Mit einem festlichen Neujahrskonzert wurde am Sonntagabend das neue Echowerk, die Altarorgel der Orgel der Pfarrkirche St. Andreas in Oberstreu eingeweiht. Organist Dr. Wolfgang Heuring begrüßte dazu neben einer ansehnlichen Besucherschar den Hauptakteur, Regionalkantor Peter Rottmann. Er habe ein erstklassiges Programm zusammengestellt, mit dem er durch die verschiedenen Epochen der Kirchenmusik führen werden, mit jeweils charakteristischen Werken.
Rottmann begann mit Johann Pachelbel (1653-1706), der das Amt des Organisten an der Sebalduskirche in Nürnberg versah. "Was Gott tut, das ist wohlgetan" hieß der Choral mit neun Partiten, der sehr ruhig, vertrauensvoll einsetzte, dann beschwingt und schneller wurde, um besinnlicher zu enden.
Als Lied zur Orgelweihe sang die Gemeinde "Nun singt ein neues Lied dem Herren". Angelehnt sei dieses an Psalm 98, erläuterte Pfarrer Thomas Menzel. "Singen und Musik öffnen in uns einen Raum zum Himmlischen." Als er zum ersten Mal in der Mitte der Kirche stand und Wolfgang Heuring die erweiterte Orgel vorgeführt habe, habe er Gänsehaut bekommen. Allen, die diese erweiterte Orgel in Zukunft hören werden, wünschte Menzel ein Stück Himmel auf Erden. Die Weihe fand ihren Abschluss mit dem "Te deum" von Guillaume Lasceux.
Moderator Heuring kündigte nun einen deutschstämmigen Vertreter des französischen Barocks an: Jean Adam Guilain, dessen Geburts- und Sterbedatum nicht bekannt sind. Die Oberstreuer Orgel zeigte, dass sie nun – selten bei Orgeln in Deutschland – französische Orgelmusik aus der Zeit nach 1700 sehr authentisch wiedergeben kann: Seine "Suite du deuxieme ton" gab davon Zeugnis davon. 100 Jahre später war die Zeit der französischen Orgelromantik. Erster wichtiger Vertreter war der aus Belgien stammende César Franck (1822-1890). Mit dem Choral Nr. III in a-Moll konnten sich die Oberstreuer Zuhörer fühlen wie in einer großen Kathedrale, so gewaltig klang die Orgel.
Wolfgang Heuring stellte die Orgelbauer Christoph und Dominik Schindler vor, die diesen Klang ermöglichten. "Man kommt in die Kirche, hört die Orgel und ist verzaubert: von all den Ecken und Rundungen kommen einem Töne entgegen", schilderte Christoph Schindler das Besondere und hob die Arbeit seines ganzen Teams hervor. Dank modernster Technik sei die Integration des Echowerks in das "Gesamtsystem Orgel" möglich gewesen, so Dominik Schindler.
Mit dem Stück "Nimrod" aus einer Orgel-Bearbeitung der Enigma-Variationen von Edward Elgar (1857-1937) führte der Regionalkantor die Zuhörer nun in die Welt der englischen Orgelmusik, bevor es mit dem Konzert-Bolero Louis Lefébure-Wély (1817-1869) noch einmal nach Paris ging. Kantor Rottmann demonstrierte auf eindrucksvolle Weise, wie es der Komponist verstand, die Möglichkeiten der Orgel effektvoll einzusetzen.
Bei der Schlittenfahrt des amerikanischen Komponisten Leroy Anderson (1908-1975) hörte sich die Oberstreuer Orgel zum Abschluss dann fröhlich und beschwingt wie eine Theaterorgel an. Mit Ovationen zollten die Besucher dem Regionalkantor Beifall für sein Spiel der Extraklasse.
Ernennung zum Titularorganisten
Zum Ende führte Pfarrer Menzel aus, dass es in Frankreich in Kathedralen mit berühmten Orgeln die Einrichtung des Titularorganisten gibt. Dabei handelt es sich um einen Ehrentitel, der einem Organisten einer überregionalen bedeutenden Kirche aufgrund seiner großen Virtuosität verliehen wird. Oberstreu sei zwar nicht überregional bedeutend, aber wie zu hören gewesen sei, gibt es eine herausragende Orgel und einen Organisten, dessen Herz für diese Orgel brennt.
Aufgrund seiner Verdienste um die Erweiterung der Oberstreuer Orgel ernannte der Pfarrer Wolfgang Heuring zum Titularorganisten der Hoffmann-&-Schindler-Orgel der katholischen Kirche St. Andreas in Oberstreu. Das gelte, wie in Frankreich, auf Lebenszeit. Wolfgang Heurich zeigte sich überrascht und gerührt.
Reinhard Kießner dankte als Vertreter der Kirchenverwaltung beim anschließenden Empfang im Pfarrheim dem Solisten Peter Rottmann, Wolfgang Heuring als dem Initiator des Orgelprojektes und den Orgelbauern für die hervorragende Ausführung ihrer Arbeit.