Bei sehr guten Bedingungen erlebten die etwa 50 ehrenamtlichen Zähler einen wunderschönen Morgen bei der Birkwild-Herbstzählung in der Langen Rhön. Zusätzlich zu den doch eher seltenen Blick auf die scheuen Birkhühner registrierten die dann auch noch 61 Vogelarten, von denen elf auf der Roten Liste stehen.
Verringerte Zählerschar Jedoch gestaltete sich die Auswertung im Nachhinein relativ schwierig. Es tauchten größere Gruppen zu unterschiedlichen Zeiten an weit auseinander liegenden Zählplätzen auf. Die Flugbewegungen zwischen den Plätzen konnten nicht hinreichend dokumentiert werden, da im Herbst nur mit verringerter Zählerschaft beobachtet wird.
Bei der ermittelten Zahl von vierzehn Hähnen und sieben Hennen handelt es sich laut Gebietsbetreuer Torsten Kirchner von der Wildland-Stiftung Bayern also um den absoluten Mindestbestand der Birkhühner. Doch damit liegt das Ergebnis gegenüber der letztjährigen Herbstzählung etwas höher.
Erfreulich wertet der Biologe die Tatsache, dass zahlreiche Jungtiere beobachtet und von Praktikant Thomas Kuhn sogar fotografisch dokumentiert wurden. Seit Beginn der Auswilderungen schwedischer Birkhühner im Jahr 2010 wurden nun das fünfte Jahr in Folge wieder erfolgreiche Bruten registriert. Trotz dieser Erkenntnis sei der unzureichende Nachwuchs weiterhin das größte Problem für das Birkwild, erklärt Thorsten Kirchner die Situation.
Schuld daran ist nach seinen Ausführungen neben zahlreichen Fressfeinden wie Fuchs und Wildschwein meist ungünstiges Wetter über den Sommer hinweg. Anders als in den meisten vergangenen Jahren waren die Verhältnisse heuer im Frühsommer jedoch günstig.
Sensible Zeit Anfang Mai
Zur besonders sensiblen Zeit von Ende April bis Anfang Mai legt ein Birkhuhn immer im Abstand von einem bis eineinhalb Tagen jeweils ein Ei. Wenn sechs bis acht Eier im Nest sind, wird das Gelege bebrütet. Im Schlupfzeitraum fielen dieses Jahr wenige Niederschläge, was dem Rhöner Birkwild zu Gute gekommen sei, so Kirchner.
In den ersten Lebenstagen ernähren sich kleine Birkhühner ausschließlich von Insekten. Ist es dann zu nass und kalt, schwinden die Überlebenschancen der Küken, da sie nichts Fressbares finden. Erst nach dieser Zeit, als die Jungvögel ein gewisses Alter erreicht hatten, setzten dieses Jahr vermehrt Regenfälle ein.
Frühkarszählung genauer
Aufgrund der dieses Jahr weiterhin stehenden, hohen Vegetation, könnte es sein, dass sich einige wenige Jungvögel bisher nicht gezeigt haben, so Kirchner. Die nächstes Jahr stattfindende Frühjahrszählung wird unter Umständen genauere Hinweise auf den Gesamtbestand ergeben, hofft er. Eine größere Zählerbeteiligung und die hohe Aktivität der Tiere lässt aus seiner Sicht jedenfalls für die Birkwildpopulation in der Rhön hoffen.
Neben der Erfassung des Birkwilds werden auch die Begleitarten bei der Herbstzählung aufgenommen. Eine weitere Leitart der Langen Rhön, der Raubwürger, wurde ebenfalls an einigen Zählplätzen registriert. Alleine die hohe Wahrscheinlichkeit, diesen Vogel als Begleitart der Zählung sehen zu können, motiviert viele Ornithologen früh aufzustehen und teils größere Entfernungen zurücklegen. Der Raubwürger nimmt einen großen Stellenwert ein, da die Rhön das letzte Brutgebiet der Art in Bayern ist.