Auf den ersten Blick passen Orgel und Gitarre ja so gar nicht zusammen. Die Orgel, die Königin der Instrumente, ist im Kirchenraum eher dem Liturgischen vorbehalten, die Gitarre in ihrer klassischen Form ist eher ein Instrument der leisen Töne, und die E-Gitarre ist bekanntermaßen in der Rock- und Popmusik zu Hause – all das gehört eigentlich nicht zusammen.
Das dachten sich auch Steffen Link (Motten) und Florian Homberg (Estenfeld), machten sie sich doch vor gut vier Jahren einen Spaß draus, beide Instrumente zusammen zu bringen. „Es ist eine witzige Kombination, wir probieren es mal aus“, sagten sie sich. Und siehe da, es klang gar nicht so schlecht. Schnell hatten sie Geschmack gefunden am gemeinsamen Musizieren in dieser ungewöhnlichen Kombination. Sie wählten einige bekannte Stücke aus der Rock- und Popwelt und erstellten Arrangements eben für Orgel und Gitarre.
Acht Konzerte haben sie bereits gegeben. Am vergangenen Sonntag waren sie erstmals ihm Rahmen der monatlichen Konzertreihe in der Klosterkirche am Kreuzberg zu hören. Schon das Intro war vielversprechend und gab einen Vorgeschmack auf das, was noch kommen sollte. Die Klangvielfalt beider Instrument wurde vorerst nur angerissen.
Die beiden jungen Musiker haben sich beim Studium kennengelernt. Doch Musik studieren sie nicht. Biologie und Chemie auf Lehramt ist ihr Metier. Und trotzdem haben beide schon in jungen Jahren eine Leidenschaft für Musik entwickelt. Der 25-jährige Steffen Link spielt seit seinem 13. Lebensjahr Orgel, Florian Homberg (27) hat sich seit 2003 das Gitarrenspiel über Internet-Tutorials und -Workshops komplett selbst beigebracht.
Dann ging es mit „Eye of the Tiger“ gleich so richtig los. Der Song stammt von der Band Survivor aus dem Jahr 1981 und wurde für den Film „Rocky III – Das Auge des Tigers“ geschrieben. Dieser Song gilt als eine der besten Filmsongs. Legendär sind die Box-Dramen von Rocky Balboa und der dazu gehörige Sound. Steffen Link und Florian Homberg haben den Song für E-Gitarre und Orgel so gewaltig arrangiert, wie er seit den 1980er Jahren in der Erinnerung geblieben ist.
Ruhiger wurde es mit dem Stück „Wild Theme“ von Mark Knopfler (Dire Straits) aus dem Film „Local Hero“. Hier zeigten die jungen Musiker, dass beide Instrumente sowohl neben wie auch miteinander harmonieren.
Unvergesslich Freddie Mercurry (Queen) und die Bohemian Rhapsody: Dass ist unglaublich dynamisch, mit einer Opernpartitur war der Song schon 1975 eine Besonderheit.
Dann ging es in die Welt des Musicals mit „Der König der Löwen“ und dem Song „Er lebt in Dir.“ Eigentlich ist es einer der Songs, der das Musical prägte. Doch in der Klosterkirche entfaltete er eine ganz andere Wirkung und Aussagekraft.
Dass Orgel und Gitarre auch zum Träumen einladen, zeigten die beiden Musiker mit den Stücken „Albatross“ von Peter Green (Fleetwood Mac) und „Stairway to Heaven“ von Led Zeppelin. Ein Wechselspiel bot das Stück „Fix you“ von Coldplay. Und welche Möglichkeiten die E-Gitarre auch im Solo bietet, zeigte Florian Homberg mit „Samba pa ti“ von Carlos Santana. Die Rockballade „Dust in the Wind“ von der US-amerikanischen Rockband Kansas entführte in die Weiten des Wilden Westens, ist dieser Song doch inspiriert von den amerikanischen Ureinwohnern.
Und dann ging das außergewöhnliche Konzert auch schon zu Ende. Für den Abschluss hatten sie die beiden John Miles‘ „Music“ aufgehoben – ein Klassiker der Rockmusik. Der kurze und einfache Text drückt die niemals endende Liebe zur Musik aus. Bekannt sind vor allem die ersten beiden Zeilen: „Music was my first love and it will be my last“ („Die Musik war meine erste Liebe und sie wird meine letzte sein“). Nach einem sehr langsamen und getragenen Beginn begeisterte vor allem das fulminante Finale das Publikum in der Klosterkirche.
„Es ist unser Lieblingsstück“, gestand Link. Die Stücke aus der Rock- und Popgeschichte sowie der Musical- und Filmwelt suchen sie nach ihren persönlichen Vorlieben aus. Sie interpretieren und arrangieren die Stücke durch Experimentieren und Ausprobieren.
„Es ist erstaunlich, die E-Gitarre alleine klingt in der Kirche sehr laut. Aber in Kombination mit der Orgel ist es wirklich passend“, sagte Homberg.
Der Spaß an dem gemeinsamen Projekt ist den beiden Musikern jedenfalls anzumerken. Demnächst planen sie eine CD heraus zu geben.