
"Es ist schön, dass es solch einen Brauch gibt, es war beeindruckend, Erinnerung an meine Kinderzeit, eben Heimat." Das sagten an Heiligabend Bad Königshofener, die zu Hause an den offenen Fenstern standen oder am Marktplatz. So gab es denn auch Beifall für Franziska Behnke (Großeibstadt) und Günther Meißner (Sulzfeld). Beide halten seit einigen Jahren die Tradition des Turmblasens an Heiligabend in Bad Königshofen wach. "Es macht uns so viel Freude und wir können auch vielen anderen eine Freude bereiten", sagten sie.
Günter Meißner kommen bereits beim Aufstieg auf den Turm einige besinnliche Gedanken in den Sinn. Er sagt, dass es für ihn alljährlich etwas Besonderes ist, die 176 Stufen nach oben zu steigen und an den Auftritt hoch über der Stadt zu denken. "Ich freue mich schon Tage vorher auf diesen Moment. Die Ruhe der Stadt, das Geläute der großen Marienglocke, die Weihnachtsbeleuchtung, der Blick auf das Grabfeld am Abend."
Als Küster Michael Löhr um 21 Uhr die Marienglocke einschaltete und diese dann läutete, standen Franziska und Günther bereits auf dem Kranz, mehr als 60 Meter über der Stadt. Mit dem letzten Ton der Glocke, dann die erste Strophe von "Stille Nacht", die weithin zu hören war, bevor alle anderen folgten. Ein Brauch, der bis zum Jahr 2005 in Bad Königshofen gepflegt wurde, dann aber in Vergessenheit geriet. Initiator war der Verein für Heimatgeschichte im Grabfeld, gemeinsam mit der Türmergilde. Wie die Jahre zuvor läutete an Heiligabend auch heuer zu jeder Strophe die Marienglocke, dazwischen dann das bekannte Weihnachtslied "Stille Nacht, heilige Nacht".
Wie Günther Meißner "genießt" auch Franziska Behnke diese Augenblicke, die "Stille Nacht im wahrsten Sinn des Wortes, denn es ist wirklich still am Turm und in der Stadt" fügt sie an. Gerade in der heutigen Zeit spiele auch die Sehnsucht nach Frieden auf der Welt eine Rolle, auch im Hinblick auf die Krisen und den Krieg in der Ukraine. "Und wenn man hier oben steht, dann gehen einem solche Gedanken durch den Kopf", sagt Günther Meißner.
Von: Hanns Friedrich (für die Pfarrgemeinde)