Hätte, hätte, Fahrradkette: Hätte Karin Müller vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) bei einem Besuch der Fladunger Weihersmühle nicht zufällig das Modell eines Häuschens im Auto liegen gehabt; und hätte Inhaber Bernd Hückl es nicht gesehen – es wäre wohl nichts geworden aus einem „Leuchtturmprojekt des Radtourismus“. So aber steht ein „Radapartment“ auf Hückls Gelände – und wurde kürzlich eingeweiht.
Was doch so alles auf 25 Quadratmeter passt: ein Gemeinschaftsraum mit Küchenzeile, Fernseher, ein Tisch mit Stühlen. Ein Schlafzimmer mit vier Betten. Ein Sanitärbereich mit Dusche, Waschgelegenheit und WC. Und natürlich ein Anbau für die Fahrräder.
Das „Rad & Apartment“ genannte Häuschen wirkt komfortabel – auch wegen seiner zweckmäßigen, aber nicht billigen Buchen-Optik im Innern. Alle Möbel und die Wände sind davon geprägt.
Bernd Hückl nimmt für dieses kompakte Stück Gemütlichkeit 60 Euro die Nacht – zwei Bewohner eingeschlossen. Jeder weitere Gast zahlt pro Nacht acht Euro.
Der Fladunger Landwirt und Ferienhofanbieter hat das Radapartment zwar ersonnen und erbaut haben es andere.
Eigentlich startete es als Gemeinschaftsprojekt des AELF Bad Neustadt, des Netzwerkes Forst und Holz Unterfranken, der Meisterschule für das Schreinerhandwerk Ebern und der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt. Die zahlreichen Rad- und Wanderwege in der Region sollten attraktiver gemacht werden. Und zwar durch ein Netz von Apartments, die etwa alle 80 Kilometer Radfahrern, Wanderern, Reitern und sonstigen Naturliebhabern günstige und bequeme Unterkunft bieten. Und das bewusst als Gegenpol zu Ferienwohnungen und Pensionen.
Auch dass das Radapartment nahezu komplett aus Holz besteht, hat seinen Sinn. Denn es soll für den Rohstoff Holz werben – und zwar nicht als Brennmittel, sondern als Baustoff, der Kohlendioxid bindet.
Die Inneneinrichtung wurde aus strapazierfähiger (Bau)Buche gefertigt. Das ist die Laubbaumart, die am häufigsten in Unterfranken wächst. Die äußere Verkleidung hingegen besteht aus Lärchenholz.
Zu Beginn des Projektes hatten 30 Teams angehender Architekten an der Hochschule für angewandte Wissenschaften an Entwürfen fürs Radapartment getüftelt. Dabei griffen sie eine schon im Allgäu umgesetzte Idee auf.
Möglichst viele Funktionen sollten sie auf begrenztem Raum unterbringen. Dafür arbeiteten die Studenten mit den Schreinermeister-Anwärtern aus Ebern zusammen.
Die so entstandenen Entwürfe gingen in die endgültige Planung des Büros Gammel aus Lohr am Main ein. Die Schreinerei Heusslein aus Birkenfeld setzte sie dann um.
Das Häuschen am Eingang zur Weihersmühle stellt den Prototyp dar. Er war bereits im vergangenen Jahr auf der Bayerischen Landesgartenschau in Alzenau bei Aschaffenburg zu sehen. Laut einer Pressemitteilung punktete es dort bei den Besuchern durch „die Nutzung natürlicher Materialien, das überraschend gute Platzangebot, die funktionale Ausstattung und die dem Projekt zugrundeliegende Idee“.
Für Bernd Brückl rundet das 45 000 bis 50 000 Euro teure Einzelstück einfach das Angebot seiner Weihersmühle gut ab.
Dank regionaler Sponsoren konnte es bei ihm errichtet werden. Ein zweites Radapartment soll bald in Iphofen (Landkreis Kitzingen) stehen.
Wer sich das Radler-Häuschen näher besehen will, kann das am kommenden Sonntag, 20. März, zwischen 11 und 17 Uhr tun.
Dann veranstaltet Bernd Hückl auf seinem Ferienhof einen Tag der offenen Tür mit Bewirtung. Anfragen für Übernachtungen, sagt der Fladunger, habe er schon einige erhalten.
