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BAD NEUSTADT
Begegnung mit Rose Ausländer
Für Jahresrückblick       -  Das Mahnmal in der Bauerngasse erinnert an die Deportation der letzten Bad Neustädter Juden am 22. April 1942.
Foto: Sonja Demmler | Das Mahnmal in der Bauerngasse erinnert an die Deportation der letzten Bad Neustädter Juden am 22. April 1942.
Karin Nerche-Wolf
 |  aktualisiert: 03.12.2019 09:42 Uhr

Das Datum dieser beeindruckenden Lesung über Leben und Werk der Lyrikerin Rose Ausländer war kein Zufall. Claudia Scheler, Leiterin der Stadtbibliothek, hatte es bewusst gewählt, um daran zu erinnern, dass vor 75 Jahren die letzten noch in Bad Neustadt lebenden Juden auf dem Marktplatz zusammengetrieben und ihrem grausamen Schicksal im Konzentrationslager Izbica bei Lublin entgegengeführt wurden. Es war der 22. April 1942.

Schrecken des Holocaust

Die Schrecken des Holocaust rückten beklemmend nah, als die Schauspielerin Cornelia Gutermann-Bauer der jüdischen Dichterin Rose Ausländer nachspürte, die 1901 als Rosalie Scherzer in Czernowitz geboren wurde und auch dort in der Ukraine dem nationalsozialistischen Wahn ausgesetzt war. Drei Jahre ihres Lebens – von 1941 bis 1944 – verbrachte sie in einem Keller im Ghetto von Czernowitz; um überleben zu können, nahm sie Zuflucht zu Traumworten. Draußen wurden die „Sterne vom Himmel geschossen“ und die Sonne begraben. Die „unendliche Sonnenfinsternis“ kostete in Czernowitz 55 000 Juden das Leben, 5000 fanden den Weg in eine Zukunft.

Lebensstationen

Schon mehrfach hat Cornelia Gutermann-Bauer in der Bad Neustädter Stadtbibliothek unter Beweis gestellt, wie mühelos sie Rollen- und Szenenwechsel beherrscht. Diesmal blieben die Gedanken immer bei Rose Ausländer, aber ein einfaches Schaltertippen veränderte die Lese-Situation: In weißem Licht erschienen die Lebensstationen, das literarische Werk und seine Auszeichnungen, aus weichem Rot erwachte rein und klangvoll die wunderbare Poesie, deren Entstehungsgeheimnis zugleich den Raum erfüllte.

Intensiver Abend

Denn Cornelia Gutermann-Bauer erläuterte auch das Verhältnis der Lyrikerin zu ihren Schöpfungen: Sie entstanden aus dem Warten, bis die Worte zu ihr kamen, und dem Gefühl, sich im Steinbruch der Worte zu bewegen. Darin hat sie Kostbarkeiten gefunden, den Trost der Bäume angenommen, was Bert Brecht angesichts so vieler Untaten nicht möglich war. Rose Ausländer hingegen war bewusst, dass keiner den Baum der Erkenntnis erkannt hat.

Es war ein großartiger, unglaublich intensiver Abend mit Cornelia Gutermann-Bauer und Rose Ausländer, für den aus dem Steinbruch der Worte eigentlich viel zu kleine Splitter in diese Zeilen eingeflossen sind.

In beeindruckender Weise widmete sich Cornelia Gutermann-Bauer Leben und Werk der Lyrikerin Rose Ausländer.Foto: Karin Nerche-Wolf
| In beeindruckender Weise widmete sich Cornelia Gutermann-Bauer Leben und Werk der Lyrikerin Rose Ausländer.Foto: Karin Nerche-Wolf
 
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