Was ist aus dem Volksbegehren Artenvielfalt "Rettet die Bienen!" in Bayern geworden? Im Februar 2019 haben fast 1,8 Millionen Menschen unterschrieben. Zuvor hatten Forscher in einem Mammutprojekt den drastischen Schwund der Insekten nachgewiesen. Ihr Ergebnis: in nur zehn Jahren ein Drittel weniger Arten. Außerdem nahm die Gesamtmasse an Insekten in Wiesen um fast 70 Prozent ab. Dann kam das Volksbegehren. Plötzlich ging alles ganz schnell. Der Landtag übernahm die Vorschläge eins zu eins. Seit dem 1. August soll ein neues Naturschutzgesetz den Artenrückgang stoppen. Ein voller Erfolg also? Einer, der das anders sieht, ist Eberhard Räder. Er führt seit 20 Jahren in Bastheim einen ökologischen Betrieb, ist ehrenamtlicher Sprecher der Biobauern im Landkreis Rhön-Grabfeld. Warum der 54-jährige Agrartechniker, der dem Präsidium des Anbauverbandes Naturland angehört, ernüchtert ist, erklärt er im Interview.
Eberhard Räder: Nein. Ich denke, die Regierung wollte nach außen signalisieren "Wir haben verstanden". Offensichtlich auf Druck der Verbraucher, doch ohne eigene Überzeugung.
Räder: ...soweit die Theorie. In der Praxis läuft gerade Einiges schief.
Räder: Seit Januar bietet die Staatsregierung uns Bauern über das Kulturlandschaftsprogramm eine Fülle neuer Maßnahmen an, die wir freiwillig machen können und dafür entschädigt werden. Zum Beispiel bekommen konventionell wirtschaftende Betriebe 160 Euro pro Hektar auf die gesamte Ackerfläche, wenn auf 30 Prozent der Fläche blühende Kulturen angebaut werden.
Räder: Ja. Aber auch Raps wird gefördert. Er ist zwar gut für die Honigbiene, doch schlecht für die Artenvielfalt. Raps ist eine der intensivsten Früchte in der Landwirtschaft. Er wird mit Insektiziden, Fungiziden und Herbiziden behandelt. Er braucht viel Stickstoff, mit der Gefahr, dass Nitrat ins Grundwasser ausgewaschen wird.
Räder: Weil sich Landwirte wahrscheinlich aus einem Sortiment von Blühfrüchten, für die sie Geld bekommen, die Frucht heraussuchen, die für sie am wirtschaftlichsten ist. Deshalb entscheiden sich jetzt viele für den Raps. Da müssen sie nicht viel umstellen und bekommen trotzdem die Förderung. So wird auch noch der Ökolandbau geschwächt.
Räder: Viele Bauern, die mit dem Gedanken gespielt haben, auf Ökolandbau umzusteigen, sagen jetzt: Wenn es diese super Förderung für den konventionellen Landbau gibt, sprich: diese 30 Prozent Raps, dann lassen sie lieber alles beim Alten. Daneben gibt es eine Förderung für Wiesen: Wenn der Landwirt auf Mineraldünger und chemischen Pflanzenschutz verzichtet, bekommt er 220 Euro pro Hektar. Die Umstellung auf Öko, bei der der ganze Betrieb inklusive Tierhaltung umgestellt werden muss, wird gerade mal mit 273 Euro pro Hektar gefördert. Da ist fast kein Unterschied. Die Folge: Die konventionelle Landwirtschaft wird für die nächsten Jahre noch stärker zementiert.
Räder: Die Agrarpolitik hat über Jahrzehnte die Devise ausgegeben: Der Liter Milch, das Kilo Fleisch, der Doppelzentner Weizen, müssen noch billiger produziert werden. Viele Landwirte bleiben dabei auf der Strecke. Sie können keine Rücksicht auf die Umwelt nehmen. Es sind Unternehmer, die überleben und etwas verdienen wollen. Hier könnte der Staat mit gutem Beispiel vorangehen, etwa durch Ökoprodukte in Kantinen und Schulen. Auch hier passiert nicht viel.
Räder: Nein. Der fränkische Bauer spritzt sein Gemüse genauso wie der norddeutsche. Man spart Transportkosten, aber für die Artenvielfalt ist nichts gewonnen. Wir brauchen endlich einen Paradigmenwechsel in der Landwirtschaft. Das heißt: regional, saisonal und bio. Vor 30 Jahren hätten wir in aller Ruhe etwas verändern können. Heute brauchen wir radikale Schritte und mutige Politiker. Die Folgen des Artensterbens und des Klimawandels sind bald nicht mehr rückgängig zu machen.
Räder: Verbraucher werden nicht freiwillig mehr Geld für regionale Produkte ausgeben, die auch noch gut für unsere Umwelt sind. Die Politik muss den Rahmen vorgeben. Wir brauchen eine Lösung wie beim Erneuerbare-Energien-Gesetz: Jeder sollte einen ehrlichen Preis für Lebensmittel bezahlen. Einen Preis, der sowohl die Produktions-, als auch die Umweltkosten widerspiegelt. Der Staat hat nicht die Aufgabe, Einzelinteressen zu schützen. Er muss das tun, was für das Gemeinwohl richtig ist. Das, was im Sinne unserer Kinder und Enkel ist.
Es wird doch hier niemand angegriffen- doch jeder interpretiert das rein, was er für sich gern möchte!?😉
Die Fördersätze und Prozentangaben sind etwa richtig. Das bekommt der konventionelle Bauer, wenn er das macht.
Der Ökobauer eben nicht. Im neuen KULAP gibt es diese Möglichkeit für Ökobauern NICHT mehr.
Geht es um kostenlose Werbung bei der Komunalwahl für bestimmte Personen oder eine bestimmte Partei? Dann bitte den Werbehinweis geben.
Oder geht es darum, dass Herr Räder ein größeres Stück vom Kuchen will? Ich glaube fast jeder will immer das größere Stück, deswegen bekommt aber nicht jeder einen Artikel.
Oder geht es um Insenktenschutz? Dann kann ich laut Artikel mit 1000 € Förderung 4,5 ha Wiese beim konventionellen Landwirt vor Pflanzenschutz und Düngung bewahren, beim Biobauern sind es 3,66 ha, die aber gedüngt werden können. Was ist besser für die Insekten?
Oder geht es einfach darum, einen weiteren Keil zwischen Konventionell und Öko zu treiben? Herzlichen Glückwunsch!