Wenn es um Ludwig van Beethoven geht, einen der bedeutendsten Komponisten der Musikgeschichte, wird zu Recht mit Superlativen nicht gegeizt: Gerne wird er als Gigant, als Titan gar bezeichnet, berühmt ist er in aller Welt. Sein 250. Geburtstag, der in diesem Jahr ansteht, war deshalb auch für die Berufsfachschule für Musik Bad Königshofen Anlass für eine umfassende Gedenkveranstaltung im Orgelsaal.
In einem Vortrag am Nachmittag erinnerte Dozent Christian Meyer an das Leben des Musikers, während einer Pause im Anschluss konnten sich die Besucher mit Getränken und Snacks stärken, die Mitglieder des Lions Clubs Bad Königshofen anboten. Der Erlös wie auch die Spenden des anschließenden Kammerkonzerts mit Dozenten ging an „Sostenuto“, den Förderverein der Berufsfachschule.
Trotz ungünstiger Startbedingungen fand Beethoven seinen Weg
Das Interesse an der Veranstaltung war groß. Viele Zuhörer drängten in den Orgelsaal und sie wurden mit einem überaus lebendigen, informativen Vortrag über das wechselvolle Leben des in Bonn geborenen Komponisten belohnt, von dem man vieles weiß, von dem aber einiges auch geheimnisvoll, ja rätselhaft bleibt. Dozent Christian Meyer verstand es, das Interesse seiner Zuhörer von Anfang an zu wecken, in dem er die Lebensstationen des Musikers vorstellte: Die schwierige Kindheit in Bonn, der tyrannische Vater, der das musikalische Talent seines Sohnes erkannte, ihn aber wenig einfühlsam behandelte und eine Mutter, die überfordert war und sich kaum um ihre Kinder kümmerte. Trotz dieser ungünstigen Startbedingungen ging der Sohn seinen Weg. Meyer schilderte die weiteren Stationen im Leben Beethovens. Eine erste Reise nach Wien 1786 dauert nur drei Monate, von der zweiten Reise, die er 1792 antrat, würde er nie wieder zurückkehren: Wien blieb sein Lebensmittelpunkt.
Ein Freigeist und Revoluzzer in Abhängigkeit von seinen Gönnern
Schon in seiner Bonner Zeit war Beethoven mit aufklärerischen, ja revolutionären Ideen in Berührung gekommen. Er lehnte die Privilegien der Adeligen und Fürsten ab, die allein durch deren Geburt bestimmt wurden. Es gehört zu den Widersprüchen in seinem Leben, dass er, der Freigeist, finanziell stets auf die Spenden ebendieser Fürsten angewiesen war. Christian Meyer schildert diesen Zwiespalt in einer zwar fiktiven aber überaus realitätsnahen Szene, die sich zwischen seinem Gönner, dem Fürsten Lichnowsky, und dem Komponisten abgespielt haben könnte, in der es fast zu einer Prügelei zwischen den beiden kommt. Trotz aller Vorbehalte war Beethoven auf hochgestellte Gönner angewiesen. Viele von ihnen wie die Fürsten Waldstein und Rasumowsky oder Erzherzog Rudolf sind heute auch deswegen bekannt, weil Beethoven ihnen Werke widmete.
Kammermusik zu Ehren von Ludwig van Beethoven
Zur Geburtstagsfeier für einen Komponisten in einer Musikschule gehört natürlich auch die musikalische Huldigung. Im Anschluss an den Vortrag von Christian Meyer lud die Berufsfachschule deshalb zu einem Kammerkonzert mit Lehrern der Schule ein. Brigitte Schmidt, die stellvertretende Schulleiterin, übernahm die Einführung, freute sich über die zahlreichen Zuhörer und versprach ein abwechslungsreiches Konzert in unterschiedlicher Besetzung.
Beethovens Cellosonate op. 5, die Uwe Schachner (Cello) und Ariadne Weigert (Piano) darboten, entstand, so berichtet Brigitte Schmidt, in Berlin, wo Beethoven zusammen mit dem Fürsten Lichnowsky zu einem Besuch weilte. Der preußische König Friedrich Wilhelm II war ein begeisterter Cellist, Beethoven schrieb diese Sonate für den italienischen Cellisten Carlo Gratiani, der sich damals am preußischen Hof aufhielt. Mit viel Gefühl und temporeich interpretierten die beiden Solisten die Sonate, in der noch eindeutig das Klavier, Beethovens Instrument, die Hauptrolle spielt.
Beeindruckende lyrische Interpretation
Kein Dozent, sondern ein Schüler war der Interpret der Klaviersonate Nr. 11 in B-Dur, auch „grande“ Sonate genannt, weil sie , so Brigitte Schmidt, einfach „ ganz schön schwer“ ist: Zacharias Kokkos, (Griechenland), der in Bad Königshofen ein Aufbaujahr absolviert, beeindruckte die Zuhörer mit seiner lyrischen Interpretation, die bewies, dass Beethoven auch die zarten Töne beherrscht. Mathias von Brenndorf (Flöte) und Michael Lörcher (Klavier) stellten in der Serenade Op. 41 die heitere und unbeschwerte Seite des Komponisten vor. Tänzerisch beschwingt und gutgelaunt glänzten die beiden Solisten bei ihrem Auftritt.
Im letzten Werk des Abends, dem Klaviertrio op. 1 Nr.2 G-Dur legten sich drei Musiker Kim Bauer-Heilmann (Violine), Uwe Schachner (Cello) und Gert Drost am Piano noch einmal richtig Tempo vor. Alle drei Instrumente spielen hier durchaus gleichberechtig zusammen. Es waren überzeugende Beispiele für die Vielfalt von Beethovens kammermusikalischem Schaffen, was die Zuschauer am Ende zu begeistertem Beifall animierte. Fazit: Ein beeindruckender Konzertabend, der zusammen mit dem vorhergegangenen Vortrag sicher viele Hörer mit neuer Begeisterung für den Komponisten erfüllte.