100 Jahre Obst- und Gartenbauverein Oberstreu (OGV), ein besonderes Jubiläum. Damit ein Verein so lange besteht, braucht es eine engagierte Vorstandschaft und aktive Frauen und Männer. Das Jubiläum wird von Freitag, 22. Juli, bis Sonntag, 24. Juli, unter der Schirmherrschaft von Landrat Thomas Habermann am Kelterhaus in Oberstreu gefeiert. Eigens dafür wurde eine Festschrift mit Chronik aufgelegt. Diese basiert auf der vorliegenden Vereinschronik, die Gregor Damm, damaliger Vorsitzender, zum 75. Vereinsjubiläum erstellt hatte. Überarbeitet und aktualisiert wurde diese nun von Wolfgang Stumpf.
In dieser ist zu lesen, dass die Anfänge des OGV schon vor dem Jahr 1922 liegen. Bereits 1919 wurde Oberstreu bei einer Obstschau in Mellrichstadt für den Obstanbau ausgezeichnet. Am 15. August 1922 fand die Gründungsversammlung des OGV als Obstverein statt. Damals traten 61 Mitglieder dem Verein bei. Den ersten Vorsitz hatte Johannes Müller inne. Zum Zeitpunkt der Gründung gab es in Oberstreu bereits zwei Obstpressen. In den Anfangsjahren des Vereins standen vor allem der Obstanbau sowie die Verwertung des Obstes zu Apfelwein und Schnaps im Vordergrund.
Während des Zweiten Weltkrieges kam auch die Vereinsarbeit des OGV zum Erliegen. Am 6. Mai 1947 wurde der Verein als Obst- und Gartenbauverein Oberstreu erneut gegründet. Wegen einer fehlenden Lizenz musste am 20. Februar 1948 eine neue Vorstandschaft gewählt werden. Das seit 1922 bestehende vereinseigene Brennrecht wurde an einen Pächter übertragen. 1954 wurde dem damaligen Pächter gekündigt, das Schnapsbrennen eingestellt und die Brennanlage verkauft. Aus dem Verkaufserlös konnte im Jahr 1956 eine kleines Kelterhäuschen gebaut werden und eine Kelteranlage mit hydraulischer Obstpresse wurde erworben. Der Anschaffungspreis lag damals bei 10.000 DM.
Das alte Kelterhaus wurde abgerissen und ein neues gebaut
Im Mai 2000 wurde schließlich das alte Kelterhaus abgerissen und ein neues Kelter- und Backhaus gebaut. Die offizielle Übergabe und Einweihung erfolgte dann im April 2002. Auch hier konnte sich der OGV auf seine tatkräftigen Mitglieder stützen. Für den Bau des neuen Vereinshauses wurden damals über 3200 unentgeltliche Arbeitsstunden erbracht. In den weiteren Jahren wurde das Haus erweitert und renoviert. Die letzte große Renovierung wurde im Herbst 2019 begonnen, musste allerdings aufgrund der Coronabeschränkungen zwischenzeitlich ruhen. Die Kelterhaus-Stammtischtruppe um Reiner Gottwalt hat in über 1400 freiwilligen Arbeitsstunden das Obergeschoss gedämmt, renoviert und technisch auf den neusten Stand gebracht.
Aber auch die Geselligkeit kam in all den Jahren nicht zu kurz. Regelmäßig wurden Vereinsausflüge zu Bundesgartenschauen durchgeführt. Neben den aktiven Mitgliedern, ist es wichtig, dass sich immer wieder Menschen finden, die Verantwortung innerhalb der Vorstandschaft übernehmen. In all den Jahren hat sich Ehrenmitglied Gregor Damm besonders engagiert, er war 22 Jahre Vorsitzender. 2009 wurde auch Elisabeth Habermann zum Ehrenmitglied ernannt. Über 25 Jahre war sie zuverlässig für die Finanzen des Vereins zuständig. Derzeit leitet Rudi Ledermann als Vorsitzender die Geschicke des OGV. Aktuell hat der Verein 163 Mitglieder.
Verein leistet wesentlichen Beitrag zum dörflichen Leben
Auch heute ist der OGV ein aktiver Verein in Oberstreu und leistet einen wesentlichen Beitrag zum dörflichen Leben. Neben dem jährlichen Kelterbetrieb und dem Herbstfest binden die Frauen für Mariä Himmelfahrt Kräuterbüschel. Der Erlös aus dem Verkauf wird hierbei gespendet. Fachvorträge sowie Schnitt- und Veredelungskurse werden angeboten. Man führt Aktionen mit dem örtlichen Kindergarten durch und beteiligt sich am gemeindlichen Ferienprogramm.
Vorsitzender Ledermann hat in seinem Grußwort in der Festschrift den Verein mit einem Obstbaum verglichen. Ein alter Obstbaum habe Zeiten der Dürre, Stürme und Frostnächte überstanden, auch der Verein sei durch schwierige Zeiten gegangen. Wie ein Baum müsse auch das Vereinsleben gepflegt werden. Wenn die Vereinsmitglieder gut zusammenwirken, dann könne man sich mit Glück und Geduld der Früchte freuen.