Diskussionsstoff. Aber bei Gott sei alles möglich. Maria gehe hin, um ihrer Cousine bei der Geburt zu helfen. Der Heilige Vater habe sich auf den Weg nach Israel gemacht. Er weiß um all das Leid auf beiden Seiten und bittet darum, Frieden zu bringen. Bischof Friedhelm: „Wir müssten uns fragen, was wir tun können, damit die Welt friedvoller und gerechter wird.“ Die Distanz von einem Menschen zum anderen werde größer. Es herrsche ein großes Misstrauen bis in den engsten Kreis der Familie. Maria aber habe den beschwerlichen Weg in Kauf genommen. Das Ziel, Elisabeth zu begegnen, sei ihr so wertvoll gewesen, dass sie keine Mühe scheut. Auch wir müssten aufbrechen, um anzukommen. Im Grunde sei die Gewissheit der Gegenwart Gottes unter uns etwas, was uns zutiefst froh machen darf. Wenn wir vom anderen erfahren und dessen Leid in Freude verwandeln oder das Leid lindern, Anteil nehmen und von uns selbst weg sehen, wie Maria auf Elisabeth geschaut hat, werde Freude ausgelöst. Der Bischof sagte, dass man lernen müsse, Konflikte miteinander auszuhalten. Das gehe nur durch persönliche Begegnung im Kindes- und im Erwachsenenalter. „Mit liebendem Herzen auf andere zugehen, ist der einzige Weg, den wir wirklich gehen können, mit der Liebe das Leid weg lieben!“, so der Bischof. Das Geheimnis der Marienverehrung sei, dass sie die schlichte Magd des Herrn ist, die sich bereit erklärt, den Willen Gottes bis zum letzten durchzuführen. „Wir müssen spüren lernen, dass Gott auch in schweren Situationen bei uns ist“, sprach Bischof Friedhelm aus seiner Erfahrung, dass die Menschen, die tief glauben, oft auch schwer geprüft würden – zum Heil anderer. Die deutschen Christen hätten eine ganze Menge für die Dritte Welt getan, aber es müsste noch mehr getan werden, so der Bischof. Maria blieb drei Monate bei Elisabeth. Sie habe nicht nur die Geburt Johannes abgewartet, sondern die Begegnung über einen langen Zeitraum gepflegt. Das gelte auch für uns mit Gott. Wir müssen dazu kommen, dass wir mit dem Herzen in Gott ruhen.
Die Anliegen vortragen
Die Besucher seien gekommen, um sich an den Freuden Mariens zu erfreuen. Hier könne man seine eigentlichen Anliegen vortragen und sich in die offenen Hände Gottes fallen lassen. Bischof Friedhelm wünschte allen, dass sie etwas von der Freude wahrnehmen und in ihrem Herzen groß werden lassen. In der Gemeinschaft Gottes sei man geborgen, wir dürfen ihm auch in Zukunft vertrauen.
Pfarrer Thomas Menzel bedankte sich für die vielen Blickwinkel, die Bischof Friedhelm in seiner Predigt aufgezeigt hatte. Er überreichte eine CD mit Orgelmusik als Quelle der Inspiration.
Den musikalischen Teil übernahm die Frauengruppe mit Helga Heid, Irmgard Platzer und Beate Joachim, begleitet auf der Zither von Gretel Goy. „Maria ging hinaus zu Zachariä Haus“ und „Der Engel hat aus Gottes Macht Maria diesen Gruß gebracht“, war es im lieblichen Dreiklang zu hören. Die Grüßauer Marienrufe und die musikalische Begleitung an der Orgel übernahm routiniert Herbert Schmitt.