Vor vier Jahren dürften bei manchen Politikern die Alarmglocken geschrillt haben, als die damals aktuellen Bevölkerungsprognosen für Rhön-Grabfeld vorgelegt wurden. Damals sagten die Statistiker des Bayerischen Landesamtes voraus, die Bevölkerung des Landkreises würde in den 20 Jahren von 2012 bis 2032 um ganze 10,2 Prozent abnehmen. 80 224 Einwohner waren demnach 2012 in Rhön-Grabfeld gemeldet, 20 Jahre später sollten es laut regionalisierter Bevölkerungsvorausberechnung 72 100 und damit etwa 8100 weniger sein. Für den Nachbarlandkreis Bad Kissingen wurde damals ein Minus von 9,8 Prozent von 103 100 auf 93 100 Landkreisbewohner prognostiziert.
3200 Einwohner mehr
Inzwischen liegen neuere Zahlen vor.
Und die belegen, dass sich die Trends, die in Statistiken zum Ausdruck kommen, durchaus einmal verändern, oder gar falsch sein können. So sind die neuen Zahlen zwar nicht unbedingt erfreulich, weisen aber eine positivere Entwicklung auf. Sagen sie doch eine Abschwächung des Bevölkerungsrückgangs vorher. Aus den in der früheren Statistik ermittelten 72 100 Einwohnern für den Landkreis im Jahr 2032, sind nach den neuen Berechnungen jetzt 75 200 geworden.
Gleichmäßige Entwicklung
Nach der neuen 20-Jahres-Prognose für den Zeitraum von 2015 bis 2035 beträgt der Rückgang im hiesigen Landkreis „nur“ noch 6,7 Prozent. Von 79 700 Rhönern und Grabfeldern, die das Statistische Landesamt Ende 2015 für den Landkreis ermittelte, soll sich die Zahl bis 2035 um 5300 Personen auf 74 400 verringern. Dabei verläuft die Entwicklung nach den Vorstellungen der Statistiker recht gleichmäßig. Pro Jahr gehen sie von einem Bevölkerungsschwund zwischen 200 und 300 Einwohnern aus.
Fehler in der Statistik
Jörg Geier, zuständig für das Thema Kreisentwicklung, nennt zwei wesentliche Gründe für diese Entwicklung. Der eine Grund seien statistische Fehler. So habe die Volkszählung vor einigen Jahren erbracht, dass in Bad Königshofen, Bastheim oder Willmars rund 1300 Menschen weniger lebten, als bislang angenommen. Die Korrektur habe natürlich erhebliche Veränderungen in der Statistik ergeben. Als zweiten Grund führt Geier an, dass es nicht zuletzt dank der guten Beschäftigungslage und Nachfrage nach Arbeitskräften wieder eine Zuwanderung in den Landkreis zu verzeichnen ist. Das bestätigt auch die neue Statistik. War Rhön-Grabfeld vor vier Jahren noch der einzige Landkreis in Bayern, dem mehr Abwanderung als Zuwanderung (-0,4 Prozent) prognostiziert wurde, geht die neue Statistik von einem Zuwanderungsplus von 2,9 Prozent aus. Die Zahl der Flüchtlinge übrigens, die auf Grund ihres Status in die Statistiken einberechnet werden, ist laut Geier nicht relevant.
Spitzenposition in Unterfranken
Doch auch mit den neuen Zahlen behält Rhön-Grabfeld mit seinem Minus von 6,7 Prozent eine traurige Spitzenposition in Unterfranken. Knapp gefolgt vom Landkreis Main-Spessart mit einem Minus von 6,4 Prozent und der Stadt Schweinfurt mit Minus 5,6 Prozent. Für den östlichen Nachbarn, den Landkreis Haßberge, wird ein Minus von 3,6 Prozent prognostiziert. Auch im Landkreis Bad Kissingen hat sich der Rückgang nach der neuen Statistik abgeschwächt und liegt nun bei einem Minus von 5,4 Prozent. In absoluten Zahlen bedeutet das dort einen Rückgang von rund 103 100 auf 97 500 Einwohnern.
Rekordhalter Wunsiedel
Wenig tröstlich wird es da für die Rhön-Grabfelder sein, dass andere Kreise noch schlechter dastehen. Neben Tirschenreuth in der Oberpfalz haben noch fünf Landkreisen in Oberfranken ungünstigere Prognosen. Den traurigen Rekord erreicht Wunsiedel im Fichtelgebirge mit einem prognostizierten Minus von 15,2 Prozent.
Durchschnittsalter
Verlangsamt hat sich in der neuen Statistik auch die Erhöhung des Durchschnittsalters der Rhöner und Grabfelder. Das soll nach den neuen Zahlen von 44,7 Jahren auf 48,2 Jahre 2035 ansteigen. Nach den früheren Berechnungen hätte die Landkreisbewohner schon 2032 durchschnittlich 49,1 Jahre auf dem Buckel gehabt.
Zweistelliges Minus in acht Kommunen
Wie sich die einzelnen Städte und Gemeinden entwickeln sollen, zeigt die nebenstehende Grafik. Der Prognosezeitraum reicht hier allerdings nur bis 2028. Gewinner sind nach den aktuellen Bevölkerungsvoraussagen Salz, Nordheim, Bad Königshofen, Strahlungen und Burglauer. Der Rest der 37 selbstständigen Kommunen im Landkreis weist ein mehr oder minder hohes Minus auf – acht Gemeinden gar im zweistelligen Bereich.
Dabei zeigt sich, dass die Entwicklung in allen drei Altlandkreisen ähnlich verläuft. Bei den größeren Städten weist Bad Neustadt ein geringes Minus von 1,5 Prozent auf, in Bad Königshofen wird ein Plus von 5,6 Prozent erwartet, während Mellrichstadt ein Minus von zehn Prozent verkraften muss. Dass die Zahlen in ihrer Gesamtheit eine aussagekräftige Tendenz zeigen, ist klar.
Dass sie im Einzelfall nicht zutreffend sind, zeigt Beispiel Nordheim. Nahm der Ort in der Statistik von 2014 mit einem Bevölkerungs-Minus von 16,2 Prozent einen Spitzenplatz im Landkreis ein, wird Nordheim nach der neuen Statistik bis 2028 um immerhin 3,7 Prozent wachsen.
Keine schlechten Zahlen
Insgesamt gesehen, möchte Jörg Geier die Zahlen für Rhön-Grabfeld als gar nicht so schlecht bewerten. Für einen Landkreis, der so weit von einem größeren Zentrum entfernt liege, liefere die neue Statistik gute Werte. Natürlich schrumpfe der Landkreis tendenziell. Aber man werde die Bemühungen intensivieren, diese Entwicklung weiter zu reduzieren und vielleicht einmal auch ganz zu stoppen.
Die Förderung Nationalpark wurde von den Dorfeliten abgelehnt.
Was soll da sonst noch kommen?