Karrieresprungbrett Berufsschule? Kommt vor und ist erwünscht: 52.923 junge Menschen haben zuletzt auf dem beruflichen Bildungsweg bundesweit die Hochschulreife erworben, sprich das Abitur gemacht. Von denen kamen 16 aus dem Kreis Rhön-Grabfeld, wie der Zeitungsdienst Südwest (ZDS) berichtet. Was aber wichtiger ist: Acht Jugendliche verließen demnach die Berufsschule mit einem Hauptschulabschluss und bügelten damit meist eine Lücke aus, die sie aus dem allgemeinen Schulwesen mitbrachten. Insgesamt schlossen laut dem ZDS im ersten Coronajahr Jahr 2020 im Kreis Rhön-Grabfeld 202 Menschen ihre Ausbildung im beruflichen Schulwesen erfolgreich ab, wie aus den aktuellen Daten der Regionaldatenbank Genesis der Statistischen Ämter hervorgeht: 89 Absolventen waren weiblich, 113 waren männlich. Im Schuljahr davor waren es insgesamt 215. Die Zahl der Absolventen ging also zurück.
Schlüssel zur persönlichen Entwicklung
Dass Lebenswege über das berufliche Schulwesen führen können, ist erwünscht und eine deutsche Besonderheit, weil das berufliche Bildungswesen weltweit schon eine Besonderheit ist: "Die Beruflichen Schulen leisten mit ihren vollzeitschulischen Angeboten einen wichtigen Beitrag zur Durchlässigkeit im Bildungssystem und zur Chancengleichheit. Mit den Möglichkeiten zum Erwerb einer Studierfähigkeit (Fachhochschulreife, Fachgebundene oder Allgemeine Hochschulreife) werden anschlussfähige Übergänge in den Hochschulbereich hergestellt", sagt die Kultusministerkonferenz dazu. "Die Länder und die Kultusministerkonferenz leisten im beruflichen Schulwesen ihren Beitrag zur ständigen Anpassung und Weiterentwicklung der Bildungsprozesse. Die Berufsbildung ist ein Schlüssel zur persönlichen Entwicklung sowie zur Teilhabe im Arbeitsleben und in der Gesellschaft. Sie trägt maßgeblich zur Beschäftigungs- und Wettbewerbsfähigkeit bei."
Zwei Möglichkeiten für einen Abschluss
Das deutsche System der Beruflichen Bildung mit der Dualen Berufsausbildung einerseits und den vollzeitschulischen Angeboten andererseits bietet zwei Möglichkeiten, zu Abschlüssen zu kommen. In Zahlen ausgedrückt sieht das im Kreis Rhön-Grabfeld laut dem ZDS beispielsweise so aus: Im jüngsten erfassten Absolventenjahrgang schafften im Kreis Rhön-Grabfeld acht den Hauptschulabschluss: drei oder 37,50 Prozent davon waren weiblich, fünf männlich. 45 schafften die Mittlere Reife: 13 oder 28,89 Prozent davon waren weiblich, 32 männlich. Mit Fachhochschulreife schlossen 133 Absolventen den beruflichen Schulweg ab. 61 oder 45,86 Prozent davon waren weiblich, 72 männlich.
Ohne Abschluss wird es mit der Lehre schwierig
Freie Bahn zur Uni hatten dank Abitur 16 Absolventinnen und Absolventen: 12 oder 75,00 Prozent davon waren weiblich, vier männlich. Abiturienten sind allerdings ohnehin nicht die Sorgenkinder der Nation: Deswegen sind erfolgreiche Hauptschulabschlüsse oder Mittlere Reife bei der Zielgruppe wichtiger. Denn ohne diese ist kein Einstieg in eine Lehre möglich. Und Hilfsarbeiter ist nicht unbedingt ein Traumjob, ''Karriere mit Lehre'' (Kfz-Gewerbe-Slogan) bietet mehr Perspektiven. Zumal Fachkräftemangel für die nächsten Jahre ein Thema bleibt.