Das neukonzipierte Rhönmuseum in Fladungen ist auf der Zielgeraden. Das war den Ausführungen von Eva-Maria König, der fachlichen Museumsleiterin, bei ihrem Vortrag vor dem Ausschuss für Wirtschaft, Verkehr, Kultur und Tourismus in Bad Neustadt zu entnehmen. "Wir haben ein Riesenbrett gebohrt", fügte Landrat Thomas Habermann an und erwähnte die Leistung des gesamten Teams, insbesondere die fachliche Kompetenz der Museumsleiterin Eva-Maria König, die seit drei Jahren das Projekt leitet.
Dies ist auch bei einem Rundgang im künftigen Museum in Fladungen zu spüren. Eva-Maria König kann sich jetzt schon bildlich vorstellen, wie das alles einmal auf die Besucher wirken wird. Verschiedene Lieblingsobjekte hat sie jetzt bereits, wozu unter anderem Wandmalereien im ersten Obergeschoss aber auch die historischen Aufgänge zählen.
100 Jahre wäre das Rhönmuseum in diesem Jahr, allerdings mussten die geplanten Feierlichkeiten pandemiebedingt ausfallen. Eva-Maria König: "Aufgeschoben ist nicht aufgehoben – die langersehnte Wiedereröffnung bietet eine wunderbare Möglichkeit das Rhönmuseum gebührend zu feiern."
Idee eines grenzübergreifenden Rhönmuseums
Landrat Thomas Habermann erwähnte die Historie des Hauses, das vor 400 Jahren von den Würzburger Fürstbischöfen als Machtdemonstration an der Bistumsgrenze gebaut wurde. Das Gebäude sei von je her überdimensioniert gewesen, wodurch ihm über die Jahrhunderte die unterschiedlichsten Nutzformen zukamen. Im Zuge der Sanierung tauschten das Rathaus (VG Fladungen) und das Rhönmuseum die Räumlichkeiten, so dass sich das Rhönmuseum künftig im repräsentativeren Flügel, dem sogenannten Schüttbau befindet. Im neuen Eingangsbereich, den sich das Museum mit der Touristinformation teilt, sind Themenstationen vorgesehen.
In den vergangenen Jahren wurde das Rhönmuseum weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt, sagte Eva-Maria König, die 2018 als Kunstwissenschaftlerin und Erziehungswissenschaftlerin die wissenschaftliche Leitung übernahm. Ihr Ziel ist es die Rhön in ihrer Vielfalt und ihrem Facettenreichtum zu präsentieren und hierbei den einstigen Gründungsgedanken eines grenzübergreifenden Rhönmuseums wieder zu stärken.
Vielfalt der Rhön wird präsentiert
Rund 500 Objekte werden künftig im neuen Rhönmuseum zu sehen sein, um die Rhön in ihrer Vielfalt zu präsentieren. Das Foyer bildet mit Kasse, Tourist-Info, Shop und Garderobe eine Multifunktionsfläche und bietet mit ersten Themeninseln einen Einstieg in das Thema Rhön. So erfährt man hier mehr über das Rhönschaf, seine Wolle und seine Funktion als Landschaftspfleger.
Die Dauerausstellungen im Erdgeschoss richtet den Blick von außen auf die Rhön, welche als "Interventionslandschaft", von externen Machthabern und Interessensgruppen beherrscht, erforscht und geformt wurde. Dieser Gedanke wird exemplarisch an der Themeninsel "missioniert & reformiert" deutlich. Die Bistümer Würzburg und Fulda werden durch die Heiligen Kilian und Bonifatius gegenübergestellt. "Es geht darum, den Besuchern zu zeigen, was die Kulturlandschaft Rhön nachhaltig geformt und geprägt hat", sagte Eva-Maria König den Ausschussmitgliedern.
Im ersten Obergeschoss geht es um die Heimat der Rhöner. So findet man hier die Schnitzkunst, den Dialekt, die Arbeit in der Rhön aber auch die Rhöner Masken. Interessant sicher auch das Thema "hungern & genießen". Dazu wird es einen großen Esstisch mit künstlich dargestellten Rhöner Gerichten, aber auch Originalbesteck und Geschirr geben.
Informationen über Planungsstand der Wiedereröffnung
Im Trausaal geben Vitrinen zum Thema "Heiraten in der Rhön" dem Saal einen festlichen Rahmen. Alternativ kann auch der Museumsinnenhof für Trauungen genutzt werden. Parallel zur Dauerausstellung sollen künftig jährlich zwei Sonderausstellungen auf rund 250 Quadratmetern präsentiert werden. In der Sitzung bot Eva-Maria König bereits Einblicke in die ersten Sonderausstellungen, die derzeit in Vorbereitung sind.
Anschließend referierte die Museumsleitung über den Planungsstand "Wiedereröffnung Rhönmuseum" und informierte über weitere laufende Projekte. Zur Zeit erfolgt eine umfangreiche Restaurierung, die mit Fördermitteln der Landesstelle für nichtstaatliche Museen finanziert wird. Die wissenschaftliche Erforschung der Sammlung sowie die wissenschaftliche Positionierung des Hauses zählen zu den zentralen Aufgaben in den kommenden Jahren, sagte die Museumsleiterin.
Künftig wird man auch Neuerwerbungen und Dauerleihgaben in der Dauerausstellung finden. Die Exponate kommen von der Archäologischen Staatsammlung München, dem Fränkischen Freilandmuseum Fladungen, dem Vonderau Museum Fulda, dem Stadtarchiv Bad Kissingen und privaten Leihgebern. Wichtig sei es aber auch, das Rhönmuseum wieder in der Öffentlichkeit bekannt zu machen. Neben der Pressearbeit zähle deshalb auch der aktive Aufbau eines Netzwerks aus Kooperationspartnern und Multiplikatoren zu den Aufgaben.