Wolfgang Klösel, Lehrer an der Kreismusikschule, der allein sieben Schüler aus seiner Klasse mitgebracht hatte und auch die Rolle des Conférenciers übernahm, begrüßte am späten Sonntagnachmittag im voll besetzten Konzertsaal von Schloss Wolzogen die Besucher. Er dankte dem AM, dass sie wie jedes Jahr den Raum nutzen durften und dankte auch Edeltraud Rapp und ihrem Team für die leibliche Versorgung. Die Schule lege größten Wert auf die Konzerte. Wer sich in den Vorspielen bewährt habe und nervlich relativ stabil sei, habe die Möglichkeit, die Konzerte zu gestalten.
14 Schüler würden in zwei Programmhälften spielen, kündigte er an. Drei Klaviergruppen der Klassen von Antje Albu und Julia Meschederu und seine eigenen seien dabei, dazu werde Gesang aus der Klasse von Henrike Rottmann, der zukünftigen stellvertretenden Schulleiterin, geboten. Die Jüngste aus seiner Klasse, die elf Jahre alte Helene Wirsing, die seit zwei Jahre Klavier spielt, eröffnete das Konzert mit dem Menuett G-Dur von J.S. Bach und der Nordischen Legende von G. Nevada, die schwer und düster klang. Die zwölfjährige Marie Keßler spielte „Episode“, ein Werk des zeitgenössischen Komponisten Manfred Schmitz aus Weimar, ein etwas gemächliches Stück. Sehr flott ertönte der „Beach Buggy Boogie“ von Martha Mier aus Florida. Das Hauptinstrument von Lea Schinski, 13 Jahre alt, ist die Geige. Seit kurzem spielt sie auch in der Klavierklasse von Wolfgang Klösel. Mit „Alte Erzählung“ knüpft Alexandre Tansman, ein polnischer Komponist, an die romantische Tradition des 20. Jahrhunderts an. Von Theo Palm, einem zeitgenössischen Komponisten aus Berlin, stammt „Do you remember“. Leicht und gefällig klang „Ninette’s Musette“ von George Nevada. Und als Zugabe spielte Lea flott „Clowns“ von Dimitri Kabalewsky.
Die „Sonatina a-moll“ von Georg Anton Benda, einem tschechischen Komponisten aus der klassischen Epoche, spielte Luise Räder aus der Klavierklasse von Antje Albu leicht und mit großer Fingerfertigkeit. „Taking it easy“ von Martha Mier war eher ruhig mit lauten und leisen Tönen im Wechsel. Michelle Priesmann, 15 Jahre alt, aus der Gesangklasse von Henrike Rottmann sang mit klarer Stimme ein nordisches Volkslied. Mit einem kräftigen Spiel bot die zwölfjährige Benita Sebold die „Kleine Erzählung“ von Manfred Schmitz, „Arietta“ von Edward Grieg, ebenfalls eine typisch norwegische Musik, und „Café de l’Opera von Theo Palm. Antonio Vivaldi ist der barocken Musik verpflichtet. Das Thema findet immer in verschiedenen Tonlagen statt, ein typisches charakteristisches Merkmal für die barocke Musik, das auch in der Klassik noch genutzt wird. Lea Schinski, Geigenschülerin von Susanne Aengeneyndt, spielte mitreißend das „Concerto a-moll“, Klavier und Geige harmonisch aufeinander abgestimmt, exzellent! Benito Klinger ist Schüler der Klavierklasse von Julia Meschederu. Er gab das „Prelude e-moll“ von Frederic Chopin. Benito als einziger männlicher Schüler hat es sehr gediegen gespielt.
Weiter ging es nach der Pause mit der 19 Jahre alten Leonie Groß, die zwei Stücke von zeitgenössischen Komponisten darbot. „All of you“ von Michael Schütz war ein sehr langes Stück, kraftvoll und temporeich gespielt. „I got Rhythm“ ist eines der bekanntesten Stücke von George Gershwin, dem Wegbereiter des Jazz, aus dem Musical „Girl Crazy“. Es war das letzte Konzert von Leonie Groß, die dann ein Studium beginnt.
Stella Wycisk spielte die schwermütige „Ballade c-moll“ von Edward Grieg, sehr leicht und jazzig dagegen „The Tramp“ von Michael Schütz. Und als Zugabe „Jazz“ des Komponisten Eduard Pütz. Debussys Musik hat eine eigene Harmonik und Rhythmik, die man vorher nicht kannte und die deutlich herauszuhören war bei „Golliwog’s Cakewalk“, den Charlize Klinger, Schülerin von Julia Meschederu, überzeugend am Klavier spielte. Zwei moderne Stücke zeitgenössischer Komponisten waren „Manhattan Skyline“ von Jürgen Moser und „Root bear Rag“ von Billy Joel, sie wurden sehr gekonnt von Na Zhan am Klavier präsentiert, temporeich, mitreißend, packend, die Finger flogen nur so über die Tasten. Ein weiteres Gesangstück lieferte die 13-jährige Celine Graf mit „I feel pretty“ von Leonard Bernstein. Nach anfänglicher Nervosität entfaltete sich ihre schöne Stimme. Den Schlusspunkt unter dieses Konzert setzte Annemarie Kreuzer, neue Lehrerin an der Kreismusikschule, die ihre zwölfjährige Tochter Antonia mitgebracht hatte und die das Geige spielen bei einem Privatdozenten gelernt hat. Erstaunlich, welche Töne das zierliche Persönchen der Geige entlockte, virtuos und vor allem lang das Spiel, und das ohne Notenblatt, schon fast profihaft.
Es war ein wunderbares Kammerkonzert auf hohem Niveau mit begabten jungen Künstlern, das sie bereits bei einem Gastspiel am Pfingstsonntag im Kloster Wechterswinkel gegeben hatten.