"Ein funktioneller Bau ist wichtig und kein Luxushotel der Nachhaltigkeit." Das forderte SPD-Fraktionsvorsitzender René van Eckert bei der Sitzung des Ausschusses für Bildung, Schule, Sport und Gesundheit im Kulturzentrum des Landkreises Wechterswinkel. Dort stellte Kreisbaumeisterin Rebecca Lingerfelt die aktuellen Planungen und Kostenschätzungen für das Schülerwohnheim der Berufsschule Bad Neustadt vor. Die Kostensteigerung war enorm. Die Schätzung lag nun mit 11,5 Millionen Euro um 4,6 Millionen weit über den bisherigen Kosten. Nach Abzug einer voraussichtlichen Förderung von zwei Millionen Euro bleibe ein Eigenanteildes Landkreises in Höhe von 9,5 Millionen Euro.
Kreisrat Eberhard Streit erinnerte sich, dass die ersten Hochrechnungen sich gerade mal bei 3,6 Millionen einpendelten. Eines der Probleme seien die Altlasten bei den Erdarbeiten, das andere die allgemeinen Kostensteigerungen, sagt Lingerfelt. Allein 1,4 Millionen müssten für die Entsorgung von rund 4000 Kubikmeter Aushub eingerechnet werden. Diskussionen rankten sich um die Frage, ob man den früheren Eigentümer des Geländes bei diesen Kosten mit einbeziehen könnte. Eberhard Streit brachte auch einen anderen Standort ins Gespräch. Ein Wohnheim für elf Millionen Euro, das werfe schon Fragen auf.
Standort bewusst gewählt
Der Kauf des Geländes liege wohl zu lange zurück, um den Vorbesitzer noch mit einzubeziehen, meinte stellvertretender Landrat Bruno Altrichter, der die Sitzung leitete. Außerdem müsse man sich an Vorgaben halten. Zum Standort meinte er, dass man bewusst einen Bereich nahe der Berufsschule gewählt hatte.
Zur aktuellen Situation sagte die Kreisbaumeisterin, dass die schulaufsichtliche Genehmigung vorliege und es keine überflüssigen Räume gebe. Anstelle von geplanten Einzelzimmern sei man nun auf eine Zwei-Bett-Belegung gewechselt. Diese sind nicht großzügig in der Ausstattung geplant. Auf knapp 20 Quadratmetern würden Bett und Schrank und eventuell ein Regal stehen, und es gebe eine gemeinsame Naßzelle pro Zimmer.
Zusatzkosten entstanden, weil bei der Grobkostenschätzung zusätzliche Kosten für lose Möblierung, Ausstattung und eine geplante Ausgabeküche nicht berücksichtigt waren. Nicht vergessen dürfe man die gestiegenen Baupreise um fast 20 Prozent innerhalb der letzten zwei Jahre. Angesprochen wurde die vorgesehen Holzbauweise im Rahmen der Nachhaltigkeit. "Das sollten wir noch einmal überdenken", meinte Kreisrat Eberhard Streit. Hier müsste ein Mittelweg gefunden werden.
Wissen sollte man aber auch, dass voraussichtlich ab 2023/24 kaum noch private Unterkünfte zur Verfügung stehen, wusste Rene van Eckert. Wichtig sei ein funktionales Gebäude, stellte stellvertretender Landrat Bruno Altrichter fest. Das Haus ist für 75 Schülerinnen und Schüler ausgerichtet.
Im Beschluss empfahl der Ausschuss dem Kreistag, die Baumaßnahme Schülerwohnheim, trotz hoher Kostenentwicklung, umzusetzen. Aus Einsparungsgründen sollte von einer rein nachhaltigen Bauweise abgesehen werden, jedoch ein energieeffizientes, ressourcenschonendes und wirtschaftliches Schülerwohnheim entstehen. Dieses könnte als Low-Tech-Gebäude ein Vorzeigeprojekt des Landkreises sein. Dem stimmte der Ausschuss gegen zwei Stimmen zu.
Digitalpaket vom Bund
Informationen über den Haushaltsabschnitt gab es von Kämmerer Michael Eisenmann. Dabei ging es um Förderprogramme und die Digitalisierung der Schulen. Mit den Landesmitteln wurden die notwendigen Gegenstände angeschafft. Vom Bund sei ein Digitalpaket in den nächsten drei Jahren mit 2,1 Millionen Euro vorgesehen.
Bei den Baumaßnahmen nannte er unter anderem die Realschule in Mellrichstadt. Hier sei der Landkreis zwar nicht der Träger, aber es handle sich um eine weiterbildende Schule, wie bei der Realschule Bad Neustadt, so dass der Landkreis finanziell mit einbezogen ist. Umbau und Erweiterung sind abgeschlossen, eine Generalsanierung stehe eventuell 2023 an.
Zum Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) in Bad Königshofen sagte der Kämmerer, dass es sich hier um eine Tochtergesellschaft des Landkreises Rhön-Grabfeld handelt. Im Haushalt findet man einen gedeckelten Jahresfehlbetrag in Höhe von 600.000 Euro. Da das MVZ nicht in einem eigenen Gebäude sondern ein Mieter ist, ist dies ein Betriebskostenzuschuss des Landkreises.
Zum Corona-Topf sagte Michael Eisenmann, dass hieraus die Mittel für die Verdoppelung der Sportförderung finanziert werden. Eine Entscheidung dazu trifft der Kreistag. Rene van Eckert sprach sich für eine Verdoppelung der Sportförderung aus, da sich die Situation der Sportvereine nicht grundlegend geändert habe. Das sollte auch wieder aus dem Corona-Sondertopf entnommen werden. Dieser sollte in diesem Jahr noch einmal fortgesetzt werden, damit auch wieder andere Verbände davon profitieren. Zum MVZ in Bad Königshofen sei eine grundlegende Diskussion notwendig, wie es hier weiter geht.
Ansätze angenommen
Stellvertretender Landrat Bruno Altrichter wusste, dass die Zuwendung befristet ist. Danach müsse man erneut beraten. Letztendlich war man sich einig, auch im Haushalt 2022 eine Verdoppelung der Sportförderung vorzusehen. Die Haushaltsansätze wurden, wie von Kämmerer Michael Eisenmann vorgetragen, angenommen.