Den Spaß am Radeln und Erfahrungen über ökologische Landwirtschaft sammeln brachte die Tour "Von Biohof zu Biohof" unter einen Hut. Das Angebot fand so viel Anklang, dass Corinna Ullrich, Managerin der Ökomodellregion, nach 40 Anmeldungen weiteren Anfragen eine Absage erteilen musste.
Klee als Zwischenfrucht
Die Gruppe startete schließlich am Samstagmorgen am Wertstoffhof von Brendlorenzen. Klaus Zimmer, Ökolandwirt aus Wollbach, führte den Tross an und machte als erstes Halt an einem mit Klee bebauten Feld. Klee ersetzt als Zwischenfrucht Kunstdünger und bringt die Nährstoffe in den Boden, die die Folgefrucht benötigt, erklärte der Landwirt. Mit dieser Methode kann aber etwa nur der halbe Ertrag wie bei konventionellem Anbau erzielt werden, stellt Zimmer fest, der schon 1991 umstellte und damit zu den Pionieren im Landkreis zählt.
Mais in die Biogasanlage?
Eine politische Dimension nahm das Gespräch bei Eberhard Räder an, der nächsten Station in Bastheim. er hat schon mit der Kartoffelernte begonnen. Der Landwirt hat vor etwa zehn Jahren mit dem Aufbau einer Biogasanlage begonnen und nach und nach stetig erweitert. Inzwischen versorgt er eine ganze Reihe von Gebäuden seines Wohnorts mit Fernwärme. Als Grundsubstanz für die Biogaserzeugung verwendet er Kleegras. Mit Hinweis auf die Folgen des Anbaus und den hohen Aufwand äußert sich Räder kritisch über den Einsatz von Mais für Biogasanlagen.
Besonders krass wird die Benachteiligung ökologischer Landwirtschaft bei der Lebensmittelproduktion etwa bei Fleisch, erläuterte Räder weiter. "Es wäre möglich, die gesamte Erdbevölkerung mit biologischen Lebensmitteln zu ernähren – wenn die Menschen in reichen Ländern ihre Lebensgewohnheiten umstellen." Insbesondere zielte der Landwirt auf den Fleischgenuss, der durch politische Rahmenbedingungen jedoch forciert werde. Die Folgen zeigen sich derzeit in den Bränden im Amazonasregenwald, wo für die Gewinnung von Flächen zum Futtermittelanbau Wälder vernichtet werden.
Ein Umdenken bei den Ernährungsgewohnheiten?
Immerhin scheint in Bezug auf Fleischverzehr und gesunde Ernährung ein Umdenken stattzufinden, deutet Gudrun Vöth an. Die Mitarbeiterin im Bad Neustädter Bioladen beobachtet eine leicht gestiegene Nachfrage. Vor allem die Umstellung auf vegane Ernährung bei jungen Leuten mache sich bemerkbar. Allerdings verteile sich jetzt der Verkauf von Bioprodukten auf viele Anbieter. Sie wolle sich auf der Radtour ein Bild von den Produkten machen, die sie im Laden verkauft.
Ähnliche Gründe nennt auch Christine Falkowski für ihre Teilnahme. Sie achtet auf gesunde Lebensmittel und wollte sich informieren, wie diese hergestellt werden. Nach den ersten Stationen zeigte sie größten Respekt vor den Landwirten, da diese einen deutlichen höheren Aufwand betreiben müssen als konventionelle Landwirte – was auch honoriert werden muss.
Zwei Liter Milch pro Ziege und Tag
Nach einer etwas längeren Etappe war Schönau mit dem Ziegenhof von Martin Baumbach das nächste Ziel. Der Landwirt betreibt seit über 30 Jahren Ziegenzucht und hat schon vor längerer Zeit auf ökologische Haltung umgestellt. Zurzeit hält er etwa 80 Tiere, die jeweils täglich rund zwei Liter Milch produzieren. Die Vermarktung sei jedoch problematisch, weil er die Milch selbst bis nach Bayreuth zur Weiterverarbeitung anliefern muss.
Hohe Investitionen musste Andreas Herleth stemmen, als er sich seinen Traum erfüllte und in Kollertshof vor fünf Jahren einen ganz neuen Stall für 140 Milchkühe baute. Er hatte den Betrieb vom Vater übernommen und 2008 auf ökologische Bewirtschaftung umgestellt, berichtet der Biobauer. Ökologisch heißt aber nicht Verzicht auf Technik, wie er erklärt, denn zum Melken hat er zwei Robotor im Einsatz.
Der Sohn hat sich von der Begeisterung des Vaters anstecken lassen
Den Abschluss bildet ein Besuch bei Imker Winfried Jordan in Brendlorenzen. In der vierten Generation, nachweislich seit 1904, werden in seiner Familie Bienen gehalten, erzählte Jordan. Auch er arbeitet ökologisch, was in seinem Fall zum Beispiel bedeutet, dass er seine Bienenkästen in der Nähe von Feldern mit ökologischem Landbau aufstellt. Besonders stolz ist er darauf, dass er seine Leidenschaft an den Sohn weitergegeben hat, denn dieser hat gerade seinen Imkermeister gemacht und will die Bienenhaltung weiter ausbauen.
Die Bilanz von Corinna Ullrich ist auf Grund der hohen Teilnehmerzahl entsprechend erfreulich. Die gute Resonanz könnte durchaus auf das wachsende ökologische Bewusstsein zurückzuführen sein. "Mal sehen, ob wieder etwas Ähnliches anbieten können".