In der Auerhahnstraße in Burgwallbach wird am Mittwoch und am Wochenende kräftig gefeiert. Ursula und Armin Schäfer feiern ihre Diamantene Hochzeit. Hierzu wird sich die Familie einfinden, die fünf Kinder, die zehn Enkelkinder und drei Urenkel.
Vor 60 Jahren haben sich Ursula und Armin in der Burgwallbacher Pfarrkirche das Jawort gegeben. Während Armin seine Kinder- und Jugendzeit vornehmlich in Burgwallbach verbrachte, kam die gebürtige Schlesierin Ursula als Dreizehnjährige auf der Flucht vor den sowjetischen Truppen in die Rhön. Zunächst gelang der Familie die Flucht von Breslau bis nach Zwickau, dann ging es, die wenigen Habseligkeiten auf einem Handkarren gepackt, über vier Wochen lang auf einem Fußmarsch bis nach Bischofsheim. Später zog Ursula dann mit Mutter und Schwester nach Burgwallbach. Dort haben sich dann auch Armin und Ursula kennen und lieben gelernt.
Auf einem Tanzvergnügen, beim herbstlichen Holzmacherball, nahm alles seinen Anfang, erzählt Ursula recht verschmitzt. Eigentlich hatte Armin ein anderes Mädchen zum Tanz bitten wollen, bis er aber zum Zug kam, hatte sie ein Anderer weggeschnappt. „Gott sei Dank, so bin ich zu meiner Ursula gekommen“, ergänzt nun auch Armin, „und schon bald darauf waren wir ein Paar.“
Armin hat in Bad Neustadt nach dem Krieg eine Schreinerlehre absolviert. Sein Berufsweg führte ihn aber bald nach der Gesellenprüfung zur Firma Preh in Bad Neustadt, wo er bis zu seinem Renteneintritt 40 Jahre in der Dreherei und Stanzerei arbeitete. Ursula dagegen war als junges Mädchen nach der Schulentlassung als Haushaltshilfe tätig, später ging es für 24 Jahre zur Firma Siemens nach Bad Neustadt. 1973 haben sich die Beiden in der Auerhahnstraße ihr Haus gebaut, haben die fünf Kinder groß gezogen.
All diese gemeinsamen Jahre haben Ursula und Armin genossen. Armin widmete sich als Hobby zunächst der Taubenzucht, aber auch die Imkerei war für ihn über einen Zeitraum von 46 Jahren ein schönes und nützliches Freizeitvergnügen. Viele Bad Neustädter kennen Armin Schäfer heute noch, wenn er durch die Stadt geht, hat er doch viele Jahre auf dem Marktplatz seinen erstklassigen Honig verkauft und mit dem Erlös die Haushaltskasse aufgebessert.
Eine besondere Aufgabe hatte Armin bis in die 70er Jahre hinein in Burgwallbach zu erledigen. Nicht ohne Stolz sagt er: „Ich war der letzte Polizeidiener von Burgwallbach“. Mit der Schelle in der Hand zog er manchmal mehrmals wöchentlich durch die Dorfstraße, um die Neuigkeiten unter die Leute zu bringen. Wenn er dann gerade auf der Arbeit in Bad Neustadt war, dann erledigte diese Aufgabe eben seine Frau Ursula.
In den letzten Jahren lassen es Ursula und Armin Schäfer ruhig angehen. Haus und Hof in gutem Zustand zu erhalten, die Gartenarbeit zu erledigen, das macht ihnen nach wie vor große Freude. Aber mit Beginn des Rentenalters wuchs auch die Reiselust. So waren sie in vielen Ländern Europas unterwegs, sogar bis nach Australien führten ihre Reisewege.
Am Sonntag, 29. September, steigt die große Feier, zunächst bei einem Dankgottesdienst in der Pfarrkirche, dann zum Festmahl ausgerechnet in dem Saal beim Gasthof Hirschen, in welchem sie sich zum ersten Mal verliebt in die Augen schauten. Dann werden sich auch viele Freunde und Bekannte einfinden, um dem beliebten Ehepaar ihre Glückwünsche auszusprechen.
