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Bionade: Auf dem Weg in eine etwas bessere Welt
Aufholjagd: Mit neuen Werbespots im Privatfernsehen geht die Ostheimer Kultbrause Bionade auf Kundenfang. Ein halbes Jahr nach der vollständigen Übernahme durch die Radeberger-Gruppe geht man weiter den Weg der Stabilisierung. Ein Teil der Werbespots wurde auch in der Rhön, wie hier zwischen Ginolfs und Weisbach, gedreht.
Foto: Bionade | Aufholjagd: Mit neuen Werbespots im Privatfernsehen geht die Ostheimer Kultbrause Bionade auf Kundenfang. Ein halbes Jahr nach der vollständigen Übernahme durch die Radeberger-Gruppe geht man weiter den Weg der ...
Die Fragen stellte Gerhard Fischer
 |  aktualisiert: 31.08.2012 12:02 Uhr

Seit einem halben Jahr gehört Bionade ganz zur Radeberger-Gruppe. Bionade-Geschäftsführer Christian Schütz spricht über die aktuelle Lage und neue Werbe-Kampagnen beim Brause-Produzenten.

Frage: Herr Schütz, seit einem halben Jahr geht Bionade den Weg ohne die Gründerfamilie Kowalsky. Hat sich der Weg geändert?

Christian Schütz: Gegenfrage: Wieso sollte die Marke ihren Weg geändert haben? Natürlich entwickelt sich eine Marke weiter, und auch wir lernen die Marke und ihre Außenwahrnehmung immer wieder neu und immer ein bisschen besser kennen. Aber an dem Kern der Marke – ihrem Geschmack, ihrer Herstellung, ihrer Haltung und ihrem Engagement – hat sich ja nichts geändert.

Die „Bionade-Familie“ hier steht weiter hinter der Bionade-Idee, ein qualitativ hochwertiges Produkt anzubieten, das die bessere Alternative zu herkömmlichen Limonaden ist, und mit Anstand gegenüber Mensch und Natur zu wirtschaften. Das gehört zu unserem Selbstverständnis.

Die alleinige Zugehörigkeit zu einem Großkonzern hat offensichtlich einen Teil der Kundschaft vergrätzt. Mit welchem Aufwand versuchen Sie, im Internet und den Social Media wie Facebook & Co an ihrem Öko-Ruf zu arbeiten?

Schütz: Die Social Media sind seit einigen Jahren ein wichtiger Kanal für uns, hier können wir auf Augenhöhe mit den Freunden unserer Marke kommunizieren. Und natürlich können wir uns hier auch kritischeren Stimmen stellen. Wir freuen uns sogar über solche Beiträge. Denn so konnten wir schon manches Missverständnis oder manche falsche Information gerade rücken.

Facebook ist Marktforschung im Kleinen, ein Trend- und Stimmungsbarometer. Dieses Engagement ist kein „Aufwand“, sondern Teil einer transparenten Kommunikation. Und dabei geht es nicht darum, irgendeinen Ruf zu festigen oder auszubauen. Bionade ist Bionade. Unsere Werte und Projekte sind und bleiben unsere Themenklammer.

Das Team ist mit zwei Personen sehr überschaubar. Dass sie das aber ganz gut machen, zeigen unsere Fan-Zahlen: Die sind in den letzten zwölf Monaten richtig schön gewachsen – und das mit fast keinem Werbebudget. Wir haben sehr viele wirklich aktive Fans. Das ist für uns die beste Bestätigung für dieses Engagement in den Social Media.

Warum investieren Sie in soziale Netzwerke?

Schütz: Wie gesagt, wir investieren vor allem eins in die sozialen Netzwerke: Zeit und Engagement sowie viel Leidenschaft. Viele Fangruppen großer Marken wachsen häufig vor allem durch eines: durch Werbebudgets. Die hatten wir nie. Und ehrlich gesagt haben wir das auch nie vermisst: Wir haben lieber unsere derzeitigen, ehrlich erarbeiteten, fast 33 000 sehr aktiven Fans als 100 000 eher passive Facebook-Karteileichen.

In den städtischen Kantinen von Stuttgart droht Bionade der Rauswurf, weil es „nicht mehr 100 Prozent Bio“ sei.

Schütz: Warten wir doch erst einmal ab, wie diese Diskussion ausgeht. Wir haben den Eindruck, dass es dabei eher um „Politik“ geht als um eine echte Debatte über die Produkte. Schade ist, dass im Zuge dieser Debatte auch unsere Marke mit falschen Mutmaßungen konfrontiert wurde. Daher nur so viel: Bionade war, ist und bleibt zu 100 Prozent Bio – sämtliche Zutaten landwirtschaftlichen Ursprungs werden ausschließlich aus biozertifizierten Rohstoffen gewonnen. Wir sind sehr gerne Partner in den Betriebskantinen der Stadt Stuttgart und im Rathaus. Daher suchen wir weiter das Gespräch.

Urban Gardening und Guerilla-Knitting machen die Werbespots sehr witzig. Aber sprechen Sie eine deutsche Durchschnittsfamilie damit an, die sich immer noch über die damalige Preiserhöhung ärgert?

Schütz: Die in unseren Spots dargestellten Szenen zeigen ja vor allem eines: kleine Pausen im Alltag – Szenen, in denen Menschen ihre Welt ein kleines bisschen besser machen. Dabei sind Urban Gardening und Guerilla-Knitting nur Beispiele. Das passt zu Bionade, weil auch wir die Welt ein bisschen besser und ein bisschen schöner machen möchten, durch unsere Engagements rund um die Themen Ökologie, Nachwuchs und Gesundheit und natürlich unser Produkt selbst. Das bisherige Feedback zu den neuen Spots ist entsprechend positiv – und das freut uns natürlich sehr! Und über positives Feedback durch vermehrten Bionade-Kauf freuen wir uns natürlich besonders – denn an unseren Preisen hat sich in den letzten drei Jahren gar nichts verändert.

Wagen Sie einen kleinen Ausblick: Wo steht Bionade in fünf Jahren?

Schütz: Wir konzentrieren uns momentan vorrangig auf den nationalen Markt – und machen erst mal mit viel Sorgfalt unsere Hausaufgaben hier im Markt. Die Marke hat sich im letzten Jahr wieder sehr schön stabilisiert. Dieses Jahr hat uns – wie allen Erfrischungsgetränkeherstellern – durch den fast ausgefallenen Sommer ein paar besondere Herausforderungen präsentiert. Aber das Jahr hat noch ein paar Monate, in denen wir mit unserer neuen Kampagne schöne Impulse setzen. Im Export wollen wir uns auf wenige Märkte fokussieren. Grundsätzlich würde ich mich freuen, wenn wir mit Bionade in fünf Jahren dem Ziel, das Dieter Leipold von Anfang an verfolgt hat, ein gutes Stück nähergekommen wären: Bionade zu einer guten Alternative für möglichst viele zu machen.

• Siehe auch Wirtschaft Seite 17
Bionade-Chef: Christian Schütz
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