Im vergangenen Jahr hat die Preh GmbH ihren Wachstumskurs fortsetzen können und mit einem Umsatzvolumen von 1,5 Milliarden Euro einen neuen Rekordwert erzielt. Und das trotz des sich schon anbahnenden schwierigen Umfelds in der Automobilindustrie. Zum Vergleich: Vor zehn Jahren verzeichnete Preh einen Jahresumsatz von lediglich 352 Millionen Euro. Die Bilanzpressekonferenz nutzte Geschäftsführer Dr. Michael Roesnick nicht nur um Erfolgsmeldungen mitzuteilen, sondern in der gegenwärtig anhaltenden Coronakrise den Kurs für dieses wie die kommenden Jahre vorzugeben. Nach Auftragseinbrüchen und Kurzarbeit hofft Preh, weltweit ab Sommer wieder voll in Produktion wie Entwicklung einsteigen zu können. Dass die Zahlen für das Jahr 2020 nicht in dem Umfang ausfallen werden wie 2019 ist aber jetzt schon offensichtlich.
Bestmarke im Jubiläumsjahr
Zu gerne hätte Preh den enormen Wachstumskurs der vergangenen Jahre auch über 2020 hinaus fortgesetzt. Allein in 2019 war der Umsatz erneut um 14 Prozent angestiegen. Eine neue Bestmarke im Jubiläumsjahr 100 Jahre Preh. Auch beim Auftragseingang legte der Automobilzulieferer mit einem Plus von 18 Prozent erneut zu. Dem weiteren Wachstum von Preh liegt erwartetes Auftragsvolumen in einem Umfang von 3,5 Milliarden Euro zugrunde. "Das Neugeschäft sichert unseren Wachstumskurs ab", so Roesnick. Das operative Ergebnis bezifferte Roesnick auf 174,4 Millionen Euro und damit rund 40 Millionen Euro mehr als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum 2018. Diese Zahlen basieren aber noch inklusive der mittlerweile veräußerten Tochter Preh Car Connect.
Die Mitarbeiterzahl des Gesamtunternehmens sank im vergangenen Jahr von 8094 auf 7162 zum Stichtag 31. Dezember, was zuvorderst an dem Verkauf der Preh Car Connect GmbH (Dresden) innerhalb der Joyson-Gruppe liegt. Preh Car Connect wurde in die neue Joynext Automotive Connectivity-Sparte innerhalb von Joyson ausgegliedert. Preh hält jetzt nur noch eine Minderheitsbeteiligung an Preh Car Connect.
Schon 2019 verordnete Preh trotz Umsatzplus ein Kostensenkungsprogramm in Höhe von 47 Millionen Euro dem Unternehmen aufgrund von steigenden Materialpreisen, stetig höheren Anforderungen von Seiten der Automobilindustrie und immer komplexer werdenden Produktionsabläufen. Dieses Programm hat auch den Abbau von 80 Arbeitsplätzen am Stammsitz Bad Neustadt zur Folge.
Nach wie vor positiv entwickelt sich der Bereich Elektromobilität bei Preh. Im vergangenen Jahr legte die E-Mobility fast um das Doppelte zu und so soll es auch 2020 weitergehen. Roesnick kann sich hier einen Umsatz von rund 200 Millionen Euro allein in diesem neuen Bereich in 2020 vorstellen. "Wir haben hier viel erreicht, aber auch viel investiert", sagte Roesnick.
Einbruch durch Corona
Den Erfolgsmeldungen von 2019 stellte Michael Roesnick die aktuellen Zahlen in der Coronakrise gegenüber. Im ersten Quartal 2020 verbucht Preh einen Umsatzeinbruch von 9,3 Prozent. Problematischer ist der rückläufige Auftragseingang von 28,3 Prozent. Im April, so Roesnick, sank das Umsatzvolumen um 70 Prozent und der Auftragseingang war negativ. Jetzt hofft Preh auf eine bald steigende Nachfrage, seit Mai wird die Produktion sukzessive wieder hochgefahren. Wenn sich die Werkhallen wieder füllen, liegt die Sicherheit der Mitarbeiter der Geschäftsführung besonders am Herzen. Abstandsregelungen und Desinfektion werden sichergestellt, Home-Office so weit wie möglich eingerichtet. Gesundheitlich kam das Unternehmen bislang glimpflich durch die Coronazeit: Lediglich jeweils ein Mitarbeiter in Deutschland und Schweden sowie vier in Portugal haben sich mit dem neuartigen Virus infiziert; einen Verdachtsfall gibt es in Mexiko. Schwerwiegende Verläufe der Erkrankungen verzeichnete Preh bislang aber nicht.
Seit Ende März gilt bei Preh in Deutschland Kurzarbeit, was voraussichtlich bis mindestens Juni auch noch so bleiben wird. "Zudem hat sich das gesamte Management der Preh-Gruppe als Reaktion auf die Coronakrise zu einem 20-prozentigen Gehaltsverzicht bereiterklärt", so Roesnick.
Keine Prognose für 2020
Eine Prognose für das gesamte Jahr 2020 will Michael Roesnick noch nicht abgeben. "Wir fahren derzeit auf Sicht", betont der Interims-Geschäftsführer, der ab Juni seinen Posten zugunsten des neuen CEO Dr. Stephan Weng räumen wird. Durch den Verkauf von Preh Car Connect ist Preh in Sachen Liquidität robust aufgestellt. Zusätzlich KfW-Mittel werden aber dennoch beantragt werden. Wenn im Juni die Produktion wieder richtig anläuft, könnte es so trotz alledem noch ein erfolgreiches Jahr für Preh werden. So lange es keinen zweiten Lockdown gibt.